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Würzburg: Mainfranken Theater: Bleibt Würzburg auf den Mehrkosten sitzen?

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Mainfranken Theater: Bleibt Würzburg auf den Mehrkosten sitzen?

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    Ansicht des Mainfranken Theaters vom Kardinal-Faulhaber-Platz aus. Sanierung und Neubau werden ein  teures Unterfangen.
    Ansicht des Mainfranken Theaters vom Kardinal-Faulhaber-Platz aus. Sanierung und Neubau werden ein  teures Unterfangen. Foto: Johannes Kiefer

    Ein Kostensprung von ursprünglich 71,65 Millionen Euro um 24,85 Millionen Euro auf 96,5 Millionen Euro, eine Bauzeitverlängerung um zwei Jahre bis 2024 und eine Verdreifachung des städtischen Eigenanteils von elf Millionen Euro auf knapp 31 Millionen: Beim Neubau und der Sanierung des Mainfranken Theaters in Würzburg scheint einiges aus dem Ruder zu laufen.

    Als Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des künftigen Staatsheaters, diese Nachrichten am Montag vergangener Woche im Werkausschuss Mainfranken Theater des Würzburger Stadtrates verkündete, gab es betroffene Mienen. Denn bereits im Dezember vorigen Jahres waren die Kosten schon einmal nach oben korrigiert worden, auf damals 85 Millionen Euro. An diesem Donnerstag wird der Gesamtstadtrat informiert.

    "Mit Steigerungen in dieser Höhe habe ich nicht gerechnet."

    Robert Scheller, Stadtkämmerer

    Und die Maßnahme wird nicht nur teurer, sie dauert auch länger. Die schon für den Sommer 2020 geplante Eröffnung des neuen Kleinen Hauses verzögert sich laut Terwey mindestens bis Ende dieses Jahres. Und die Sanierung des Bestandsbaues, geplantes Bauende Herbst 2022, wird nicht vor 2024 abgeschlossen sein.

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    Wer trägt die Schuld daran? Für Terwey ist klar: die Planer. Gestörte Abläufe im Baustellenbereich seien nämlich die Gründe für die Zeitverzögerung und die Kostensteigerungen, erklärte er im Ausschuss. Zudem gebe es Themen, die in der Kostenberechnung der Planer nicht enthalten gewesen seien. Der Geschäftsführende Direktor bezifferte die Summe, die im Verantwortungsbereich der Planer liege, auf rund 9,8 Millionen Euro.

    Was, wo und warum genau teurer geworden war, wurde im öffentlichen Teil der Sitzung mit dem Hinweis, dies seien vertrauliche Vertragsbestandteile, nicht gesagt. Darüber wurde im anschließenden nichtöffentlichen Teil gesprochen, zu dem auch die Presse nicht zugelassen ist.

    Architekt Detlef Junkers von der Hamburger PFP Planungs GmbH hatte in der Sitzung die Vorwürfe gegen sein Büro zurückgewiesen. Es habe viel gegeben, was man vorher nicht gewusst habe, versuchte er die Steigerung zu begründen. Vor allem der Abriss des Bestandbaus gestalte sich umfassender als gedacht. Niemand habe zum Beispiel erwartet, dort noch die Fundamente des Ludwigsbahnhofes zu finden, deren Entfernung alleine mit zwei Millionen Euro zu Buche geschlagen habe.

    Auch die Anpassung der Fluchtwege an neue Vorgaben sei teurer geworden, als vorgesehen. Diese Kosten waren aber laut Terwey im Herbst schon mit einberechnet worden. Auf Anfrage dieser Redaktion wollte sich Junkers am Telefon aber nicht weiter zu den Vorwürfen Terweys äußern. Er verwies auf seine Aussagen in der Ausschusssitzung. 

    Die nicht nachförderfähigen Kostensteigerungen bleiben voll bei der Stadt 'hängen'

    Für Stadtkämmerer Robert Scheller ist die Kostenentwicklung eine bittere Pille. "Mit Steigerungen in dieser Höhe habe ich nicht gerechnet", sagt er. Zudem es Kostenberechnungen gegeben habe, die dem Förderantrag zugrunde lagen und eine Kostenobergrenze, die mit dem Planungsteam vereinbart gewesen sei. 

    Freier Blick von der Ludwig- in die Oeggstraße, der Bestandsbau ist zu großen Teilen verschwunden.
    Freier Blick von der Ludwig- in die Oeggstraße, der Bestandsbau ist zu großen Teilen verschwunden. Foto: Johannes Kiefer

    "Die nicht nachförderfähigen Kostensteigerungen bleiben voll bei der Stadt 'hängen' und werden über lange Zeit unsere Finanzkraft herausfordern", befürchtet er. Denn komme es zu keiner Nachförderung, würde der städtische Anteil von ursprünglich elf Millionen Euro auf nun rund 30,9 Millionen Euro ansteigen. "Diese Finanzierungslücke kann meiner Einschätzung nach nur durch einen Kredit geschlossen werden", befürchtet er. Dies zu finanzieren werde weit über 2024 hinausgehen. Näheres lasse sich aber erst sagen, wenn klar sei, ob es eine Nachförderung gebe. 

    "Diese Kostensteigerungen konnten weder vom Bauherrn Eigenbetrieb Mainfranken Theater noch vom Hochbauamt vorhergesehen werden", sagt der Würzburger Kulturreferent Achim Könneke. Einzelne, unvorhersehbare Überraschungen seien bei einem Bau aus den 1960er Jahren allerdings erwartbar gewesen. Leider müssen jetzt aber vor allem im Altgebäude umfangreichere Überplanungen mit erheblichen Kostensteigerungen und Verzögerungen erfolgen, bedauert er. "Hier steht die Frage gravierender Planungsfehler im Raum", sagt auch er.

    "Hier steht die Frage gravierender Planungsfehler im Raum."

    Achim Könneke, Würzburger Kulturreferent

    Deshalb sei jetzt wichtig zu unterscheiden, welche Verzögerungen und Mehrkosten auf "nicht zu vermeidende Überraschungen während des Baus" zurückzuführen seien und wo gravierende Mängel der Fachplaner vorliegen würden, die jetzt spät und teuer korrigiert werden müssen. "Selbstverständlich geht es dabei auch um die Frage, wer wofür als Verursacher in die Haftung genommen wird", sagt Könneke.

    Spätestens im Herbst muss der Stadtrat die Finanzierung der Mehrkosten beschließen

    "Die Kostensteigerung dürfe aber auf keinen Fall zu Lasten anderer städtischer Kultureinrichtungen und schon gar nicht zu Lasten der Förderung der Freien Szenen und Kultureinrichtungen führen, die in Würzburg vergleichsweise bescheiden gefördert werden", betont der Referent.

    An diesem Donnerstag wird nun der Gesamtstadtrat von Achim Könneke über den Sachstand informiert. Denn letztendlich muss der Stadtrat spätestens in diesem Herbst der Finanzierung des Mehrbetrags aus dem städtischen Haushalt zustimmen.

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