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SOMMERHAUSEN: Lindners schwarz-weiße Welt der Scherenschnitte

SOMMERHAUSEN

Lindners schwarz-weiße Welt der Scherenschnitte

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    In der Werkstatt: Frank H. Lindner arbeitet mit Schere und Skalpell an einem seiner Motive.
    In der Werkstatt: Frank H. Lindner arbeitet mit Schere und Skalpell an einem seiner Motive. Foto: Foto: Franziska Lindner

    In der gemütlichen Stube des Künstlers hängen Ortsansichten aus der näheren Umgebung Sommerhausens, fränkische Wein- und Trinkszenen, Sagen und Märchen. Auch Schattenrisse rund um die Natur schmücken den Raum.

    Und doch unterscheiden sich die Werke des 47-Jährigen von den klassischen Scherenschnitten. „Ich füge die Bilder in einen Hintergrund ein, der mit Grafitstaub auf einem Flies- oder Japanpapier erzeugt wird“, erklärt er. Eine Technik, die er sich von seiner Mentorin Irmingard von Freyberg abgeschaut hat.

    Frank H. Lindner und „die Baronin“ – wie sie die Sommerhäuser nennen – wohnten in den 60er und 70er Jahren zusammen unter einem Dach in der Brückenstraße. „Oft schickten meine Eltern meinen Bruder und mich hoch in ihr Wohnatelier. Es wimmelte dort nur so von Raritäten“, erzählt er und schwärmt von dem alten Spielzeug und den vielen Holz- und Tonfiguren. „Es war wie ein Paradies für mich.“

    Nicht selten bekamen die beiden Buben auch einen Klumpen Ton oder Schere und Papier von der Baronin in die Hand gedrückt. Damit sie selbst mal was ausprobieren konnten. „Vor allem die Kunst aus leblosen Schatten lebendige Bilder zu schaffen, bewunderte und ahmte ich nach“, erinnert sich Frank H. Lindner an seine Kindheit.

    Im Frühjahr 1985 verstarb Irmingard von Freyberg. Gut ein Jahr nach ihrem Tod, erwachte beim Anblick ihrer Werke, bei Lindner der Wunsch, diese Kunst in Sommerhausen nicht aussterben zu lassen. Also beschloss er, in die Fußstapfen der Baronin zu treten. Zunächst kopierte er ihre Werke mit kleinen Abänderungen. Nur die große Ortsansicht von Sommerhausen nicht. Das bekannteste und beliebteste Werk der Baronin, sollte einzig und allein ihres bleiben.

    Mit der Zeit kamen neue Motive hinzu, die ganz der Kreativität Lindners entsprungen sind. Mittlerweile hat er über 80 eigene Scherenschnitte kreiert. Jedes Jahr kommen etwa zwei bis drei weitere Bilder dazu. Sein beliebtestes Motiv sind Gratulanten auf dem Weg zum Jubilar, das oft zum Geburtstag verschenkt wird. Besonderes Fingerspitzengefühl und eine ruhige Hand braucht der Künstler, wenn er sich mit dem abendlichen Treiben am Blauen Turm beschäftigt, oder wenn er die große feuchtfröhliche Weinprobe in Sommerhausen schneidet. „Das sind Themen, die abwechslungsreich und sehr detailliert und filigran gearbeitet sind“, so Frank H. Lindner. Und die Sommerhäuser Wirte scheinen das Bild der frohen Zecher in Franken zu mögen, denn es gibt kaum ein Gasthaus, wo dieser Schattenriss nicht zu finden ist. Einmal im Jahr stellt Lindner auf der Hobbykünstlerausstellung im Rathaus in Sommerhausen aus. Seine Werkstatt steht offen für Interessierte. Auch auf dem Sommerhäuser Weihnachtsmarkt zeigt Lindner an jedem Adventswochenende seine Arbeiten.

    Irmingard von Freyberg

    Die Baronin wurde am 16. Januar 1907 in München geboren. Ihre Eltern führten sie schon früh in die Kunst-und Kulturzentren der Stadt ein. Zuerst wollte von Freyberg Schauspielerin werden, doch ihre Eltern schickten sie auf die Staatsschule für angewandte Kunst. Dort studierte sie Gebrauchsgrafik, Buchschmuck und Bühnen- und Kostümbildnerei. Die Schauspielerei ließ sie jedoch nie los und führte sie schließlich nach Sommerhausen, wo sie auf Luigi Malipiero traf. Er bat sie auch, sich um das Torturmtheater zu kümmern. Nach einem Jahr endete die Zusammenarbeit. Sie blieb in Sommerhausen und widmete sich zunehmend der Scherenschnittkunst. Ihre Werke sind weit über Sommerhausen beliebte Sammelobjekte. Darüber hinaus gestaltete sie mehr als 60 TV-Schattenspiele für den Norddeutschen Rundfunk. Am 29. März 1985 starb Irmingard von Freyberg in Sommerhausen, wo sie auch begraben ist.

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