Viele Menschen wollen oder können bei der Bundestagswahl am 23. Februar ihre Stimme nicht im Wahllokal abgeben, sondern erledigen das vorab per Briefwahl. Wie stark wurde die Briefwahl in der Region nachgefragt und welche Herausforderungen gab es? Diese Redaktion hat sich bei fünf Gemeinden im Landkreis Würzburg umgehört.
"Bei uns sind rund 4000 Anträge zur Briefwahl eingegangen – damit haben wir nicht gerechnet, bei der Bundestagswahl 2021 war die Zahl nicht so hoch", sagt Nadine Klinger, Wahlleiterin der Gemeinde Höchberg. Bei 7300 Wahlberechtigten seien 4000 Anträge sehr viel, der Trend gehe eindeutig zur Briefwahl. Zusätzlich rechnet sie mit 500 bis 700 Menschen, die am Sonntag in Höchberg ihre Stimme direkt in einem der vier Urnenwahllokale abgeben.

Das vorzeitige Aus der Ampelkoalition hatte für die Organisation der Wahlen weitreichende Folgen: Innerhalb weniger Wochen mussten Wahlhelfer gefunden, Wahllokale eingerichtet und Millionen von Wahlbenachrichtigungen erstellt und verschickt werden. Während man im Normalfall dafür mehrere Monate Vorlaufzeit hätte, waren es jetzt nur wenige Wochen. Da erst am 30. Januar die endgültigen Wahlvorschläge feststanden, konnte die Stimmzettel erst danach gedruckt und an die Gemeinden verschickt werden. Dort sind sie am 7. Februar angekommen.
Express-Brief aus Übersee kostet bis zu 80 Euro
"Wir haben viel Ärger abbekommen und viel telefonieren und erklären müssen, das war sehr heftig", sagt Nadine Klinger. Einige Bürger, die vor dem 7. Februar Briefwahlunterlagen im Rathaus abholen wollten, hätten nicht verstanden, dass sie sie nicht direkt mitnehmen konnten, weil sie noch nicht da waren.
Briefwahlunterlagen, die ins Ausland gingen, konnten zum Teil per Kurierdienst der Länder zurückgeschickt werden. Der Brief wurde zunächst an das Auswärtige Amt und von dort aus per Kurierdienst in die jeweilige Gemeinde in Deutschland gesendet. Mit den Nachbarländern habe das Verschicken der Briefwahlunterlagen gut geklappt, so Klinger. Für diejenigen, die ihre Unterlagen aus Übersee rechtzeitig auf den Weg bringen wollten, sei es schwieriger gewesen. "Man kann den Brief per Express verschicken, das kostet aber zwischen 70 und 80 Euro."
Briefwahl beliebter als Urnenwahl
In Veitshöchheim wurden rund 3900 Briefwahlunterlagen herausgegeben – direkt vor Ort im Rathaus, per Post oder online, so Wahlleiter Martin Markert. Bei 7500 Wahlberechtigten im Ort sei dies sehr viel – "die Briefwahl ist sehr beliebt". Bei der Urnenwahl am Sonntag rechne man mit bedeutend weniger Menschen, die ihre Stimme abgeben wollen.

Als am 7. Februar, einem Freitag, die Stimmzettel in den Gemeinden ankamen, war Akkordarbeit angesagt: "Die Unterlagen, die ins Ausland gingen, haben wir noch am selben Tag fertig gemacht und rausgeschickt", so Markert. Für die Wahlunterlagen nach Übersee sei die Zeit sehr knapp bemessen gewesen. "Eine Frau aus Amerika hat sich zum Beispiel am 19. Februar bei uns gemeldet, weil die Unterlagen noch immer nicht angekommen waren."
90 Wahlhelfer in Veitshöchheim im Einsatz
Ab dem 7. Februar habe ein Team von sieben Personen innerhalb von eineinhalb Tagen rund 3500 Anträge nachbearbeitet – das heißt, die Wahlscheine ausgedruckt, die Briefwahlunterlagen zusammengepackt und zur Post gebracht.
"Die Post stellt noch bis Sonntag, 18 Uhr, die zurückgesendeten Briefwahlunterlagen zu", sagt Markert. Bis dahin würden auch die Briefwahl-Postkästen in den Gemeinden geleert. "Der Umschlag mit dem Stimmzettel kommt dann in die verschlossene Urne und wird, genau wie die anderen Stimmen, bis 18 Uhr nicht angerührt." Insgesamt sind laut Markert in Veitshöchheim 90 Wahlhelfer im Einsatz.
Im Wahlbüro Aub kehrt erst heute Abend Ruhe ein
Katja Löhr sei eigentlich im Standesamt Aub tätig, kümmere sich bei dieser Wahl jedoch um die Wahlorganisation und Wahlvorbereitung. In der Auswahl der Wahlhelfer und Wahlhelferinnen habe es keine Engpässe gegeben, erzählt Löhr erfreut über die hohe Bereitschaft in der Gemeinde. Stress und Überstunden hätten die insgesamt 75 Beteiligten an der Wahlorganisation in Aub vor allem durch das Erstellen der vielen Dokumente erlebt : "Es war sehr turbulent."

Von insgesamt 1390 Briefwahlanträgen seien bereits 1110 Briefwahlen eingetroffen. Probleme bei der Zustellung habe es Löhr zu Folge keine gegeben, was vor allem an der Größe der Gemeinde läge. In der Gemeinde Aub würde der Großteil der Wahlunterlagen durch Austräger verteilt: "Mehr als 80 Prozent der Briefwahlunterlagen wurden ausgetragen", schätzt Löhr. Die Anzahl der Briefwahlanträge sei, im Vergleich zur Europawahl letzten Jahres, nicht auffallend gestiegen.
Viele Wahlberechtigte in Kürnach sollen den verkürzten Briefwahlzeitraum nicht beachtet haben
Für Martin Falger, Mitarbeiter der Gemeinde Kürnach, lagen die Herausforderungen vor allem darin, dass die verkürzte Briefwahlfrist zu vielen Nachfragen führten – und das nicht nur bei Gemeindemitgliedern: "Auch die Auslandsdeutschen waren durchaus herausfordernd."
Zu Klagen sei es zwar nicht gekommen, jedoch zu Unverständnis durch die verkürzte Wahlfrist. Von den 3750 Wahlberechtigten der Gemeinde seien 2211 Briefwahlanträge gestellt worden, bis jetzt seien 1723 bereits wieder eingegangen. Die Anzahl der Briefwähler sei laut Falger im Vergleich zur Landtags- und Europawahl um zehn Prozent gestiegen.
Anzahl der Briefwahlanträge gesunken
In Ochsenfurt haben sich laut Kevin Wüst, Mitarbeiter der Stadt, nur sechs Personen bezüglich ihrer nicht erhaltenen Wahlunterlagen gemeldet. Die Zustellung der Briefwahlunterlagen sei dementsprechend gut verlaufen. Wüst nennt als aktuellen Stand 4000 bearbeitete Briefwahlanträge bei rund 8300 Wahlberechtigten.
Bereits am 7. Februar, dem Tag, an dem die Stimmzettel eingegangen sind, seien 3600 Wahlunterlagen versendet worden. Die Anzahl der Briefwahlanträge sei im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 gesunken, "die damals höhere Briefwahlanzahl ist vermutlich auf Corona zurückzuführen", erklärt Wüst.
Wie kann ich jetzt noch meine Briefwahlunterlagen abgeben?Wer Briefwahl beantragt, seine Unterlagen aber noch nicht zur Post gebracht hat, dem bleibt nur noch der direkte Gang zu einem der Briefwahl-Postkästen seiner Gemeinde. Diese werden bis zum Ende der Wahl, am Sonntag um 18 Uhr, geleert. Der Wahlbriefumschlag kann nur bei der auf dem Umschlag angegebenen Stelle abgegeben bzw. eingeworfen werden.Quelle: cat