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Tauberrettersheim: Lautes rasseln und rattern statt Kirchenglocken: Darum wird es an Ostern in Tauberrettersheim richtig laut

Tauberrettersheim

Lautes rasseln und rattern statt Kirchenglocken: Darum wird es an Ostern in Tauberrettersheim richtig laut

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    Die elf Mitglieder des Männergesangvereins Liederkranz 1890  aus Tauberrettersheim halten die schöne Tradition des "Kärren" im Weinort aufrecht. Auf dem Bild fehlt Philipp Himmel, der kurzfristig erkrankt ist.
    Die elf Mitglieder des Männergesangvereins Liederkranz 1890  aus Tauberrettersheim halten die schöne Tradition des "Kärren" im Weinort aufrecht. Auf dem Bild fehlt Philipp Himmel, der kurzfristig erkrankt ist. Foto: Markhard Brunecker

    An diesem Karwochenende verstummen in vielen katholischen Gemeinden wieder die Kirchenglocken und mancherorts sind sogenannte "Klapperjungen" mit hölzernen Rumpeln oder Ratschen unterwegs. Auch in Tauberrettersheim (Lkr. Würzburg) gibt es diesen alten Brauch.

    Alles begann vor gut 40 Jahren. An Ostern 1983 ließ der Männergesangverein Liederkranz den alten Brauch des "Kärren" im Weinort wieder aufleben. Die Tradition besteht seit Kriegsende, geriet aber zwischenzeitlich in Vergessenheit. Deshalb marschieren Philipp Himmel, Maximilian Löber, Johannes Kutschera, Florian Walter, Elmar Löber, Victor Schulz, Christian Heiber, Alexander Hanft, Michael Götz, Martin Löber, Heinrich Körner und Burkhard Kutschera auch in diesem Jahr wieder durch Tauberrettersheim.

    Kurze Zwischenstopps mit Gesangseinlage

    Um 5 Uhr morgens am Karfreitag und Karsamstag treffen sich die zwölf Männer, um mit dem gemeinsamen "Kärren" durch die Gemeinde zu starten. Treffpunkt ist am Kreuzschlepper, dann geht es über die Waldstraße durch den kleinen Ort mit 900 Einwohnerinnen und Einwohnern.

    Die zwölf Männer kärren nicht nur gemeinsam, sondern stimmen auch Lieder an.
    Die zwölf Männer kärren nicht nur gemeinsam, sondern stimmen auch Lieder an. Foto: Markhard Brunecker

    Alle 50 Meter legen sie einen kurzen Zwischenstopp ein, stellen sich gemeinsam im Kreis auf und singen im Chor. Mancherorts ist das "Kärren" auch als "Ratschen" bekannt. Insgesamt über 90 dieser kurzen Zwischenstopps legen die Männer im Alter von 26 bis 64 Jahren ein und singen, begleitet von zahlreichem Vogelgezwitscher: "Singt Ave-Maria, mit Herz und mit Mund, singt Salve Regina alle Tag und alle Stund".

    Kärrsänger sind um eine gute Qualität bemüht

    Die Kärrsänger sind bemüht, den Brauch in einer guten Qualität auszuüben. "Wir singen zweistimmig mit Bass- und Tenorstimmen", sagt einer der Männer Michael Götz. Dem Kärren würden alle Mitglieder jedes Jahr aufs neue entgegenfiebern. Auch deshalb habe noch nie jemand seinen Einsatz in den frühen Morgenstunden verschlafen, so Götz.

    "Wir freuen uns, dass einige Mitbürgerinnen und Mitbürger unser Singen und 'Kärren' bereits in aller Frühe mit einem geöffneten Fenster erwarten", freut sich auch Burkhard Kutschera, der Organisator der Kärrgruppe. Seit 40 Jahren ist er selbst schon dabei. Über Nachwuchsprobleme macht er sich keine Sorgen, sagt er.

    Der lange Fußmarsch durch das ganze Altdorf und die neue Siedlung macht hungrig und durstig. Gegen 8 Uhr freuen sich die zwölf Männer auf das abschließende gemeinsame Frühstück bei einem der Kärrsängermitglieder. Das hat Tradition. Genauso wie die hölzernen Krachmacher selbst, die meist in Eigenleistung hergestellt werden.

    Herstellung der Ratschen hat eine lange Tradition

    Als der Brauch entstand, waren es in erster Linie Schreiner, die damals die Spindel nach Feierabend bei ihren Arbeitgebern herstellten. Einer davon war zum Beispiel Orgelbauer August Laukhuff, in Weikersheim.

    Heinrich Körner hat die Kärren, die in diesem Jahr in Tauberrettersheim in Eigenbau hergestellt.
    Heinrich Körner hat die Kärren, die in diesem Jahr in Tauberrettersheim in Eigenbau hergestellt. Foto: Markhard Brunecker

    Manche Kärren haben einen verstellbaren Anpressdruck der Schallbretter an der drehenden Spindel. Auch für Linkshänder gibt es eigens gebaute Instrumente. Diese laufen in die andere Richtung, ergeben aber den gleichen Schall. Das Herzstück der Ratsche sind die Spindel und der Zahnkranz, der beim Drehen die sogenannten Schallhölzer, bewegt. 

    Circa zwölf Stunden dauert es, bis die Instrumente aus Buchenholz und Sperrholzplatten fertiggestellt sind. Auch der 81-jährige Karl Öchsner hat schon rund 10 dieser Holzinstrumente mit unterschiedlichen Größen gefertigt. Die Kärren, die in diesem Jahr zum Einsatz kommen, wurden allerdings alle von Heinrich Körner in Eigenleistung erstellt.

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