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Lesergärten: Verwunschen und wohnlich

Ochsenfurt

Lesergärten: Verwunschen und wohnlich

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    Voll bespielbar: Auch die Kinder der Familie Karl in Sulzdorf haben ihren Spaß im Garten.
    Voll bespielbar: Auch die Kinder der Familie Karl in Sulzdorf haben ihren Spaß im Garten. Foto: Foto: Antje Roscoe

    Wie eine trutzige Mauer schützt die Thuja-Hecke den Garten der Familie Karl vor dem Lärm der Staatsstraße und vor langen Hälsen. Doch die Sulzdorfer öffnen ihr grünes Wohnzimmer am Tag der offenen Gartentür am 30. Juni.

    Unspektakulär der Baustil, der Vorgarten vielleicht ein bisschen wild: Von der Vogelstraße her lässt sich kaum erahnen, wie gemütlich es hinter dem Haus ist. Das hat mit dem lichten Schattengrün der alten Apfelbäume zu tun, mit der schützenden Kraft des Ahorns und der fedrigen Leichtigkeit der Trauerweide. Zwischen grüner Thuja-Wand und Buchs-Saum erinnern wildromantische Stauden-Rabatten, alte Flieder, Spiere und Perückenstrauch an einen verwunschenen Park. Für die großen Beetgevierte wird Buchsbaum als Schutz gegen flach geschossene Fußbälle zum ordnenden Kontrast. In den Staudenbeeten aber lebt reges Miteinander, vornehmlich in Blau, Weiß und zarten Rosétönen an Farn, Efeu oder Funkie.

    Akelei bildet die Vorhut für Herbstanemonen. Vergissmeinnicht, Glockenblumen, Storchschnabel und Iris lugen gerade aus einem Teppich sattgrünen Efeus. Katzenminze, Lavendel, Rote Spornblume und allerlei Kräuter bevölkern die Steine der seitlichen Sonnenterrasse. Wibke Salomon-Karl liebt das Experiment und die Vielfalt. Sie hat meist verschiedene Sorten in ihrer Sammlung. Bei den jüngeren Pflanzungen gibt das Gartentagebuch Aufschluss, was wann gepflanzt wurde und wie es heißt. Salomon-Karls Lieblinge sind die Wildrosen oder Strauchrosen mit einfachem Blütenstand wie die cremeweiße Nevada und Ramblerrosen wie Bobby James hoch oben im Apfelbaum. Gerade hat Rosa Rugosa Alba die ersten Blüten aufgemacht. Die purpurfarbene Moje Hammarberg hat die ideale Kombination: Duft, ausdauernde Blüte und Hagebutten.

    Eine gewisse Selbstständigkeit und Robustheit, wie sie der Storchschnabel Rozanne zeigt, erwartet Wibke Salomon-Karl von ihrem Garten. Und nicht zuletzt muss dieser auch für die Kinder Jannis und Miriam sowie Schnauzer Smilla taugen. Die Baumschaukel in der Weide mit Rasenpfütze darunter, Fußballtor, Kinder-Beete und Farben für allerlei Steine zeugen von seiner Bespielbarkeit. Im Gegenzug hat die Agraringenieurin die Beete mit Pflanzen ausgerüstet, die einerseits robust, andererseits für Schnecken uninteressant sind. Eine natürliche Eigendynamik hat in Rabatten und Staudenbeeten das nonchalante Miteinander hervorgebracht. Unkraut hat hier meist schon gar keine Chance.

    „Pflegeleichtigkeit“ trifft aber nicht wirklich zu. „Naturnah“ passt wohl eher, wenn Selbstvermehrung oder Wanderungen mit Spannung beobachtet werden, wenn alles ohne Kunstdünger und Pflanzenschutz auskommen muss. „Ökologisch unbedenklich“, wenn es eine Ecke gibt, in der die Raupen Brennnesseln finden und Natursteine in allen Größen das beherrschende Gestaltungselement sind. „Unkonventionell“, wenn Kraut und Samenstände der Stauden über den Winter stehen bleiben, weil es so schön ist, wenn der Schnee darauf liegt.

    Der Wilde Wein am Haus ist ein Plädoyer für Fassadenbegrünung. Er nimmt dem Bau vom Anfang der 80er Jahre die Wuchtigkeit, passt ihn ein in die romantische Verwunschenheit des Gartens. An der Gartenterrasse wird der Übergang von drinnen nach draußen fließend, wo das Laub wie eine Wimpelkette von der Fassade hängt, wo der Pflanztisch auch beim Grillen mit Freunden behilflich sein darf.

    Ein Garten ist ein ständiger Prozess, sagt die Agraringenieurin und greift ab und an ein, wenn die Ästhetik ins Wanken kommt: „Ich probiere viel aus. Was kommt wieder? Was gefällt?“ Die Alltagstauglichkeit von Pflanzen wird am Zeitplan einer Berufstätigen mit zwei Kindern gemessen. Wer verhätschelt werden will, hat keine Chance.

    Der Spielrasen war ursprünglich beherrschend auf den 600 Quadratmetern. Seit aber die Gartenleidenschaft durchgebrochen ist und der Garten vor sieben Jahren zur Installation der Erdwärme-Anlage „ganz platt“ war, hat sich viel verändert. Und für neue Ideen ist man immer offen.

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