Mit der Festnahme des 42-jährigen Unterfranken Tobias M. nähren australische Ermittler große Hoffnungen: Können sie nach 17 Jahren den Tod von Simone Strobel aus Rieden (Lkr. Würzburg) in Australien klären? Die damals 25-jährige Erzieherin war 2005 nachts von einem Campingplatz in Lismore verschwunden, auf dem sie mit ihren drei Mitreisenden aus Unterfranken übernachtet hatte. Sechs Tage später wurde ihre Leiche gefunden – auf einem Sportgelände nur 100 Meter entfernt, versteckt unter abgerissenen Zweigen. Ihr damaliger Freund, der aus dem Landkreis Main-Spessart stammt, galt bereits damals als Hauptverdächtiger, obwohl er die Tat immer abgestritten hat.
Bisher reichten die Beweise nicht für eine Anklage
Ihre Begleiter beteuerten ihre Unschuld. Die Würzburger Ermittlerin Susanne Grimm sagte später vor laufender Kamera bei einem Besuch am Tatort: Simones Mitreisende "haben von Anfang an die Ermittler über wichtige Fakten belogen". Doch für eine Anklage reichten die Beweise bis heute nicht. Nun soll die Festnahme von Tobias M. im australischen Perth – die am Dienstag weltweit für Schlagzeilen sorgte – einen Durchbruch markieren.

Tobias M., der inzwischen mit einer Australierin verheiratet ist, wurde am Dienstag in seinem Haus im westaustralischen Perth festgenommen und am Mittwoch nach Sydney gebracht. Dort soll er an diesem Donnerstag von den Ermittlern mit den Indizien konfrontiert werden. Er werde "des Mordes beschuldigt" heißt es wörtlich in einer Erklärung der Polizei in New South Wales vom Mittwoch.
"Es ist unsere oberste Priorität, diesen Mord aufzuklären", hatte der regionale Polizeichef Scott Tanner im Frühjahr den trauernden Eltern Gabi und Gustl Strobel versprochen. "Wir werden nicht aufhören, bis wir ein Ergebnis haben."
Australische Ermittler wollen am Donnerstag über Fortschritte in dem Fall informieren
An diesem Donnerstag wollen die australischen Ermittler in einer Pressekonferenz in Lismore über die Fortschritte in dem Fall informieren. Neben Polizeichef Tanner soll auch Paul Toole, der amtierende Premier und Innenminister des australischen Bundesstaates New South Wales, daran teilnehmen.
Simones Familie im unterfränkischen Rieden wünscht sich endlich Gewissheit. "Hoffen wir mal, dass die Ermittler ihre Arbeit gut gemacht haben", sagte Vater Gustl Strobel gegenüber dieser Redaktion.

In den Mittelpunkt rückt nun die Frage: Welche Beweise haben die Ermittler gegen Tobias M. in der Hand? Der hat stets seine Unschuld beteuert und zog dafür sogar vor Gericht.
Keine vergleichbaren Maßnahmen gegen die beiden anderen Mitreisenden
Thorsten Seebach, Sprecher der ebenfalls ermittelnden Staatsanwaltschaft Würzburg, erklärte auf Nachfrage dieser Redaktion: Gegen die beiden anderen Mitreisenden, die nach Simones Tod wieder nach Unterfranken zurückgekehrt waren, laufen seiner Kenntnis nach derzeit keine vergleichbaren Maßnahmen.
2007 war ein Profiler in einer 50-seitigen Analyse, die diese Redaktion einsehen konnte, zu dem Schluss gekommen, dass zum Verstecken von Simones Leiche vermutlich zwei Personen nötig gewesen waren.

Wie Simone Strobel ums Leben kam, ist nach wie vor unklar. "Die Leiche war, als sie nach sechs Tagen in der Sonne gefunden wurde, bereits in einem Zustand, der keine sichere Aussage über die Todesursache mehr zuließ", sagt ein Ermittler.
Im Jahr 2020 wurde der ebenfalls unter Verdacht stehende Mitreisende zum Zeugen herabgestuft und zu einer Anhörung nach Australien gebeten, allerdings reiste er nicht an. In der Einladung der australischen Justiz war wörtlich von einer "explosiven Entwicklung" des Falls und Fortschritten bei der Auswertung von DNA-Spuren die Rede.