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WÜRZBURG: Letztes Feierliches Gelöbnis von Grundwehrdienstleistenden am Marktplatz

WÜRZBURG

Letztes Feierliches Gelöbnis von Grundwehrdienstleistenden am Marktplatz

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    Zum letzten Mal: Abschreiten der Ehrenfront auf dem Würzburger Marktplatz. Von links: Oberbürgermeister  Georg Rosenthal, Divisionskommandeur Erhard Drews und General a.D. Harald Kujat.
    Zum letzten Mal: Abschreiten der Ehrenfront auf dem Würzburger Marktplatz. Von links: Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Divisionskommandeur Erhard Drews und General a.D. Harald Kujat. Foto: Foto: thomas obermeier

    Die Bundeswehr ist nach 55 Jahren erfolgreichem Einsatz für den Frieden im Umbruch. Ein historischer Punkt in der Geschichte der deutschen Armee wurde am Donnerstagabend auf dem Würzburger Marktplatz mit einem letzten Feierlichen Gelöbnis von über 200 Grundwehrdienstleistenden gesetzt.

    Auch wenn von einem „Aussetzen der Wehrpflicht“ die Rede ist, die Insider gingen an diesem Abend alle fest von einer Berufsarmee in der Zukunft aus. Gastredner General Harald Kujat, ehemals Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, war auch der Meinung, dass die Wehrpflicht mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wieder eingeführt wird. Damit ging für ihn eine Tradition zu Ende, die vor 200 Jahren schon mit dem preußischen Heeresreformer Generalfeldmarschall von Gneisenau begann.

    Sieht man davon ab, dass Angehörige der Rekruten aus ganz Deutschland zum Gelöbnis angereist waren und schon zuvor bei einem Gottesdienst den Dom füllten, war das Interesse der Würzburger Bevölkerung eher mäßig. Großzügig geschätzt säumten einschließlich der Ehrentribünen maximal 1500 Besucher diese letzte Militär-Zeremonie. Nicht den leiseste Protest gab es am Rande, wie das bei solchen Angelegenheiten in den 80er Jahren noch Gang und Gäbe war.

    Einschließlich der Rekruten der Division Luftbewegliche Operationen (DLO) aus den Standorten Veitshöchheim (4. Fernmeldebataillon), Hardheim (Sicherungsbataillon) und Roth (Heeresfliegerstaffel) gab es kaum jemanden, der am Sinn des gesellschaftlichen Auftrags Zweifel hatte. So war es ein letztes, eindrucksvolles militärisches Schauspiel. Vielleicht hatte das nasskalte, düstere Wetter sogar besser gepasst als ein frühlingshafter Märztag. Denn so kamen die Fackelträger, die sich zuerst postierten, deutlich besser zur Geltung. Im dumpfen Gleichschritt formierten sich dann die Einheiten der Rekruten. Das Geraune im Publikum verstummte, als die bekannt schneidenden Befehle „Abteilung Halt, Stillgestanden, Habt acht, Augen . . .“ ertönten, ähnlich wie beim Einmarsch der Fahnenabordnungen und dem Ehrenzug mit dem Heeresmusikkorps 12.

    Natürlich gab es kein „Smoke on the Water“ wie beim Ausscheiden von Verteidigungsminister zu Guttenberg. Es wurden die Traditionsmärsche der Bataillone gespielt. Der Coburger Marsch für die DLO, des Großen Kurfürsten Reitermarsch für die Fernmelder und vor dem Gelöbnis der Choral „Wir treten zum Beten“. Natürlich gehörte das Abschreiten der Front zum Ritual. Das war DLO-Kommandeur Generalmajor Erhard Drews, Gastredner General a. D. Harald Kujat und Oberbürgermeister Georg Rosenthal vorbehalten. Der fühlte sich da freilich sichtlich unwohl, weil solches Frontabschreiten nicht zu seinem Alltagsgeschäft gehört und im Gegensatz zu den hochrangigen Militärs die Situation der Hände ungeregelt ist.

    Schon Drews betonte in seiner Begrüßung, dass die Bundeswehr vor einem großen Umbruch und einer großen Herausforderung stehe. Es gelte die Weichen für moderne Streitkräfte zu stellen. Dieses letzte feierliche Gelöbnis in Franken sei ein Schlusspunkt.

    Kujat: „Magie des Augenblicks“

    Für General Kujat hatte das Gelöbnis eine „Magie des Augenblicks“, weil hier von den Soldasten „eine persönliche Bindung zum Staat“ geschaffen wurde, auch zur Demokratie. Das sei der Augenblick für die Rekruten, wo sie bezeugen, selbst Verantwortung für den Staat zu übernehmen. Es gehe um ein Bekenntnis, den Frieden zu dienen. Die Zweifel an der Zukunft der Bundeswehr waren aus Kujats Worten deutlich zu hören. Wird sie ihr Niveau halten können, fragte er, oder kehrt sie zurück zu einer „Unterschichten-Armee“ . Jedenfalls seien die Aufgaben vielfältiger und komplexer geworden, ein Instrument der Außenpolitik.

    Am Sinn des Grundwehrdienstes ließ der Sprecher der Rekruten, Philipp Rudolfi von den Veitshöchheimer Fernmeldern keinen Zweifel. Motivation war für ihn die Pflicht zum Staat, neue Erfahrungen und die Zukunft der Bundeswehr. Vieles habe man schon in der Grundausbildung gelernt. Dazu gehöre, einander in der Gemeinschaft zu helfen, sich intern unterzuordnen und Aufgaben gemeinsam zu erfüllen, die man sich allein nicht zugetraut hätte.

    Beim anschließendem Empfang im Rathaus betonte Oberbürgermeister Georg Rosenthal, die Bundeswehr habe ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft und er hoffe, dass das auch so bleibe. Die vielen Jahrzehnte in Frieden wären ohne die Bundeswehr nicht möglich gewesen. Gerade wenn sich die Bundeswehr jetzt zur Einsatzarmee entwickle, brauche sie besonders die Unterstützung der Bevölkerung. In Bezug auf die offene Zukunft des Standorts Veitshöchheim und die Bundeswehrverwaltung in Würzburg sprach er eine Einladung aus: „Es gibt keinen besseren Standort“.

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