Über die privaten Verkehrsüberwachungsdienste in Winterhausen ärgern sich Auofahrer vor allem wenn sie schneller als die erlaubten 30 durch den Ort fahren und das Gerät blitzt. Geblitzt wird jetzt auch in Giebelstadt. Ab Januar überwacht ein privates Unternehmen den fließenden und ruhenden Verkehr.
Mit 81 durch die Tempo-30-Zone in der Giebelstadter Schulstraße. Oder mit 100 Stundenkilometer durch Ingolstadt. Über mehrere Tage verteilt wurden in Giebelstadt und seinen Ortsteilen im April und Mai Probemessungen durchgeführt.
Die Ergebnisse sind erschütternd. Gerade einmal 14 Prozent der Verkehrsteilnehmer haben sich in Sulzdorf an das innerorts vorgeschriebene Tempo gehalten. „Anderswo sah es nicht besser aus“, sagt Bürgermeister Helmut Krämer. Vor allem in Giebelstadt wurde festgestellt, dass hier oft durch die Tempo-30-Zonen gerast wirdf.
Häufige Beschwerden
Überrascht ist der Bürgermeister von den Ergebnissen in Herchsheim. Hier gebe es oft Beschwerden, vor allem von jenen, die an der Bundesstraße wohnen, dass zu schnell gefahren werden. Die Messergebnisse sagen etwas anderes. „87 Prozent haben sich korrekt verhalten“, entnimmt Krämer den Messergebnissen. Trotzdem waren natürlich auch Ausreißer dabei. Beim Spitzenreiter stand die Tachonadel auf 95.
Genau diese Raser hat Bürgermeister Krämer im Visier, wenn die Gemeinde zum 1. Januar mit einem privaten Unternehmen den ruhenden und fließenden Verkehr in der Gemeinde überwachen möchte. „Wir wollen Einfluss auf das Verkehrsverhalten nehmen und kein Geld verdienen“, begründet er die Entscheidung des Gemeinderates. 28 000 Euro kostet der Dienst des privaten Dienstes, der dafür neun Stunden im Monat den fließenden und fünf Stunden den ruhenden Verkehr überwacht.
Reichlich Erfahrung mit der Verkehrsüberwachung hat die Gemeinde Winterhausen gesammelt. „Bereits seit Ende der 90er Jahre arbeiten wir mit dem Zweckverband in Veitshöchheim zusammen“, sagt Bürgermeister Wolfgang Mann. Die Kommune habe erst vor kurzem die Überwachung des fließenden Verkehrs verschärft. An 25 Stunden im Monat werde nun geblitzt. Vorher waren es 15. „Einen Gewinn macht die Gemeinde dadurch kaum“, so Mann. Meist gehe es null für null auf. In anderen Jahren gebe es auch mal ein Plus aus der Überwachung des fließenden Verkehrs. Dadurch werde dann aber das Defizit der Parküberwachung ausgeglichen.
In Winterhausen wünschten vor allem die Bewohner des Altortes eine Verkehrsüberwachung, sagt Mann. Denn gerade in der engen Ortsdurchfahrt sei es schwierig, die Straße zu überqueren. Die Gehsteige seien schmal und überall gebe es Flachbord. Vor allem ältere Menschen hätten Probleme, die Straßenseite zu wechseln. „Und, wenn dann noch zu schnell gefahren wird, müssen wir versuchen, die Raser übers Geld zu erziehen. Ich bin mir sicher, das wirkt“, sagt Mann.
Die Verkehrssicherheit im Altort ist die eine Seite. Der Vorwurf mancher Autofahrer, die Blitzerei in Winterhausen grenze an Abzocke, die andere. Dass die Radarfallen dort auf privaten Grundstücken oder an der Ortsausfahrt Richtung in Richtung Heidingsfeld stehen, stört den einen oder anderen. Bürgermeister Mann kann das nachvollziehen. Vor allem, wenn jemand nach der relativ langen Ortsdurchfahrt in Richtung Heidingsfeld fährt und kurz vor dem Ortsschild noch geblitzt wird. „Aber Tempo 100 beginnt eben erst ab dem Ortsschild“, sagt Mann. „Sicher ist es aber schon sinnvoller, ortseinwärts zu messen“, räumt Mann ein.
Absprache mit der Polizei
Wo ein Radargerät aufgestellt wird, sprechen die privaten Dienste mit der Polizei ab, sagt Mann. In Giebelstadt habe der Bürgermeister die Stellen vorgegeben. „Zusammen mit der Firma haben wir sie dann abgenommen“, sagt Norbert Meyer, Verkehrsexperte der Ochsenfurter Polizei. Dass die Radargeräte auch auf privaten Grundstücken stehen, wie in Winterhausen, komme auch bei der Polizei vor. „Dann kommen aber die Grundstücksbesitzer auf uns zu. Wir selbst werden nicht aktiv und suchen jemanden, der uns Zugang zu seinem Eigentum gewährt.
“ Generell sei es aber so, dass die Polizei hauptsächlich in Gefahrenbereichen Geschwindigkeiten kontrolliert – und dies werde auch den Firmen vorgeschlagen.
Der Bayerischen Polizeigewerkschaft sind die privaten Blitzer ein Dorn im Auge. Bei den Firmen gehe es nicht um Sicherheit, sondern um ein anderes Motiv, nämlich Geld, heißt es in einer Pressemitteilung. Städte und Gemeinden sollten daher diese Überwachung einstellen. „Man kann es sicher übertreiben und bis zur Abzocke betreiben“, sagt Bürgermeister Krämer und versichert, dass dies nicht sein Ansinnen ist.