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Leben à la carte im Schloss

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Leben à la carte im Schloss

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    Idylle pur: Im Park mit Bachlauf und Teichanlagen können die Mieter lustwandeln oder sich selbst einbringen, beispielsweise im großen Gemüsegarten.
    Idylle pur: Im Park mit Bachlauf und Teichanlagen können die Mieter lustwandeln oder sich selbst einbringen, beispielsweise im großen Gemüsegarten.

    Was wird in Zukunft hinter den Mauern des Klosters Messelhausen passieren? Diese Frage wurde jetzt beantwortet. Erstmals stellten die neuen Besitzer Kathrin Baier-Buttler und ihr Mann Stefan Buttler ihr Konzept „Service Wohnen im Schloss“ der Öffentlichkeit vor.

    Schlicht, eindrucksvoll und einladend wirkt die helle Fassade des geschichtsträchtigen Hauses. Durch das ebenfalls helle Treppenhaus geht es nach unten in den großen geräumigen Gemeinschaftssaal mit den Stuckelementen an der Decke, der unter Denkmalschutz steht. Zahlreiche Menschen von mittelalt bis älter haben sich versammelt. Sie alle interessieren sich für das Wohnen im Schloss.

    Aber wie kam das Ehepaar Buttler eigentlich dazu? „Es wurde uns angeboten und das Haus hat uns sofort gefallen“, erzählt Kathrin Baier-Buttler. Immerhin haben die beiden bereits Erfahrung mit historischen Objekten. 2011 kauften sie drei Gründerzeitbauten von den Erlöserschwestern in Bad Kissingen. Nach einer kurzen Umbau- und Renovierungsphase wurde 2012 dort die Hemera-Privatklinik für psychosomatisch erkrankte Kinder und Jugendliche eröffnet.

    Das ehemalige Kloster Messelhausen erwarben sie 2012 vom Konvent der Augustiner und wollen ihm nun eine neue Nutzung geben. Wohnen im Schloss für jedermann müsse also nicht länger ein Traum bleiben. „Es ist uns wichtig, solche historischen Gebäude zu erhalten und zu beleben“, sagt Baier-Buttler. Groß eingreifen müsse man dabei in die Infrastruktur. Elektroleitungen und sanitäre Einrichtungen sollen komplett erneuert werden, ergänzt Stefan Buttler. Und auch die Heizung. Die wird künftig über ein Blockheizkraftwerk mit Öl betrieben. Eine andere alternative Lösung mit Fußbodenheizung sei nicht möglich gewesen. „Da hätten wir die historischen Parkettböden aufreißen müssen und das wollen wir nicht“, erläutert er. Doch durch die geplante energetische Sanierung erfülle man exakt die Anforderungen der aktuellen Energiesparverordnung. Die dicken Schlossmauern und das Heizsystem sorgen für eine zeitgemäße Energieeffizienz, sagt Buttler.

    Etwa 44 Wohneinheiten sind in drei Stockwerken und in den angrenzenden Torhäusern geplant – vom kleinen Einzimmerappartement über 2- und 3- bis hin zur geräumigen 128 Quadratmeter großen 4-Zimmer-Wohnung. Einziehen kann jeder – über alle Altersgrenzen hinweg. Ein modernes Mehrgenerationenhaus. Alle Wohnungen werden mit Hilfe von zwei Aufzügen barrierefrei zugänglich sein. Dazu soll es Serviceangebote verschiedenster Art geben, wie beispielsweise Raumpflege, Wäsche-, Fahr-, Einkaufs- und Wellnessservice, Pflanzenpflege aber auch medizinische Versorgung durch Sprechstunden von Allgemein- und Fachärzten im Haus und Pflegeservice durch einen Pflegedienst. Beate Reuschlein von der Rundum Pflege in Lauda-Königshofen, einem privaten Pflegedienst, stellte dazu ein umfangreiches Angebot vor – von der Grundpflege über die Behandlungspflege bis zur stundenweisen Betreuung von Demenzkranken. Service Wohnen heißt für Baier-Buttler Wohnen a la carte. Jeder kann sich das heraus suchen, was er gerade benötigt. Zur Grundmiete kommen dann die entsprechenden Leistungen dazu. Wer keine Lust hat, zu kochen, kann einfach das hauseigene Catering nutzen. Ob es im Haus auch ein öffentliches Restaurant geben wird, stehe derzeit allerdings noch nicht fest. „Es wird hier auf jeden Fall Essen geben. Wie und in welcher Form, darüber laufen momentan noch Gespräche“, sagt sie.

    Erhalten bleiben soll auch die Schlosskapelle, ein „Meisterstück des Hochbarock“, sagt die Eigentümerin. Hier sollen weiterhin Gottesdienste stattfinden. Vor allem aber kann die Kapelle auch für Hochzeiten und Taufen gebucht werden. Auch der rund vier Hektar große Park mit Bachlauf und Teichanlagen soll in das neue Konzept mit einbezogen werden. Dort können die Mieter dann lustwandeln oder sich selbst einbringen, beispielsweise im großen Gemüsegarten. Die Früchte des Obstgartens wird die Familie selbst nutzen und zu Saft oder Schnaps verarbeiten. Im Park legt auch Stefan Buttler gerne selbst Hand an. So will er sich und seine Familie an den Ort anbinden. Ein Schlossbesitzer im feinen Zwirn sei er ohnehin nicht, betont der Architekt mit Büro in Würzburg und Wohnsitz in der Nähe von Bad Kissingen. Wohnen will die Familie aber selbst nicht im Schloss. „Wir haben unseren Familienmittelpunkt in der Rhön, da wird er auch bleiben“, sagt Kathrin Baier-Buttler.

    Am Ende der Veranstaltung kommt noch eine ältere Dame. Sie hoffe, dass sie nicht zu spät dran sei, sagt sie völlig abgehetzt. Immerhin wolle sie hier bald einziehen. Natürlich nimmt sich da der neue Eigentümer noch ein wenig Zeit. Bereits in einem knappen Jahr, im Juni 2015, soll das Schloss bezugsfertig sein.

    Geschichte des Barockschlosses Messelhausen

    Anfang des 13. Jahrhunderts wurde das Schloss erstmals urkundlich erwähnt. Zu Beginn war es nur ein Burgstall und gehörte den Grafen von Hohenlohe.

    1525 wurde das Schloss im Bauernkrieg von aufständischen Bauern niedergebrannt und danach wieder aufgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es erneut zerstört, ebenso 1688 durch die Franzosen.

    Schloss und Dorf Messelhausen kamen 1530 über die Herren von Tottenheim und Thüngen an die Familie Zobel von Giebelstadt zu Darstadt. Johann Franz von Zobel erbaute 1699 das Schloss im Rokoko-Stil mit See und Zugbrücke. Von 1740-1744 entstand das jetzige Barock-Schloss. Anfang des 19. Jahrhunderts verkam das Schloss fast zur Ruine, der Garten verwahrloste.

    Friedrich von Zobel beschloss 1829, das Gebäude zu sanieren. Der Garten bekam exotische Bäume und Sträucher, außerdem Treibhäuser und zwei Bassins mit Goldfischen und Fontänen.

    Der Augustinerorden erwarb das Schloss 1932 und übernahm die Pfarrseelsorge für den Ort. Zwischen 1947 und 1956 war das Kloster Sammelpunkt vertriebener Augustinerbrüder und deren Angehöriger. 1956 wurde das Haus modernisiert, 1987 grundlegend renoviert und 1998 das Dachgeschoss ausgebaut. Seit 2013 ist das Schloss im Privatbesitz. ww

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