Natürlich ist die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart in allererster Linie zum Hören da. Schon kurz nach seinem Tod wurde sie aber auch ein Objekt der Forschung – bis heute. Auch beim Mozartfest wird Mozart in diesem Jahr zum dritten Mal unter verschiedenen wissenschaftlichen Aspekten im MozartLabor unter die Lupe genommen.
Es findet von Samstag, 11., bis Dienstag, 14. Juni, im Exerzitienhaus Himmelspforten statt und richtet sich nicht nur an Wissenschaftler, sondern wendet sich ausdrücklich an alle Mozartfreude, die einen Einblick in das Schaffen Mozarts gewinnen oder vertiefen wollen.
„Mozarts Europa“ lautet in diesem Jahr das Motto des Mozartfests und darüber wird auch im MozartLabor geforscht. Mozart und Europa – das ist eine umfangreiche Geschichte. 3720 Tage, also über zehn Jahre, soll der junge Mozart auf Reisen durch Europa verbracht und dabei an rund 200 Stationen Halt gemacht haben. haben.
Die seinerzeit anstrengenden, beschwerlichen, kostspieligen und auch gefährlichen Reisen führten Mozart in zehn Länder des heutigen Europa: Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, die Schweiz, Slowakei und Tschechien. Allein dreieinhalb Jahre dauerte die Europareise, die die Familie Mozart 1763 antrat. Wolfgang Amadeus war sieben Jahre alt, als die Familie von Salzburg aus aufbrach.
Die Reisen der Mozarts waren keine Urlaubs- oder Vergnügungsausflüge. Vielmehr dienten sie der Forschung, Fortbildung und Kontaktaufnahme. So lernte Mozart unterwegs Musiker, Gelehrte, Freunde und Lehrer kennen. Und selbstverständlich ging es auch darum, das musikalische Wunderkind außerhalb Salzburgs zu präsentieren. Natürlich übten die Reisen und die dabei gewonnenen Eindrücke und Erlebnisse einen Einfluss auf den jungen Mozart aus. Und: Auf dieser Reise veröffentlichte das Wunderkind Mozart seine ersten Werke.
Die Reisen durch Europa waren also für den jungen Mozart durchaus prägend. Im MozartLabor geht es aber nicht nur um den historischen Blick zurück, sondern auch und vor allem darum, was Mozart und Europa heute bedeuten.
„Zu Mozarts Zeit war Europa politisch und wirtschaftlich zerstückelt, andererseits war Europa vor der Bildung der Nationalstaaten ungeheuer offen. In den Köpfen wurde vielfach europäisch gedacht, und der Klangraum kannte keine Grenzen“. So beschreibt Mozartfest-Intendantin Evelyn Meining in ihrem Editorial der diesjährigen Mozartfest-Broschüre die Situation Europas zur Zeit Mozarts.
Dieser Kulturtransfer zur Zeit Mozarts lasse sich auf die heutige Zeit übertragen, denn aus dieser Multikulturalität ergäben sich auch Chancen, um Ängste, Vorurteile und Grenzen zu überwinden, so Evelyn Meining.
Und der Würzburger Musikwissenschaftler und Mozartforscher Ulrich Konrad ergänzt: „Europa - was war das für Mozart? Hat er sich selbst als Europäer wahrgenommen? Wohl kaum. Für ihn gab es Land und Völker, stets bezogen auf Musik. Schon das Kind lernt auf ausgedehnten reisen die Staaten Westeuropas im Wesentlichen als tönende Erfahrungsräume kennen, in denen eine jeweils charakteristische Musiksprache gepflegt wird. Diese gilt es zu beherrschen.“
Innerhalb dieses europäischen Musikschaffens setzt das MozartLabor einen vokalen Schwerpunkt. Der Forschungsauftrag: Auf den Spuren Mozarts soll Europa im Lied der Gegenwart erkundet werden. Dazu wurde beispielsweise an den Pianisten und Komponisten Kit Armstrong ein Kompositionsauftrag vergeben: Der 24-Jährige Kalifornier taiwanesischer Abstammung, mit britischem Pass und Wohnsitz in Österreich ist selbst ein Kosmopolit.
Er vertont für das Mozartfest einige Mozart-Lieder neu. Beim MozartLabor kann man an den Proben teilnehmen. Dazu hat Intendantin Evelyn Meining für das Forschungsteam weitere hochkarätige Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Disziplinen verpflichten können.
Beispielsweise Armstrongs Mentor und Lehrer Alfred Brendel, einen der großen Pianisten des 20. Jahrhunderts, den Komponisten Aribert Reimann, der jüngst seinen 85. Geburtstag feierte, der Musikwissenschaftler Siegfried Mauser vom Salzburger Mozarteum und der Filmregisseur Bruno Monsaingeon, der viele klassische Musiker porträtierte.
Alfred Brendel wird am Sonntag, 12. Juni, um elf Uhr bei einer Matinee im Fürstensaal der Residenz gemeinsam mit Kit Armstrong zu erleben sein und dort aus seinem Buch „A bis Z eines Pianisten“ vorlesen. Kit Armstrong wird dazu am Flügel Kompositionen von Bach, Liszt, Mozart, Chopin und anderen spielen.
„Mit dem MozartLabor haben wir ein Angebot, das es anderswo nicht gibt“, sagt Intendantin Evelyn Meining zu dem interdisziplinären Austausch, für den sie sich noch etwas mehr Publikumsinteresse wünscht. Denn alle Veranstaltungen im Exerzitienhaus Himmelspforten sind öffentlich und der Eintritt überschaubar: Ein Dreitagespass kostet 20 Euro, für Schüler, Studierende und Azubis zwölf Euro. Einzelpässe für einen Tag gibt es für acht bzw. fünf Euro. Neu ist in diesem Jahr, dass jede Mozartfest-Konzertkarte zu einem ganztägigen Besuch des MozartLabors berechtigt.
Der Forschungsbetrieb beginnt am Samstag, 11. Juni, um 19.30 Uhr in Himmelspforten. Beim Podiumsgespräch zum Thema „Wieviel Mozart braucht der Mensch? Europas Musikerbe zwischen Werte- und Haushaltsdebatte“ diskutieren unter anderem der Würzburger MdL Oliver Jörg (CSU) und der Strategieberater für Musikbetriebe Peter Gartiser. Der Eintritt hierzu ist kostenlos.
Im Vergleich zu seinen Vorgängern ist das diesjährige MozartLabor klarer strukturiert. Es beginnt mit einem Klaviertag am Sonntag, 12. Juni. Dabei können die Besucher auch an einer Konzertprobe mit Aribert Reimann und seinen Stipendiaten teilenehmen. Am Nachmittag folgen drei Podiumsgespräche über Mozarts Klaviersonaten über „Mozart, Glenn Gould und das Klavier“ sowie eine Einführung von Regisseur Monsaingeon zu seinem Filmporträt über den Pianisten Swjatoslaw Richter, das ab 20.15 Uhr gezeigt wird.
Der zweite Forschungstag am Montag, 13. Juni, ist dem Liedschaffen gewidmet und beginnt mit drei offenen Proben. Um zehn Uhr mit Aribert Reimann und seinen Stipendiaten mit acht Mendelssohn-Liedern nach Heine-Texten. Um 12 Uhr kann man Kit Armstrong und seiner Stipendiatin Martyna Cymerman (Sopran) zusehen, wenn sie einen Auswahl von Mozart-Liedern proben. Danach probt Armstrong die Lieder für die Auftragsarbeit des Mozartfests. Es folgen am Nachmittag und Abend weitere Diskussionsrunden und Gespräche sowie eine weitere Filmvorführung.
Der letzte Labortag am Dienstag, 14. Juni, ist dann Stipendiatentag. dann stellen die Stipendiaten der Sektionen Festivalmanagement, Schreibwerkstatt, Radiojournalismus, Musikwissenschaft und Videoprodiktion die Ergebnisse ihrer Versuchsanordnungen vor. Am Abend geht das dritte MozartLabor dann mit dem Stipendiatenkonzert im Fürstensaal der Residenz zu Ende. Hierzu ist eine gesonderte Eintrittskarte erforderlich.
Das Mozartfest findet in diesem Jahr vom 3. Juni bis zum 3. Juli statt. Ausführliche Informationen gibt unter www.mozartfest.de