Michael Wollenschläger war ein freundlich dreinschauender Herr, ein Gelehrter, der den Genüssen des Lebens zugewandt schien. Er war Jurist von internationalem Rang, ausgezeichnet mit hohen staatlichen und einem päpstlichen Orden. Am 30. Dezember ist er im Alter von 62 Jahren gestorben.
Zu seinem 60. Geburtstag hat ihm Prinzessin Maria Pia von und zu Liechtenstein, Schirmherrin der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung der Weltflüchtlingsprobleme (AWR), ihre Bewunderung ausrichten lassen, für sein „großes und edles Engagement für die Flüchtlinge“.
Er schien unermüdlich zu sein, hat sich internationales Renommee verschafft mit Arbeiten zum Ausländer-, Asyl-, Sozial-, Arbeits-, Atom-, Luft-, Weltraum- und Öffentlichen Recht, dazu über die private und die betriebliche Altersversorgung. Er betreute zwei Habilitationen und knapp 30 Promotionen, sein Schriftenverzeichnis ist umfangreich, sein tatkräftiges Engagement ebenso. Wollenschläger arbeitete als Theoretiker und Praktiker in thematisch sehr unterschiedlichen Bereichen; er war unter anderem Präsident des Wissenschaftlichen Beirates der AWR, Mitglied im Expertenforum Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und in der Internationalen Atomrechtsvereinigung, Präsidiumsmitglied im Dachverband der Unterstützungskassen für Krankenkassen, aber auch Vorsitzender des Dommusikvereins.
Als Wissenschaftler hatte er eine Witterung für brisante Themen. Seine Karriere startete er mit Forschungen zum Luft- und Weltraumrecht. Seine Doktorarbeit schrieb er 1972 über Fragen des Asylrechts, in seiner Habilitationsschrift beschäftigte er sich 1981 mit dem Arbeits- und Bevölkerungsschutz im Atomrecht. 2006 berichtete Ulrich Becker, Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Sozialrecht in München, Wollenschläger verbreite eine „stimulierende Atmosphäre“ unter seinen Studierenden und Wissenschaftlichen Mitarbeitern.
Dabei wirkte der Professor keineswegs rastlos – kein getriebener, eher ein gemütlicher Mensch. Seine Schaffenslust erklärte er vor sechs Jahren in einem Main-Post-Gespräch mit „Leidenschaft“. Besonders das Schicksal der Flüchtlinge bewege ihn sehr, sagte er damals. Man sehe ja, wie schwierig ihre Lage sei. Wollenschläger war eine Mischung aus nüchternem Rechtswissenschaftler und engagiertem Menschenrechtler. Er beriet politische Entscheidungsgremien ebenso wie Flüchtlinge, die sich Dschungel des Ausländer- und Asylrechts verheddert hatten. Junge Leute wollte er gewinnen, die es ihm gleichtun. Er helfe gerne, sagte er.