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WÜRZBURG: Metall-Gewerkschafter Werner Ring tot

WÜRZBURG

Metall-Gewerkschafter Werner Ring tot

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    Werner Ring im September 2014, bei einer Pressekonferenz zu Aktivitäten gegen TTIP und CETA.
    Werner Ring im September 2014, bei einer Pressekonferenz zu Aktivitäten gegen TTIP und CETA. Foto: Thomas Obermeier

    Werner Ring, der langjährige 1. Bevollmächtige der IG Metall in Würzburg, ist gestorben, im Alter von 65 Jahren.

    Ring stammt aus der Oberpfalz. Die Eisenwerksgesellschaft Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg bildete ihn zum Betriebsschlosser aus. 1969, als 20-Jähriger, schloss er sich der IG Metall an und engagierte sich in der gewerkschaftlichen Jugendbewegung.

    Vom Betriebsschlosser zum Gewerkschaftschef

    1971 verweigerte er den Kriegsdienst. Anstatt auf dem Kasernenhof zu exerzieren, absolvierte er in einem Krankenhaus seinen Zivildienst und machte eine Krankenpflegehelferausbildung. Danach studierte er in Hamburg Soziologie, Jura, Volks- und Betriebswirtschaft. 1975 schloss er als Sozialwirt ab und ging nach Erlangen, wo er an der Uni seine Kenntnisse in der politischen Wissenschaft vertiefte.

    Ein Jahr später kam Ring nach Würzburg zur IG Metall. 1979 wählten ihn die Gewerkschafter zum 2. Bevollmächtigten, 1980 zum 1. Bevollmächtigten. 26 Jahre lang war er der Chef der Würzburger Metall-Gewerkschafter, dann ging er in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.

    Die längste Betriebsbesetzung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

    Sein Nachfolger Walther Mann schreibt in einem Nachruf, Ring habe die Verwaltungsstelle der IG Metall in Würzburg „federführend beeinflusst und gestaltet“. Als eines der prägendsten Ereignisse in Rings Ägide nennt Mann die 117 Tage lange Besetzung der Firma Hofmann in Eibelstadt 1983/84, der längsten Betriebsbesetzung Deutschlands.

    Ring verhandelte mit Unternehmern, organisierte Streiks, kümmerte sich um die Nöte von Einzelnen ebenso wie um die der Belegschaften in Großbetrieben.

    Als Gewerkschafter schloss er sich in den frühen 1980er Jahren der Friedensbewegung an. Politisch war und handelte er bis zuletzt. In den vergangenen Jahren trat er vehement gegen die Freihandelsabkommen der EU mit den USA und Kanada an. Im Frühjahr dieses Jahres noch solidarisierte er sich auf einer Demonstration mit der linksautonomen Antifa.

    Ein streitbarer Dialektiker mit Sinn fürs Vergnügen ...

    Ring, hochgebildet, musisch interessiert, war ein Mann des Widerspruchs. Er dachte dialektisch; Diskussionen mit ihm waren befruchtend und frustrierend gleichermaßen. Er stritt hart und mit großer Ausdauer, oft vergnügt und Pfeife schmauchend, selten nachtragend.

    Als das Stadtmagazin „Schmidt“ ihn 1987 im weißen Dress Tennis spielend zeigte, als vermeintliches Paradebeispiel für einen Gewerkschaftsbonzen, reagierte er auf seine Weise: Er hängte sich die Seite ins Büro und ließ sie hängen bis zu seinem letzten Arbeitstag.

    ... und ein Weltverbesserer

    Mann schreibt, dass Ring seinen Teil dazu beitragen wollte, „um diese Welt im Sinne der Menschen und der Arbeit zu verbessern“.

    Ring starb an einem Herzstillstand. Am Freitag, 16. Oktober, gibt es auf dem Friedhof von Erlangen eine kleine Feier zu seinen Ehren. Die Urne wird Tage später im kleinsten Familienkreis beigesetzt.

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