Offiziell weiß man beim Ordnungsamt nichts von dem geplanten Bordell nahe eines Baumarkts und einer Tankstelle. Horst Waibel, Chef des Amtes, ist nach eigenen Angaben zwar bekannt, dass es Bestrebungen gibt, im Neuen Hafen Prostituierte anzusiedeln. Das wäre legal, weil der Hafen außerhalb des Sperrgebiets für Liebesdienerinnen liegt. Für das Haus in der Paradiesstraße 16 c liegt bei der Stadtverwaltung aber noch kein Antrag auf "Nutzungsänderung" vor. Und den müssten die neuen Mieter einreichen. Denn die Immobilie diente bislang nie als "bordellartiger Betrieb". Früher war hier die Schlosserei des Hausbesitzers, zuletzt ein Reifenhandel untergebracht.
Nach Informationen der MAIN-POST handelt es sich bei den neuen Mietern der Immobilie um zwei Männer aus Würzburg, die im Rotlicht-Milieu bislang keine große Rolle gespielt haben. Es gibt Gerüchte, nach denen ausländische Geldgeber hinter ihnen stehen.
Der Eigentümer des nun mit rosa und weißer Farbe aufgefrischten Gebäudes gab sich gegenüber der MAIN-POST zurückhaltend. "Ich habe das Haus vermietet", sagte er, "was rein kommt, weiß ich nicht." Von den Mietern kenne er nur die Vornamen. Auf Nachfragen gab er an, dass "ins obere Stockwerk ein Single-Club" einziehen werde. Bei den Betreibern soll es sich um Nürnberger handeln.
Die Räume im Erdgeschoss und in der ersten Etage der dreistöckigen Immobilie sind für weitere Prostituierte vorgesehen. Im Würzburger Rotlicht-Milieu befürchtet man, dass osteuropäische Zuhälter ihre Damen hier unterbringen wollen.
Allerdings sind durch die am 9. Juli 2004 in Kraft getretene neue Sperrbezirksverordnung der Regierung von Unterfranken auch Würzburger Liebesdienerinnen "heimatlos" geworden. Nach Angaben von Ordnungsamts-Chef Waibel wurde der Sperrbezirk zum ersten Mal seit 1985 "auf neue Siedlungsgebiete erweitert". So ist die Prostitution dort, wo sie bislang erlaubt war, nun verboten. Zum Beispiel im Gebiet um die Fraunhoferstraße und im Pilziggrund in Lengfeld, in der Dürrbachau, im Heidingsfelder Sterntalerweg und in den Neubaugebieten am Waldfriedhof und in Rottenbauer-Nord. Die neue Verordnung trägt einer Vorschrift Rechnung, nach der Prostitution in Wohngebieten nicht erlaubt ist.
Sobald die Nutzungsänderung für das Haus Paradiesstraße 16 c im Rathaus eingeht, will Waibel "die Polizei zu den Plänen befragen". In seinen Augen ist der Neue Hafen als Standort für ein neues Bordells problematisch. "Die ZAST ist gleich gegenüber", sagt er, "da muss man sich fragen, ob das eine gute Kombination ist." Im Übrigen ist Waibel der Meinung, dass die vier vorhandenen Bordelle in der Gattinger- und in der Randersackerer Straße "für Würzburg genug sind".
Eine Handhabe gegen ein fünftes Freudenhaus hat die Stadt aber kaum: Kommunen über 30 000 Einwohner müssen innerhalb bestimmter Grenzen Prostitution zulassen. In Würzburg sind das zum Beispiel die Industriegebiete Gattingerstraße und Würzburg-Ost, das Gewerbegebiet Heuchelhof, der Waschplatz in der Zellerau, das Gebiet um den Schlachthof - und der Neue Hafen.
Das ist im Rotlicht-Milieu natürlich auch kein Geheimnis. Und so sollen einschlägig bekannte Herren aus Nürnberg bereits Verhandlungen über die Anmietung einer weiteren Immobilie im Hafen führen.