Als Vorstandsmitglied Klaus Weippert einige Mitglieder auf die Bühne bittet, wird im Saal geklatscht und gepfiffen. Man kennt sich, und das teilweise schon bemerkenswert lange. 28 der anwesenden Mitglieder der Siedlervereinigung Würzburg-Heidingsfeld Lehmgrubensiedlung sind seit 25 Jahren dabei, zehn seit 40 Jahren, fünf seit 50 Jahren. Die Dauer der Mitgliedschaft von Elisabeth Blatterspiel, Manfred und Emma Zoll, Ludwina Geßner, Franz und Anna Schmitt beträgt sogar 60 Jahre, den Rekord hält jedoch Emma Röthlein, die sich dort seit 1947 engagiert - stolze 72 Jahre.
"Man kann es gar nicht hoch genug einschätzen, wenn sich Menschen für andere einsetzen", sagt der stellvertretende Bezirksverbandsvorsitzende Christian Roth am Samstag bei der Feier im Siedlerheim. Die Geehrten bekommen neben einer Urkunde Bocksbeutel und Orchideen geschenkt, den 60er Jubilaren werden zusätzlich goldene Nadeln ans Revers geheftet. Die Siedlervereinigung feiert am Samstag aber nicht nur ihre Jubilare, sondern gleichzeitig auch das 25-jährige Bestehen ihres Vereinsheims.
Gründung in politisch instabiler Zeit
Oberbürgermeister Christian Schuchardt erinnert in seinem Grußwort an die Geschichte der Lehmgrubensiedler, daran, wie ab dem Jahr 1932, dem Gründungsjahr des Vereins, die heutige Lehmgrubensiedlung zunächst als "Kupsch-Siedlung" inmitten einer politisch unsicheren Zeit mit hoher Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot zur Verbesserung der Lage von Arbeitslosen und Familien mit Kindern gebaut wurde - und zwar von den zukünftigen Wohnungsbesitzern selbst. Das sei Hausbau unter schwierigen Bedingungen für Menschen mit viel Zeit und wenig Geld gewesen.
Ein Vereinsheim hatte der Verein lange Zeit nicht, erzählt Vorsitzender Wolfgang Kleist. Nachdem der Pfarrsaal der Gemeinde "Zur Heiligen Familie" und die ehemalige Jugendherberge in der Lehmgrubensiedlung als Treffpunkte nicht mehr zur Verfügung standen, habe sich der Verein auf Anraten des damaligen Oberbürgermeisters Jürgen Weber dazu entschlossen, selbst ein Heim auf dem freien Platz "hinter dem Futterhäusle" zu bauen. 15 Monate dauerte der Bau, die Einweihung fand am 1. Juli 1995 statt.
Vereinsmitglieder stemmten eine Herkulesaufgabe
Es wird klar: Viel haben die Mitglieder des Vereins in Gemeinschaft gestemmt. Vom Einwerben von Geldern für den Bau des Vereinsheims über die Planungen und den Bau durch die Mitglieder selbst. Als "Herkulesaufgabe" bezeichnet Kleist diese Unternehmung und in ihren Anfängen auch als "Rentnerbeschäftigung", vor allem von Vorruheständlern.
"Jetzt haben wir die Aufgabe, das Heim zu erhalten", sagt Kleist. Garage, Grillbude und Theke wurden erst kürzlich renoviert, der Platz vor dem Heim neu gepflastert, der Innenraum mit Beamer und neuer Technik ausgestattet. Wie in manch anderem Verein sinken auch bei der Siedlervereinigung die Mitgliederzahlen, Leitungsfunktionen werden jetzt schwerer besetzt als noch vor einigen Jahren. Die Siedlervereinigung und die Vorteile für ihre Mitglieder – etwa die Möglichkeit, Gartengeräte auszuleihen – seien noch nicht bekannt genug, meint Roth.
Am Samstag wurde aber erst einmal gefeiert, und das auch musikalisch: Mit "Rote Rosen, rote Lippen" und "Sierra madre del sur" trugen die Sänger des Siedlerchors ihren Teil zum Fest bei.