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WÜRZBURG: Mit der Feuerwehr zur Schule

WÜRZBURG

Mit der Feuerwehr zur Schule

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    Jetzt kann's losgehen: Liam Heeg zeigt in seinem Kinderzimmer stolz seine selbst gebastelte Schultüte, die heute gefüllt sein wird.
    Jetzt kann's losgehen: Liam Heeg zeigt in seinem Kinderzimmer stolz seine selbst gebastelte Schultüte, die heute gefüllt sein wird. Foto: Foto: thomas obermeier

    Lodernde Flammen, ein Feuerwehrwagen und vier orangene Buchstaben – das ist heute Liams ganzer Stolz. Auch, wenn eigentlich Polizeimotive auf die Schultüte sollten. „Aber die gab's halt nicht“, erklärt der Sechsjährige knapp seinen ersten Kompromiss als Schüler. 829 Kinder werden an diesem Dienstag in den 18 Würzburger Grundschulen eingeschult. Liam Heeg ist einer von ihnen. Gemeinsam mit seiner ganzen Familie hat er sich auf seinen großen Tag an der Walther-Grundschule in Heidingsfeld vorbereitet – etwas unsicher ist er trotzdem noch.

    „L i A M.“ Zufrieden hebt der Blondschopf seinen Kugelschreiber vom Blatt weg und blickt mit einem zaghaften Grinsen zu den Erwachsenen. „Hannes kann ich auch“, murmelt er dann, fährt sich durch das wuschelige Haar, überlegt einen Moment und wendet sich wieder konzentriert seinem Zettel zu. Während sich sein quirliger kleiner Bruder auf die Zehenspitzen stellt und neugierig zuschaut, schreibt der Sechsjährige langsam auch dessen Namen in Großbuchstaben auf ein Blatt Papier. Das habe er, so erklärt seine Mama Kathrin, bei den „Schlauen Füchsen“, seiner Kindergartengruppe, gelernt. Bis er dort vor den Ferien rausgeschmissen wurde – im wahrsten Sinne des Wortes.

    „Eins, zwei, drei, deine Kindergartenzeit ist jetzt vorbei.“ Diesen Satz kennt Liam noch ganz genau. Denn während Erzieher, Eltern und Freunde diesen gerufen hätten, sei er an Armen und Beinen gepackt worden und geflogen. „Ganz weit geflogen“, korrigiert der Sechsjährige und reißt seine Augen dabei weit auf. Dass er auf einer weichen Matte gelandet sei, fügt seine Mama noch schnell hinzu.

    Die Zeit im Kindergarten sei „schön“ gewesen, erzählt Liam, während er an seiner Schultüte herumspielt. Traurig sei er trotzdem nicht, denn: „Meine Freunde kommen ja mit in die Schule.“ Dass dort nun der gern zitierte „Ernst des Lebens“ anfangen soll, davon lässt sich der verspielte Junge nicht beeindrucken. Zu begeistert ist er von seiner feurigen Schultüte, dem Astronauten-Schulranzen samt blinkendem Reflektor und all den anderen neuen Sachen.

    Turnschuhe, Schulranzen, Federmäppchen, Wasserfarben, Pinsel, Wachsmalstifte, Hefte und Mappen – schon Wochen vor Schulbeginn haben sich die Heegs mit den wichtigsten Sachen eingedeckt. „Ich freue mich am meisten aufs Malen und Basteln“, sagt Liam und zeigt auf die bunten Bilder, die sich in seinem Kinderzimmer stapeln. Das passende Outfit dazu hat der kleine Künstler auch schon: Einen Malkittel mit Namen drauf, eigens genäht von seiner Großmutter.

    Und noch ein wichtiges Stück stammt aus dem Familienbesitz: Während Liam ab heute die Schulbank in Heidingsfeld drücken wird, wartet zuhause ein hölzerner Kinderschreibtisch auf ihn. „An dem habe ich schon das Schreiben und Rechnen gelernt“, sagt Kathrin Heeg lachend.

    Zwei Elternabende haben die Heegs schon hinter sich, bevor ihr ältester Sohn seine erste Schulstunde erlebt hat. Ist mein Kind schulreif, und was muss ich alles organisieren, seien zwei der wichtigen Themen dort gewesen. Mit 16 anderen teilt sich Liam nun ein Klassenzimmer, damit liegt er unter dem unterfränkischen Durchschnitt von 20,48 Kindern pro Klasse. Insgesamt zählt die Regierung von Unterfranken derzeit 10 025 sogenannter Abc-Schützen, ähnlich viele wie in den vorherigen Jahren.

    Liam Heeg ist nur einer unter vielen, doch ist dieser Tag für ihn mehr als einer von vielen. Denn auch wenn er es im Gespräch nicht zugeben will, der verträumte Sechsjährige ist nervös. „Wir wollten ihm eigentlich einen Abstreichkalender ins Zimmer hängen, an dem er sehen kann, wie lange es noch bis zum Schulbeginn ist“, erzählt seine Mutter. Doch direkt vor Augen habe der Junge den Wandel dann doch nicht haben wollen. „Aber“, beginnt der Sechsjährige, „ich freue mich schon aufs Lernen.“ Schüchternes Grinsen. Dann schaut er sich um, greift wieder zu seiner Schultüte und flüstert: „Und darauf, dass die gefüllt wird.“

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