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Würzburg: Mehr Frauen als Männer in Unterfranken: Was der Zensus über das Geschlechterverhältnis und queere Menschen verrät

Würzburg

Mehr Frauen als Männer in Unterfranken: Was der Zensus über das Geschlechterverhältnis und queere Menschen verrät

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    Wo leben mehr Frauen als Männer in Unterfranken? Der Zensus gibt Auskunft darüber, wie das Geschlechterverhältnis in den Gemeinden ist. 
    Wo leben mehr Frauen als Männer in Unterfranken? Der Zensus gibt Auskunft darüber, wie das Geschlechterverhältnis in den Gemeinden ist.  Foto: MP, Getty Images, Biscan

    In Unterfranken leben mehr als 1,3 Millionen Menschen, verteilt auf 308 Gemeinden. Nur in den wenigsten Ortschaften leben allerdings genauso viele Männer wie Frauen. Die Ergebnisse der großen Volkszählung "Zensus 2022" des Statistischen Bundesamtes zeigen, welche Gemeinde die höchste Männer- und welche die höchste Frauenquote hat.

    In welchen Gemeinden ist der Frauenanteil am höchsten? 

    Bad Kissingen hat mit 53,9 Prozent den größten Frauenanteil in Unterfranken. Auf 10.578 Männer kommen dort 12.346 Frauen. In Sommerhausen (Lkr. Würzburg) liegt die Frauenquote bei 52,8 Prozent. In Würzburg leben 68.923 Frauen und 62.393 Männer, das entspricht einer Quote von 52,5 Prozent.

    Von den 308 Gemeinden in Unterfranken gibt es 182 Dörfer und Städte, in denen mehr Frauen als Männer leben. In Unterfranken leben insgesamt mehr als 644.600 Männer und über 663.700 Frauen. Die Frauenquote liegt damit bei 50,7 Prozent.

    In welchen Gemeinden ist der Männeranteil am höchsten?

    In Riedenheim (Lkr. Würzburg) gibt mit 54,5 Prozent den höchsten Männeranteil in Unterfranken. In der Gemeinde leben 400 Männer und 332 Frauen. Den zweitgrößten Männeranteil gibt es in Bastheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit 53,6 Prozent. Auch in Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt) ist der Männeranteil mit 52,8 Prozent in Unterfranken verhältnismäßig hoch. In 124 Gemeinden leben mehr Männer als Frauen. In Stockstadt am Main (Lkr. Aschaffenburg) und in Sennfeld (Lkw. Schweinfurt) ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen genau 50 Prozent.

    Worin sind diese Unterschiede begründet? 

    Frauen zieht es eher aus den ländlichen Regionen in die Städte, sagt Laura Zapfe, Sozialwissenschaftlerin an der Universität Würzburg. Zudem hätten Frauen öfter einen höheren Bildungsgrad und die Studienabschlüsse hätten in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Dadurch ergeben sich in Städten beruflich mehr Chancen als in ländlichen Gebieten. Außerdem arbeiten Frauen öfter im Dienstleistungsbereich, der eher in Städten angesiedelt ist, so die Wissenschaftlerin.

    Auch würden Frauen noch immer verstärkt Care-Tätigkeiten - wie Kinderbetreuung, Haushalt oder Pflege von Angehörigen - übernehmen. Deshalb spiele es eine wichtige Rolle, wo sich das Leben leichter organisieren lasse. Oft ist dies in Städten oder an Orten der Fall, wo bereits soziale Kontakte bestehen.

    Warum gibt es mehr Frauen als Männer?

    Grundsätzlich werden mehr Jungen geboren, sagt Zapfe. Auf 100 Mädchen kommen 105 Jungen. "In allen Altersklassen liegt jedoch die Sterblichkeit von Männern über der von Frauen", so die Sozialwissenschaftlerin. Dadurch drehe sich das Geschlechterverhältnis bei Altersgruppen ab etwa 50 Jahren um und es gebe insgesamt mehr Frauen. 

    Warum werden nur Männer und Frauen dargestellt?

    "Das Geschlecht 'divers' konnte aufgrund zu geringer Fallzahlen bei den Hochrechnungsverfahren des Zensus 2022 nicht explizit berücksichtigt werden", schreibt das Statistische Bundesamt auf Nachfrage. Deutschlandweit sind laut Zensus 969 Menschen "divers", weitere 1259 Menschen machten keine Angabe zu ihrem Geschlecht. 

    Warum sind diese Zahlen so gering?

    Den Geschlechtereintrag "keine Angabe" gibt es seit 2013 und "divers" erst seit Anfang 2019, sagt Zapfe. "Vor 2013 wurden Menschen, die keine eindeutigen oder weibliche und männliche Geschlechtsmerkmale besaßen, entweder dem Geschlecht männlich oder weiblich zugeteilt. Seit 2019 ist es möglich diese Angabe zu ändern, muss aber nicht geändert werden", sagt Laura Zapfe. Insgesamt gebe es rund 160.000 Menschen in Deutschland, die mit einem nicht eindeutig zuordenbaren Geschlecht geboren wurden und damit als intergeschlechtlich gelten. 

    Für nicht-binäre Menschen, also Personen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, geht Israel Sauer vom LSBTIQ Regenbogenbüro Unterfranken von einer "deutlich höheren Dunkelziffer" aus, als die bundesweiten Zahlen im Zensus angeben. "Bisher war es nicht möglich, ohne ein gerichtliches Verfahren und mehrere psychologische Gutachten, den Geschlechtseintrag für nicht-binäre Menschen zu Divers zu ändern", so Sauer. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November in Kraft tritt, kann der Geschlechtseintrag mit zwei Terminen, die mindestens drei Monate auseinanderliegen müssen, beim Standesamt geändert werden.

    "Es ist gut vorstellbar, dass sich die offiziellen Zahlen der nicht-binären Menschen ab November erhöhen wird, da die Hürde der Änderung des Geschlechtseintrags nun niedriger geworden ist. Die Gesetzesänderung hat aber nicht zur Folge, dass auch mehr Menschen nicht-binär werden", so Sauer.

    Begriffe: binär, inter*Binär sind Menschen, die sich in eine Kategorie von Mann oder Frau einteilen können. Nicht binäre Menschen fühlen sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig. Menschen, die bei der Geburt medizinisch nicht eindeutig der Kategorie männlich oder weiblich zugeordnet werden können, sind inter*.Quelle: Antidiskriminierungsstelle des Bundes

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