Ein kleines Mädchen stellt sich seinem Gegenüber. Hebt die Hand vor dessen Gesicht und hält ihn sich durch ein lautes und deutliches „Stopp“ vom Leib. Die neunjährige Clara Mehler war eines von 28 Kindern, die am Präventions-, Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurs der Gemeindejugendarbeit Waldbüttelbrunn für Kinder der Grundschule teilnahm. „Nicht mit mir!“ lautet das das durch den Deutschen Ju-Jutsu Verband initiierte, deutschlandweite und bundeseinheitliche Konzept.
Kein Zuckerschlecken war für die Eltern die Abschlusskurseinheit im Gemeindezentrum. Denn hier zeigten die Kinder nicht nur beispielhaft, was sie gelernt haben, Eltern, Geschwister und Großeltern mussten auch ganz schön einstecken, denn sie spielten die Angreifer. Überzeugend hielten sich die Kinder ihre Angreifer verbal vom Leib und wenn das nicht gelang, scheuten sie nicht davor zurück, die erlernten Schmerzreize ins Visier zu nehmen.
Gefahren erkennen und reagieren
Der Kurs sollte den Kindern helfen Gefahren zu vermeiden, gefährliche Situationen zu erkennen und sich im Notfall zur Wehr setzen zu können. Hannah von der Linden (acht Jahre alt) und ihre Freundin Amelie Schröer (sieben) hatten viel Spaß im Kurs. Obwohl Hannah Angst vor dem Durchschlagen des Holzbrettes mit dem Handballen hatte, hat sie es versucht und war umso glücklicher als sie es ohne Probleme schaffte.
Die Stärken erkennen und sich bewusst machen, um in brenzligen Situationen selbstbewusst aufzutreten, ist Hauptziel des Präventionskurses. Schwerpunkte waren Prävention durch Information, Wahrnehmung- und Verhaltenstraining. Selbstsicherheit durch Erfahren der eigenen Stärke und Selbstbehauptung durch Selbstverteidigung.
Umgesetzt wurden die Themen durch Klaus Dausacker, Trainer im Breitensport mit den Schwerpunkten Gewaltprävention und Kursleiter „Selbstverteidigung für Kinder“. Unterrichtet wurde an zwei Wochenenden in vier Trainingseinheiten, 28 Kinder der Jahrgangsstufen eins bis vier der Grund- und Mittelschule Waldbüttelbrunn. Organisiert wurde der Kurs durch Michael Langenhorst und finanziell unterstützt durch die Gemeinde Waldbüttelbrunn, das Landratsamt und den Kreisjugendring Würzburg.
Gefallen hat es nicht nur den Kindern. Nicht wenige Eltern waren überrascht, was ihre Kinder alles gelernt und verinnerlicht haben. Den Mut aufbringen, in Gefahr auch mal einen Umweg zu gehen, ohne sich feige zu fühlen, stellt immer noch eine effektive Lösung von Problemen dar ohne das Gesicht zu verlieren. Wenn das nicht geht, dann wissen die Teilnehmer jetzt auch wie sie sich den vermeintlichen Angreifer auf Armeslänge vom Hals halten. Aufrecht und mit Blickkontakt auf einen Jungen aus der Klasse zuzugehen, der nur wieder Stunk machen will, ist nicht einfach. Aber gerade Körpersprache hilft, um sich in der Gruppe zu behaupten und klar zu signalisieren: Du interessierst mich nicht, mach dich vom Acker.
Selbstbewusst und effektiv
„Ich bin begeistert“, berichtet Sabine Mehler. „Unsere Tochter Clara ist kaum wieder zu erkennen, sie sprüht vor Selbstbewusstsein.“ Für Mehlers steht fest, dass ihre Tochter weitermachen wird. Viele Statistiken belegen, dass die Opfer oft Kinder mit wenig Selbstbewusstsein sind. Schon die Körpersprache signalisiere dem Angreifer, „hier habe ich leichtes Spiel“, sagt Dausacker.
Der Kursinhalt soll Kindern vor allem die Möglichkeit geben, bedrohliche Situationen zu erkennen und zu vermeiden. Die Verhaltenswerkzeuge: Selbstbehauptung, Flucht oder Hilfe, körperliche Verteidigung durch das Erlernen leichter aber effektvoller Schmerzreize durch Verteidigungstechniken aus dem Ju Jutsu.
Die siebenjährige Fiona war mit Feuereifer dabei und zeige bei Abschlusstraining selbstbewusst ihr vom Ju Jutzu Meister Dausacker signiertes, durchgeschlagenes Brett und die Urkunde, die alle Kinder am Ende des Kurses überreicht bekamen.
Auch Bürgermeister Klaus Schmidt war beeindruckt von den Ergebnissen und sicherte den Eltern und Langenhorst auch in Zukunft seine Unterstützung für weitere Angebote zu. Die Eltern hat er bei den Fallbeispielen nicht beneidet und war sichtlich überrascht wie effektiv sich so mancher präzis gesetzter Schmerzreiz zeigte.