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STEINBACHTAL: „Manchmal ist es eine Plage“

STEINBACHTAL

„Manchmal ist es eine Plage“

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    Glückwunsch zum 70. Geburtstag: Mit Erlaubnis eines Beamten erhielt der Feldgeschworenenobmann Walter Pfetscher diesen Grenzstein von 1830. Er will ihn demnächst in die Garagenwand einbauen.
    Glückwunsch zum 70. Geburtstag: Mit Erlaubnis eines Beamten erhielt der Feldgeschworenenobmann Walter Pfetscher diesen Grenzstein von 1830. Er will ihn demnächst in die Garagenwand einbauen. Foto: Foto: F. Nickel

    An diesem Montag, 24. Januar, feiert Walter Pfetscher seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar ist nur wenigen bekannt, wohl aber den den Mitarbeitern des Vermessungsamtes. Er gehört seit 1982 zur kleinen Gruppe der Feldgeschworenen, seit zwölf Jahren organisiert er als deren Obmann die insgesamt etwa 100 Einsätze pro Jahr. Das Motto der auch „Siebener“ genannten ehrenamtlich Tätigen lautet: „Tue Recht, fürchte Gott, scheue niemand.“

    Kaum jemand weiß heute, welche Aufgaben die Feldgeschworenen haben, obwohl es schriftliche Aufzeichnungen über die Tätigkeiten bereits im 15. Jahrhundert gab. Beispielsweise schrieb Julius Echter den Feldgeschworenen in der Steinsetzerordnung von 1583 die Führung von Protokollbüchern vor. In der Stadtordnung „zue Geroldeshoven“ heißt es 1546, dass der Feldgeschworene „nicht ein Säufer, ein Spieler, ein Schwärmer seye“. Außerdem darf er keinesfalls ein „rachsüchtiger und unverschämter Erdenwurm“ sein und sollte „ein gut rechten Ausspruch bei jeglichem Stritte tun“.

    Ein Leben lang Feldgeschorener

    Momentan sind in Bayern rund 20 000 „Siebener“ tätig. Seit der 1981 geltenden Feldgeschworenenordnung dürfen auch Frauen in diesen Kreis gewählt werden. Oft handelt es sich um eine Gruppe mit sieben Mitgliedern, deshalb auch der Name „Siebener“, in der Stadt Würzburg gibt es insgesamt zehn. Davon sind aber nicht mehr alle aktiv. „Feldgeschworener ist man sein Leben lang“, betont Walter Pfetscher. Die eingemeindeten Stadtteile Rottenbauer, Lengfeld, Unter- und Oberdürrbach sowie Versbach haben jeweils eigene „Siebener“.

    Auch wenn die Feldgeschworenen heute keine rechtsetzenden Grenzvermessungen mehr durchführen dürfen, sind sie dennoch nach wie vor regelmäßig bei der Abmarkung und Vermessung hinzuzuziehen. Sie übernehmen unter anderem das Auswechseln unstrittiger Grenzzeichen, das Höher- oder Tiefersetzen von Grenzsteinen und die Sicherung von Grenzeinrichtungen, die beispielsweise wegen Baumaßnahmen gefährdet sind.

    Einmal pro Jahr laden sie zu einem Grenzgang ein. „Wir brauchen sechs Jahre, um die gesamte Gemarkung zu umrunden“, sagt Pfetscher. Mit von der Partie ist immer der Oberbürgermeister und „teilweise waren schon bis zu 300 Bürger dabei“.

    Bei der Vermessung eines Grundstücks treten normalerweise ein Geometer, ein Feldgeschworener sowie ein Messgehilfe auf den Plan. Trotz des Einsatzes modernster Technik dauert das Setzen eines Grenzsteins häufig zwei Stunden, „bei großen Grundstücken sind es auch mal zwei Tage“.

    Walter Pfetscher stammt aus einer Landwirtsfamilie und übernahm 1967 mit Ehefrau Christa von seinem Vater Karl den Hinteren Johannishof oberhalb der Hubertusschlucht. Damals betrug die bewirtschaftete Fläche rund 50 Hektar und „wir hatten Kühe, Schweine und Hühner“. Später baute er einen neuen Stall für Legehennen, zu Spitzenzeiten hatten hier genau 3420 Exemplare ihr Quartier. Aus gesundheitlichen Gründen musste das Ehepaar 1995 den Hof aufgeben.

    Seit 1982 im Gremium

    1982 schlug ihn der Feldgeschworene Erich Wohlfart aus Heidingsfeld zur Wahl vor und die Gruppe nahm Walter Pfetscher in dieses Gremium auf. „Mir gefällt die Tätigkeit immer noch, auch wenn es manchmal eine Plage ist“. Alle sechs Jahre wählen die „Siebener“ ihren Obmann. Heuer ist es wieder soweit. „Ich muss es mir noch lang überlegen, erneut zu kandidieren“, meint Walter Pfetscher, streicht sich dabei über den grauen Vollbart und schmunzelt. Im Grund genommen hat er wohl keine Sekunde darüber nachgedacht.

    Zu den Besonderheiten dieser ehrenamtlichen Helfer gehört das „Siebener“-Geheimnis. Dabei handelt es sich um ein nur dieser Gruppe bekanntes Zeichen, das in die Grube unterhalb des Grenzsteins gelegt wird. Man nennt es Zeugen, Merkzeichen oder Unterlage, in Würzburg ist es der Belag. „Nicht einmal meine Gattin kennt das Merkmal“, betont Pfetscher.

    Jeder Ort hat sein eigenes Zeichen, selbst er könnte beim Ausgraben eines Steins in einer anderen Gemeinde das Geheimnis nicht lüften. Erst wenn er mehrere Grenzsteine ausbuddeln würde, wüsste er es.

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