Sie war umstritten, teuer, aber gleichzeitig notwendig, um die neue Fußgängerzone Eichhornstraße zu ermöglichen: Die im November vergangenen Jahres eröffnete Zufahrt zur Marktgarage durch die Martinstraße. Nach knapp zehn Monaten lässt sich sagen: Die Autofahrer nutzen die neue Einfahrt bei weitem nicht so eifrig wie den alten Zugang in der Eichhornstraße.
Walter Beck, Geschäftsführer der Stadtverkehrs-GmbH (SVG), die die Marktgarage betreibt, sieht dennoch keinen Grund zur Panik, geschweige denn von einer Fehlinvestition zu sprechen. „Nach unseren Erfahrungswerten dauert es rund drei Jahre, bis sich die Autofahrer an eine neue Parkhaus-Zufahrt gewöhnt haben.“
Beck nennt als Beispiel zwei Vergleichszahlen. Zählte man im Juni 2012 noch 26 000 Einfahrten über den Zugang Eichhornstraße, nutzten im Juni diesen Jahres nur noch 14 000 Autofahrer die Zufahrt über die Martinstraße – 46 Prozent weniger. Dagegen wurde die zweite Zufahrt zur Marktgarage in der Karmelitenstraße in denselben Vergleichsmonaten verstärkt angefahren: 34 000-mal vor zwei Jahren, 39 000-mal in diesem Juni.
Dennoch muss Beck feststellen: „Es fehlt etwas in der Nutzungsbilanz“. Vor allem ein paar Tausend Euro in der SVG-Kasse. Wieviel das ist, kann und möchte Beck nicht beziffern. Zum einen lasse sich ein Fehlbetrag wegen der unterschiedlichen Nutzungsdauer schwer ausrechnen, zum anderen sind die Finanzen teils auch eine private Angelegenheit – die Marktgarage ist ein kompliziertes Geflecht.
„Nach unseren Erfahrungen dauert es rund drei Jahre, bis sich die Autofahrer an eine neue Parkhaus-Zufahrt gewöhnt haben.“
Walter Beck, Geschäftsführer der Stadtverkehrs-GmbH
Besitzer ist die Stadt, Pächter per Erbbauvertrag bis 2069 die Parkgarage am Markt GmbH & Co KG der Würzburger „Kraft-Gruppe“, die auch an den Einnahmen beteiligt ist, und Betreiber die SVG, eine Tochter des Stadtkonzerns Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV).
Die Auslastung der Marktgarage mit ihren 554 Stellplätzen sank im Juni-Vergleich von 2012 auf 2014 von 84 auf 81 Prozent. „Die Zeiten, in denen das Parkhaus in der Stadtmitte zu 100 ausgelastet ist, werden kürzer“, hat Walter Beck registriert. Die Spitzenzeiten, zu denen jeder Stellplatz belegt ist, sind nach seiner Aussage vor allem freitags zwischen 12 und 16 sowie samstags von 11 bis 14 Uhr.
Woran der Rückgang liegt, weiß auch Beck nicht genau. Er kann allerdings feststellen, dass die Anfang des Jahres erfolgte Erhöhung der Parktarife auf den Straßen – auch hier ist die SVG für die Bewirtschaftung zuständig – bislang nicht den gewünschten Effekt erzielt hat: Dadurch sollten Autofahrer animiert werden, mehr die Parkhäuser anzusteuern. Doch es werde nicht weniger auf der Straße geparkt, was tagsüber genauso viel kostet wie in der Marktgarage.
Zwei Kritikpunkte an der neuen Zufahrt hat die SVG beseitigt. Die Anzeige in der Martinstraße leuchtet jetzt nur noch rot, wenn die Garage belegt ist. Zuvor wurde auch „Parkhaus frei“ mit roter Schrift angezeigt, was Autofahrer verwirrte. Und das Hinweisschild des Parkleitsystems, das über die Belegung informiert, soll besser sichtbar sein. Man habe das Gartenamt gebeten, den Baum davor „etwas auszuschneiden“.
Eine mögliche Ursache, warum nicht jeder Parkplatzsucher gleich die Tiefgarage ansteuert, kann nach Becks Vermutung auch die Zufahrt vor der Zufahrt sein: Möglicherweise versuchen einige erst einmal, auf dem Paradeplatz oder dem benachbarten Kardinal-Faulhaber-Platz ihr Auto abzustellen. Die drei Kriterien, die ein gut ausgelastetes Parkhaus ausmachen, erfülle jedenfalls die Marktgarage: „Erstens die Lage, zweitens die Lage und drittens die Lage“, sagt Beck.
Die Investitionen waren gewaltig: 2,2 Millionen Euro kostete es, die Zufahrt über den Paradeplatz durch die Martinstraße ins neue Geschäftshaus Hof Emeringen zu verlegen. Dafür musste zum Unverständnis von Denkmalschützern der alte Hof Emeringen einem Wiederaufbau in schmälerer Form weichen, um Platz für die Einfahrtsrampe zu schaffen. Zudem musste ein Fluchttreppenhaus am oberen Markt gebaut werden, was zusammen mit dem dortigen Aufzug zur Barrierefreiheit allein 600 000 Euro kostete.
Auf die Zufahrt ganz zu verzichten, wie von Kritikern der neuen Verkehrsführung gefordert, ging aus mehrfacher Sicht nicht: Der zweite „Eingang“ ist dem Pächter vertraglich zugesichert, zudem wollte man dem Verkehr aus östlicher Richtung die Fahrt durch die halbe Stadt bis zur Einfahrt Karmelitenstraße ersparen. Außerdem sah die SVG die Auslastung der Garage gefährdet.