Das Publikum bei „Literatur deluxe“, im Schnitt deutlich jünger als der 51-jährige Wahlberliner, hatte hörbar seinen Spaß an den „Texten aus der guten hellen Welt“.
Dabei ist Goldt mit Würzburg nicht zimperlich umgegangen. Ein paar Anmerkungen widmet er der Stadt am Main in seinem Text „Von Mar- über Würz- nach Augsburg“. Da findet in der verregneten Stadt nur der (längst geschlossene) Plattenladen in der Plattnerstraße sein Wohlgefallen, während ihm die Würzburger mit ihrem „Würzburggetue“, von wegen „Würzburg ist wichtig“, auf den Geist gehen.
An diesem Abend ist Würzburg nicht wichtig. Goldt, der untere anderem mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde, liest Texte aus seinem neusten Werk „Ein Buch namens Zimbo“ und anderes. Es sind, wie der Besuch auf dem Friedhof in Schöneberg am Grab der Gebrüder Grimm, banale Begebenheiten, die ihm den Aufhänger zu Abschweifungen geben, an denen er seine Zeit- und Gesellschaftskritik festmacht.
Dabei legt Goldt mit großer sprachlicher Eleganz, Wortwitz und bissiger Ironie das Allzumenschliche bloß. So kämpft er gegen lärmende Fußballfans und verbreitete Irrglauben wie den, dass Kaffee dem Körper Wasser entziehe, und stellt die Frage „Was halten wir eigentlich von Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken?“ Der Mann, der als Musiker begann und als Kolumnist des Satire-Magazins „Titanic“ bekannt wurde, widersetzt sich mit geschliffenem Wort dem „Zugrundegehen des letzten Restes von Satzbau und Sprecherziehung.“
Eine lange Schlange von Autogrammjägern am Ende der Lesung zeigte, dass neue deutsche Literatur keine brotlose Kunst sein muss.