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Würzburg: Lokführer aus Würzburg sprechen über geplanten GDL-Streik: "Die Deutsche Bahn ist auf beiden Ohren taub"

Würzburg

Lokführer aus Würzburg sprechen über geplanten GDL-Streik: "Die Deutsche Bahn ist auf beiden Ohren taub"

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    Lokführerin Annika Weber, Zugbegleiter Markus Gößmann und Lokführer Mathias Hofmann wollen dafür streiken, dass die Bahn die Forderungen der Gewerkschaft GDL erhört.
    Lokführerin Annika Weber, Zugbegleiter Markus Gößmann und Lokführer Mathias Hofmann wollen dafür streiken, dass die Bahn die Forderungen der Gewerkschaft GDL erhört. Foto: Julien Becker

    Mathias Hofmann ist Lokführer seit dem Jahr 2000 und ein "typisches Arbeitskind der Deutschen Bahn", sagt er. Doch der Vater von zwei jungen Mädchen erzählt auch, wie schwierig die Arbeitsbedingungen bei der Bahn für ihn derzeit sind. "Ich arbeite bis zu sieben Tage die Woche und das zu ungünstigen Zeiten", sagt er. Einer von vielen Gründen, weshalb er streiken will.

    Hofmann ist Mitglied bei der Gewerkschaft der Lokführer (GDL). Der von der GDL ausgerufene Weihnachtsfrieden ging am 7. Januar zu Ende. Jetzt hat GDL-Chef Claus Weselsky mehrere, bis zu fünf Tage andauernde, Streiks angekündigt. Zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen werden die Folge sein, sollte die Bahn die Streiks nicht noch stoppen können.

    Was fordern GDL-Mitglieder aus Würzburg im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn?

    Für Mathias Hofmann ist der wichtigste Streik-Grund die Arbeitszeit. Er komme teilweise erst um ein oder zwei Uhr nachts nach Hause und müsse am Tag darauf gleich wieder arbeiten, sagt der Würzburger. Seine Frau und seine sechs und zehn Jahre alten Töchter bekomme er dann so gut wie gar nicht zu Gesicht. "Geld ist zwar in den Verhandlungen auch ein wichtiges Thema, aber bei mir persönlich überwiegen ordentlich planbare Arbeitszeiten", sagt Mathias Hofmann.

    Eine Kernforderung der GDL ist es, die Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche zu kürzen und mindestens zwei Ruhetage in der Woche einzuführen. Das wäre für Hofmann eine deutliche Erleichterung. Denn neben seiner regulären 41-Stunden-Woche müsse er häufig zusätzliche Überstunden machen. "Aktuell ist es aufgrund des Personalmangels teilweise möglich, bis zu sieben Tage die Woche und das zu ungünstigen Uhrzeiten zu arbeiten", sagt der Familienvater.

    Lokführer Mathias Hofmann (links) und Zugbegleiter Markus Gößmann sind von den derzeitigen Arbeitszeiten bei der Deutschen Bahn frustriert.
    Lokführer Mathias Hofmann (links) und Zugbegleiter Markus Gößmann sind von den derzeitigen Arbeitszeiten bei der Deutschen Bahn frustriert. Foto: Julien Becker

    Die Bahn zahle zwar die Überstunden oder gewähre freie Ausgleichstage, aber mehrere Wochen ohne einen freien Tag mit der Familie seien für den GDL-Lokführer sehr deprimierend. "Die Deutsche Bahn ist bei den Verhandlungen taub auf beiden Ohren", sagt Hofmann. Die Deutsche Bahn selbst äußert sich auf Nachfrage nicht zu den Vorwürfen bezüglich der Arbeitszeiten.

    Ein Grund für die vielen Überstunden sei der Personalmangel, sagt Markus Gößmann. Der Schweinfurter ist seit 1988 bei der Deutschen Bahn. Als Kundenbetreuer im Nahverkehr fürchtet er, dass es in den nächsten Jahren mit den aktuellen Bedingungen schwierig sein könnte, neues Personal zu finden oder auszubilden.

    "Aufgrund der unattraktiven Arbeitsbedingungen, wie ungünstige Arbeitszeiten oder geringes Gehalt, wollen sich die jungen interessierten Menschen auf Dauer nicht binden lassen", sagt er. Zusätzlich fordere die GDL auch deshalb eine Entgelterhöhung auf 555 Euro. Dieser Schritt soll ein Attraktivitätsbonus für die Arbeit bei der Deutschen Bahn sein und mehr junges Personal an Land ziehen. Auch zu diesem Vorwurf zum Personalmangel äußert sich die Deutsche Bahn auf Nachfrage derzeit nicht.

    Weil Markus Gößmann bei der Deutschen Bahn Beamter ist, darf er zwar nicht an Streiks teilnehmen, aber für das Anliegen seiner Bahnkollegen zeigt er vollstes Verständnis. Außerdem ist Gößmann Mitglied beim Betriebsrat der Bahn. "Ich finde die Maßnahmen der GDL richtig und ich unterstütze sie auch, soweit es meine Möglichkeiten hergeben", sagt er.

    GDL-Mitglieder vermissen bei der Bahn derzeit Wertschätzung für ihre Arbeit

    Ein Thema liegt Hofmann und Gößmann besonders am Herzen: Wertschätzung. "In Bezug auf das, was wir an Leistung bringen, wofür wir Verantwortung übernehmen und das, was wir an Freizeit opfern, fehlt uns die Wertschätzung in Form von besseren Arbeitszeitmodellen und einem höheren Lohn von der Deutschen Bahn", sagt Hofmann.

    Gößmann findet, dass Personal teilweise bis zur Überlastung arbeite und viel Freizeit opfere. Dieses Engagement würden die "Führungsetagen und Mittelvorstände" kaum wertschätzen.

    Die GDL ist eine von mehreren Gewerkschaften in Deutschland. Sie frage regelmäßig die Zufriedenheit ihrer Mitglieder mit der Deutschen Bahn als Arbeitgeber ab. "Die Unzufriedenheit dem Arbeitgeber gegenüber ist konstant bei über 90 Prozent und bei der Urabstimmung sogar von 93 auf 97 Prozent angestiegen", sagt GDL-Mitglied Mathias Hofmann.

    Die GDL will ihre Streiks für Bahn-Kundinnen und Kunden rechtzeitig ankündigen

    Oft würden Gewerkschaftler bei ihren Streiks auf Unverständnis der Kundinnen und Kunden stoßen, berichtet Hofmann. Diese würden sich darüber beschweren, dass etwa ihre Fahrten zur Arbeit ausfallen. "Die Maßnahmen werden rechtzeitig angekündigt, also bleibt einem auch die Zeit noch rechtzeitig zu reagieren", sagt Hofmann dazu. "Dann muss ich mal in den sauren Apfel beißen und statt einer, zwei Stunden vor Arbeitsbeginn losfahren."

    Vor allem hoffen Mathias Hofmann, Markus Gößmann und auch ihre Kollegin Annika Weber darauf, dass die Bahn auf die Forderungen der GDL eingeht und sie in Zukunft nicht mehr streiken müssen. "Die Deutsche Bahn bekommt es momentan nicht gebacken, geeignete Konzepte zu finden", sagt Gößmann.

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