Sie sind verletzt, verstümmelt, traumatisiert: Im Klinikum von Würzburgs ukrainischer Partnerstadt Lwiw erhalten Verwundete des Krieges Hilfe und Betreuung, aber auch zivile Patientinnen und Patienten. Das Reha-Zentrum "Unbroken", das bald nach Kriegsbeginn 2022 entstanden ist, bietet medizinische und orthopädische Versorgung ebenso an wie psychosoziale Unterstützung – und das nicht nur für Erwachsene.
Im Kinderkrankenhaus von Lwiw entsteht zurzeit unter dem Namen "Unbroken Kids" eine moderne Rehabilitationsabteilung für kleine Patientinnen und Patienten – und das mit kräftiger Unterstützung aus Würzburg. Mit Spendenmitteln, die die Würzburger Hilfsorganisation Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) zur Verfügung gestellt hat, wurden beispielsweise moderne und hochwertige Geräte angeschafft, die kindgerechte Rehabilitationsleistungen ermöglichen. Dabei geht es etwa um Bewegungsübungen, aber auch um die Behandlung von chronischen Schmerzen.
Neuer Lenkungsausschuss soll Hilfsprojekte begleiten
Das finanzielle Volumen dieses Auftakt-Projekts beträgt 812.000 Euro. Dabei werden etwa zwei Drittel von der DAHW aus den Mitteln des Bündnisses "Entwicklung Hilft" zur Verfügung gestellt, ein bundesweiter Zusammenschluss von neun Hilfswerken, zu dem neben der DAHW unter anderem "Brot für die Welt" und Misereor gehören. Rund ein Drittel der Projektkosten stellt als Eigenbetrag der ukrainische Partner, die "Unbroken"-Stiftung, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Stadt Würzburg und DAHW.

Am vergangenen Wochenende machten sich Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und DAHW-Vorstand Joachim Beringer in Lwiw ein Bild vom Einsatz der Mittel aus Würzburg. Der OB engagiert sich bereits seit vielen Jahren für die DAHW, unter anderem bei Projekten der Wasserversorgung in Würzburgs Partnerstadt Mwanza in Tansania, und hatte nun die Kontakte zwischen DAHW und Lwiw hergestellt. Gemeinsam mit Andrij Sadovyj, Oberbürgermeister von Lwiw, und dem Direktor der Unbroken-Stiftung, Oleksandr Kobzarev, unterzeichneten Schuchardt und Beringer am Wochenende auch die Gründungsurkunde eines begleitenden Lenkungsausschusses für das laufende und künftige Projekte. Der Lenkungsausschuss mit den beiden Oberbürgermeistern, DAHW-Vorstand Beringer und Stiftungsdirektor Kobzarev wird nach diesem gemeinsamen Start künftig per Videoschalte tagen und an einer Fortschreibung des Projekts arbeiten.

Die Unterstützung für "Unbroken Kids" läuft bereits seit Oktober, im Februar 2024 soll das Projekt abgeschlossen werden. "Dann soll die Station so weit ausgestattet sein, wie wir es in der Konzeption vorgesehen haben", sagt DAHW-Pressesprecherin Johanna Schultheiß gegenüber der Redaktion. Die Zahl der in der stationären Abteilung behandelten Kinder kann sich durch die zusätzlichen Mittel von 500 auf etwa 1200 erhöhen.
"In der Ukraine gab es bereits vor dem Krieg einen großen Bedarf an orthopädischen Leistungen", so Thomas Collein, der in der DAHW für das Projekt zuständige Referent. "Dieser Bedarf ist durch die Kriegshandlungen noch gestiegen." So kamen zu Beginn des Krieges viele Kinder aus den umkämpften Gebieten nach Lwiw, die orthopädische Leistungen benötigten, heißt es in der Pressemitteilung.

In Lwiw stehen mit der Unterstützung aus Würzburg nun neue Geräte zur Verfügung, die eine kindgerechte Behandlung ermöglichen. "Als Hilfsorganisation mit den Schwerpunkten Lepra und Tuberkulose ist es für uns etwas Neues, dieses Projekt zu unterstützen. Aber Rehabilitation und Inklusion gehören ebenfalls zu unseren Mandaten", sagt DAHW-Vorstand Beringer. "Dass wir durch die Initiative des Oberbürgermeisters die Würzburger Partnerstadt Lwiw unterstützen können, freut uns sehr."
DAHW-Vorstand Beringer hält Kette von Hilfsprojekten für möglich
OB Schuchardt, der im Februar die Städtepartnerschaftsurkunde in Lwiw unterzeichnet hatte, war nach eigenen Worten bereits damals von der professionellen Arbeit im "Unbroken"-Zentrum beeindruckt gewesen. "Wenn nun die Komponente 'Unbroken Kids' stark expandiert, helfen wir den Schwächsten beim Wieder-auf-die-Beine-kommen", so sein Fazit nach dem jetzigen Besuch in Lwiw.

Wie DAHW-Vorstand Beringer gegenüber der Redaktion sagte, würden dem jetzigen Auftaktprojekt weitere folgen: "Es geht um eine Kette von Projekten, die von medizinischer Behandlung bis hin zur Integration in den Arbeitsmarkt reicht." Dafür könne die DAHW auch mit anderen Organisationen vor Ort zusammenarbeiten und weitere finanzielle Unterstützung leisten – möglicherweise auch in einer Gesamthöhe von mehreren Millionen Euro.