Eibelstadt hat im Sommer 2020 mit dem Freizeitgelände Mainlände ein adaptives Beleuchtungssystem in Betrieb genommen. Es gilt als städtisches Pilotprojekt zur Reduzierung von Strom, Kosten, Lichtverschmutzung und der CO2-Bilanz. Und: die Bilanz kann sich sehen lassen.
Wer nachts an der Mainlände spazieren geht, hat auf seinem Weg das gewohnte Licht der Straßenlampen. Eine Minute später ist es wieder auf zehn Prozent seiner vollen Leistung reduziert. "Lauflicht" nennt man es im Fachjargon, eine durchaus doppeldeutige Bezeichnung für diese Art adaptiver Straßenbeleuchtung, die sich am Bedarf orientiert. Die 21 Lichtpunkte auf dem Areal aktivieren sich gegenseitig, sobald mittels Infrarot-Technik entsprechende Bewegungen festgestellt sind. Das Licht zum Laufen läuft also mit. "Im Vergleich zu normalen LED-Straßenbeleuchtungen", bilanziert Bürgermeister Markus Schenk, "bringt das nochmal 50 bis 55 Prozent Ersparnis". Und die mit der Unfallhaftung verbundene DIN für die Straßenbeleuchtung sei erfüllt.
"Es war eine Idee unseres Münchner Architekturbüros Mahl.Gebhard.Konzepte, die wir aufgenommen haben", berichtet Schenk. Die Würzburger Stadtwerke WVV als örtlicher Energieversorger wurden dann mit der Umsetzung beauftragt. Wie die Auswertung der inzwischen gewonnenen Daten zeigt, sei die reduzierte Ausleuchtung in 3200 der insgesamt 4100 Betriebsstunden eines Jahres aktiv. Rund 900 Stunden habe es die volle Beleuchtung mit 22,8 Watt gegeben. Schenk spricht von jeweils nochmals 50 Prozent Ersparnis im Vergleich zu normaler LED-Technik beim Stromverbrauch und bei den Stromkosten. Die CO²-Bilanz falle um 31 Prozent günstiger aus. Schenks Fazit: "Die adaptive LED-Beleuchtung ist um 52 Prozent effizienter als herkömmliche Beleuchtung mit LED". Ökologisch sei es auch sinnvoll, denn es störe die Tierwelt am Main so wenig wie möglich. Auf Vögel oder Igel reagieren die Leuchten der intelligent vernetzten IoT-Zukunftstechnologie (Internet of Things) nicht.
Nicht an jeder Stelle ist das Lauflicht zweckmäßig
Überall sei das Lauflicht allerdings nicht zweckmäßig. "Wo es keinen Sinn macht, ist an einer Hauptstraße, wo permanent Bewegung stattfindet", schränkt der Bürgermeister ein. Aber im neuen Wohnbaugebiet Beckenweinberg wurde es installiert. Eine Ring- und eine Stichstraße waren dort neu auszurüsten. In anderen Siedlungsgebieten könne nachgerüstet werden, sobald Leuchtmittel zu ersetzen sind. Die Stadt hatte die Straßenbeleuchtung 2016 bereits auf LEDs umgestellt. Bei der Entwicklung der Mainlände habe sich die Chance geboten, mit der parallel aufgekommenen Technik der adaptiven Beleuchtung einen Schritt weiter zu gehen, so Schenk, der sich damit in der Spitzengruppe der in diesem Bereich fortgeschrittenen Kommunen bewegt. "Die breite Masse hat es sicher nicht", meint er.
Tatsächlich haben andere Kommunen die Investition in LED-Lampen noch vor sich, obwohl sie sich in wenigen Jahren durch die enormen Einsparungen an Stromkosten amortisiert. Die Technik habe sich in den letzten Jahren stark entwickelt, der Markt ist in Bewegung, beobachtet Schenk. Er gehe davon aus, dass die Produktion der Sensor-gesteuerten LEDs mit steigender Nachfrage günstiger wird. So wie bei den neuen Strahlern am Sportgelände erwarte er, dass sich auch bei der Beleuchtung für historische Gebäude bald neue Möglichkeiten ergeben.
Bayerischer Rundfunk hat über Eibelstadt berichtet – Anfragen häufen sich
Vor zwei Jahren war Eibelstadt die erste Kommune in der Region, die adaptive Leuchten installiert hat. Seit der Bayerische Rundfunk kürzlich über Eibelstadts Vorreiterrolle berichtete, häufen sich die Anfragen der Kollegen sowohl im Rathaus als auch bei der WVV zu technischen Features und Projektbeschreibungen. "Ich muss mich um die Unterlagen kümmern", sagt er, was den Umfang der Anfragen ganz gut beschreibt. Inzwischen wollen Kommunen nicht nur – wenn möglich – Kosten sparen, sondern vor allem auch Strom.
