Er war ein erfolgreicher Unternehmer, eine markante Persönlichkeit, einfach ein Stück Würzburg: Am vergangenen Samstag ist der Kaufmann Kurt Schlier im Alter von 88 Jahren gestorben.
Einfach hat es der gebürtige Würzburger in seinem Leben nicht gehabt. Mit 40 Jahren trat bei ihm eine seltene Muskelerkrankung auf, die ihn in den letzten 15 Jahren an den Rollstuhl zwang. Doch gerade da hat er gezeigt – immer wieder motiviert von seiner Frau Doris – was man mit Willensstärke, Mut und Charakter erreichen kann.
Diese Charaktereigenschaften – gemischt mit einer gewissen Dickschädeligkeit, aber auch viel Herz – haben Kurt Schlier zum erfolgreichen Unternehmer gemacht. Nach dem Abitur und seinem Einsatz im Krieg hatte er zunächst eine Banklehre gemacht, bevor er 1947 in das Geschäft in der Domstraße einstieg. Er war die vierte Generation in der Führung des 1843 gegründeten Textilhandels.
Als junger Unternehmer hat er den Wiederaufbau begleitet und das Wirtschaftswunder. Nach dem Tod seines Vater 1962 trug er die Verantwortung, das Traditionshaus mit Erweiterungen und Aufbauten für die Zukunft zu rüsten. 1970 schließlich eröffnete er in Bad Neustadt eine Filiale.
Die Stadt darf Kurt Schlier noch heute danken, dass er sich für den Bau der Tiefgarage eingesetzt und mit Kollegen eine große Summe zur Finanzierung beigetragen hat. Ihre technische und finanzielle Machbarkeit hatte die Verwaltung lange nicht für nicht möglich gehalten.
1985 trat mit seinem Sohn Carl Schlier die fünfte Generation in das Unternehmen ein. Auch die folgende Zeit war geprägt von Investitionen und vor allen von der Erweiterung des Sortiments, das heute Wäsche, Mode, Betten und Heimtextilien umfasst.
Über sein Geschäft hinaus war Kurt Schlier engagiert in seinen berufsständigen Organisationen. Unter anderem war er 20 Jahre Vorsitzender der Würzburger Werbegemeinschaft, die unter seinem Nachfolger Günter Severin zum Stadtmarketing „Würzburg macht Spaß“ wurde.
Bis zuletzt war Kurt Schlier mit Herz und Seele bei seinem Unternehmen. So mancher Kunde wird ihn gerade jetzt vor Weihnachten vermissen, wo er doch stets an den Samstagen im Advent in seinem Geschäft weilte, um mit Kunden zu plaudern. Nur zu einer Stunde hätte man ihn nie antreffen können: Samstagnachmittag war er stets in seinem Büro, wo er mit schönem Blick auf Dom und Neumünster den Glocken beim 15-Uhr-Läuten lauschte.