Das Würzburger Abfall- und Entsorgungsunternehmen Karl Fischer & Söhne GmbH & Co. KG feierte im Juli sein 100-jähriges Jubiläum. Während einer Feier überreichte der Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt Dr. Ralf Jahn den Firmeninhabern die Ehrenurkunde. Er und die eingeladene Lokal-Politik würdigten die Verdienste der Firma. Des Weiteren wurde ein Tag der offenen Tür mit einem Showprogramm für Alt und Jung veranstaltet.
Zahlreiche Besucher nahmen zudem die Gelegenheit wahr, hinter die Kulissen eines Entsorgungsfachbetriebes zu werfen. Dabei wurde anhand von kurzen Vorführungen der Maschinenpark vorgestellt. Zu sehen waren u.a. das Beladen eines Sattelzuges mit Papierballen, das Sortieren von Metallen mit einem Magnetbagger sowie das Abkippen eines Containers. Das eingenommene Geld für Speisen und Getränke wird an das Projekt „Stadtbäume“ der Stadt Würzburg gespendet.
Gegründet wurde die Firma von Karl Fischer sen,, der 1884 in Gerchsheim geboren wurde. Dieser eröffnete 1918 in Jestetten am Bodensee einen ersten Betrieb. Sein Geschäft bestand darin, Alteisen, Lumpen, Knochen und Papier zu sammeln, und damit Geschäfte zu machen. In den 30er und 40er Jahren war er viel in und um Würzburg unterwegs. 1940 hatte die kleine Firma ihren Sitz in der Heidingsfelder Lehmgrubensiedlung – im Bauernpfad. Die beiden Söhne Karl Fischer jun. und Emil Fischer traten beruflich in die Fußstapfen ihres Vaters.
1948 zog die Firma in die Winterhäuser Straße 13a (jetzt Köchleinsweg) um. Im gleichen Jahr erfolgte die Eintragung von „Karl Fischer & Söhne“ ins Würzburger Handelsregister. Seit 1974 befindet sich das Unternehmen in der Winterhäuser Straße 108.
Der Sohn von Karl Fischer jun., Siegfried (geboren 1940), trat bereits 1955 in die Firma ein und übernahm nach dem frühen Tod seines Vaters 1962 zusammen mit seiner Mutter Luise die Leitung des Betriebes. Seit 1989 ist auch sein Sohn Jürgen mit auf der Kommandobrücke. Tatkräftig unterstützt wird dieser seit einiger Zeit von seinen Kindern, die sich in fünfter Generation in den Betrieb einbringen: Sina ist verantwortlich für den Vertrieb, Michael kümmert sich um die Disposition und Sarah wird in ein paar Jahren die Geschäftsleitung übernehmen. Nach dem II. Weltkrieg ging es bergauf, das Recyclingunternehmen entwickelte sich zu einem viel gefragten Betrieb. Es wurden stets die Zeichen der Zeit erkannt.
Wichtige Stationen waren u.a. 1970 Gründung der Würo Papierverwertungs GmbH & Co. KG, 1980 Gründung der Fischer GmbH, 1989 Gründung der Würzburger Recycling GmbH & Co. KG und ebenfalls 1989 Gründung der Würzburger Kompostierungs GmbH.
1980 war Fischer Vorreiter, als man in Würzburg systematisch Problemmüll zu sammeln begann. Die erste öffentliche Abgabestelle wurde damals auf dem Viehmarktplatz in der Pleich an der Friedensbrücke eingerichtet. Des Weiteren setzten sich die Fischers Anfang der 80er Jahre für die Einführung und den Ausbau der Altglassammlung in der Domstadt ein. Sie strebten auch an, schnell die Zulassung als erster privatwirtschaftlicher Betrieb in Bayern zur Zwischenlagerung von Sonderabfällen zu erlangen. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen zum ersten Entsorgungsfachbetrieb Bayerns zertifiziert wurde.
Heute werden auf dem 35000 Quadratmeter großen Betriebsgelände in der Winterhäuser Straße monatlich etwa 8000 Tonnen Material umgeschlagen – ca. 90 Prozent davon werden umweltfreundlich recycelt. 44 Mitarbeiter sind derzeit für Fischer tätig.
Das Leistungsspektrum reicht vom Transport, Annahme bzw. Verwertung aller gängigen Abfallarten wie Altpapier, Metalle, Holz, Kunststoffe, Elektroschrott, Kühlschränke, -truhen und -geräte, Bauschutt, Altglas bzw. Sonderabfälle wie Lacke, Lösemittel, Pflanzenschutzmittel usw. 16 Spezialfahrzeuge sind im Einsatz. Fischer erledigt zudem auch Haushalts-, Gewerbe- und Industrieauflösungen.
Es gibt so manch Kurioses aus der Firmengeschichte zu berichten. Es passierte schon, dass eine Panzerabwehrrakete im Gewerbemüll auftauchte, eine scharfe Handgranate im Altapapier entdeckt wurde oder Sprengstoff im Sondermüll zum Vorschein kam.
