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Würzburg: Eröffnung nach drei Jahren Sanierung: So sieht es jetzt in der alten Augenklinik in Würzburg aus

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Eröffnung nach drei Jahren Sanierung: So sieht es jetzt in der alten Augenklinik in Würzburg aus

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    Alt und neu unter einem Dach: Bei der Sanierung der alten Augenklinik wurden historische Details erhalten und gleichzeitig modernste Forschungstechnik in die Labore eingebaut.
    Alt und neu unter einem Dach: Bei der Sanierung der alten Augenklinik wurden historische Details erhalten und gleichzeitig modernste Forschungstechnik in die Labore eingebaut. Foto: Thomas Obermeier

    Einer der prächtigsten Altbauten Würzburgs erwacht aus seinem Dornröschenschlaf: An diesem Montag hat die Fraunhofer-Gesellschaft offiziell ihren Betrieb in der alten Uni-Augenklinik am Röntgenring aufgenommen. 40 Jahre lang stand das denkmalgeschützte Gebäude aus der Gründerzeit leer – und verfiel zusehends. Nun wurde es "wachgeküsst".

    Mit einer aufwändigen Sanierung entstanden in den vergangenen drei Jahren auf über 1000 Quadratmetern neue Labore. Dort findet künftig modernste Forschung für die Biomedizin statt. Von einem "Meilenstein für den Ausbau der Biotechnologie" in Würzburg war bei der feierlichen Eröffnung mehrfach die Rede. 

    Neue Testverfahren und Materialien für medizinische Therapien 

    Genutzt wird die alte Augenklinik künftig vom Würzburger Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC). Es hat dort sein Translationszentrum (TLZ) für Regenerative Therapien untergebracht. An die 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten werden hier arbeiten, Studierende ihre Abschlussarbeiten machen.

    Translation bedeutet, Erkenntnisse aus der Forschung in die konkrete Anwendung zu bringen. In diesem Fall zugunsten von Patientinnen und Patienten, Materialforschung und Medizin gehen Hand in Hand. Entwickelt werden Verfahren und Materialien, um Wirkstoffe für Medizin und Kosmetik mit Hilfe von menschlichen Zellen zu testen.

    Außen die 120 Jahre alte Fassade, innen hochmoderne Forschung für die Biotechnologie: Die alte Augenklinik in Würzburg wurde in drei Jahren denkmalgerecht saniert und wird jetzt neu genutzt.
    Außen die 120 Jahre alte Fassade, innen hochmoderne Forschung für die Biotechnologie: Die alte Augenklinik in Würzburg wurde in drei Jahren denkmalgerecht saniert und wird jetzt neu genutzt. Foto: Thomas Obermeier

    Neue Arzneimittel oder Therapien stünden damit schneller zur Verfügung, sagt Institutsleiter Gerhard Sextl. Außerdem könne man damit vielfach Tierversuche reduzieren oder ersetzen – was nicht nur ein Nebeneffekt ist. Laut TLZ-Leiter Florian Groeber-Becker wurde ein Würzburger Forschungsnetzwerk geschaffen, um Alternativen zum Tierversuch voranzubringen. Zugute kämen die neuen Testverfahren unter anderem der Entwicklung neuer Krebstherapien. 

    Universität Würzburg bleibt Eigentümerin des Gebäudes

    Einen Teil der neuen Labore nutzt künftig das ebenfalls am Fraunhofer-Institut angesiedelte Projektzentrum Stammzellprozesstechnik. Mit selbst hergestellten Bioreaktoren wird die benötigte große Zahl von Zellen für neue Testmodelle gezüchtet.

    Eigentümerin der 120 Jahre alten ehemaligen Augenklinik bleibt die Universität Würzburg. Die  Fraunhofer-Gesellschaft übernahm die Sanierung, im Gegenzug erhielt man ein Nutzungsrecht für 30 Jahre, mit der Option einer zehnjährigen Verlängerung.

    Durchschnitten das Band als symbolischer Akt zur Eröffnung (von links): Fraunhofer ISC-Leiter Gerhard Sextl, Florian Groeber-Becker als Leiter des Translationszentrums, Staatssekretär Roland Weigert, Digitalministerin Judith Gerlach, Würzburgs OB Christian Schuchardt und Landrat Thomas Eberth, Julia Neubauer als Leiterin des Projektzentrums Stammzellprozesstechnik und Heiko Zimmermann, Leiter des Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in Sulzbach. 
    Durchschnitten das Band als symbolischer Akt zur Eröffnung (von links): Fraunhofer ISC-Leiter Gerhard Sextl, Florian Groeber-Becker als Leiter des Translationszentrums, Staatssekretär Roland Weigert, Digitalministerin Judith Gerlach, Würzburgs OB Christian Schuchardt und Landrat Thomas Eberth, Julia Neubauer als Leiterin des Projektzentrums Stammzellprozesstechnik und Heiko Zimmermann, Leiter des Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in Sulzbach.  Foto: Thomas Obermeier

    Von einem "architektonischen Juwel" sprach Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) für die Staatsregierung vor zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Sie würdigte die Investitionen in die Material- und Gesundheitsforschung als wertvollen Beitrag für "Forschung und wirtschaftlichen Erfolg auf höchstem Niveau".

    26,5 Millionen Euro hat die Sanierung laut Staatssekretär Roland Weigert (Freie Wähler) aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium gekostet. Die Hälfte davon wurde mit EU-Mitteln finanziert, die andere Hälfte teilten sich Bund und Freistaat. Das Geld sei gut angelegt, "das ist ein Festtag für den fränkischen Raum", sagte Weigert.

    Wie Gerlach dankte auch der Staatssekretär dem Würzburger Fraunhofer-Institut, dass man sich an die Sanierung der alten Augenklinik gewagt hat – statt mit einem Neubau auf der grünen Wiese weitere Flächen zu versiegeln. "Es war wohl die ziemlich letzte Gelegenheit, das Gebäude zu retten", so Institutsleiter Sextl. Der Zahn der Zeit hatte schon gewaltig an der Substanz genagt. "Und auch die Finanzierung hätten wir später wohl nicht mehr hinbekommen."

    So aber habe man nachhaltig und ressourcenschonend ein Bestandsgebäude saniert, darin modernste Räume geschaffen und ein Denkmal bewahrt – auch wenn Bauherr und Architekt Kompromisse eingehen mussten. So musste die frühere Kapelle im Dachgeschoss der zentralen Technik für das ganze Haus weichen. Ansonsten hat man historische Elemente erhalten, wo möglich: Granitstufen oder Stuckaturen, Terrazzoböden oder Eiche-Fischgrätparkett.

    Glasaufzug neben der 120 Jahre alten Granittreppe und dem schmiedeeisernen Geländer: Alt und neu wurde von den Architekten bei der Sanierung geschickt verbunden.
    Glasaufzug neben der 120 Jahre alten Granittreppe und dem schmiedeeisernen Geländer: Alt und neu wurde von den Architekten bei der Sanierung geschickt verbunden. Foto: Thomas Obermeier

    Das Würzburger Fraunhofer-Institut ist damit nun in zwei markanten Gebäuden zuhause: An der Talavera mit einem futuristisch anmutenden Bau, der vom Büro der weltbekannten Architektin Zaha Hadid entworfen und vor genau zehn Jahren eröffnet wurde – und zusätzlich jetzt auf der anderen Mainseite, direkt gegenüber dem Congress Centrum, in einem Altbau, der von 1898 bis 1901 im Stil der Neorenaissance errichtet wurde.

    Kein Wunder, dass sich Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) freute: "Es geht um ein Stück Stadtbild." Als älteste außeruniversitäre Forschungseinrichtung ist das Fraunhofer-Institut seit 1971 in der Stadt ansässig. Schuchardt: "Das ist ein Ritterschlag für jede Kommune und für Würzburg ein ausgesprochener Glücksfall." Die ganze Region profitiere davon.  

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