Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

Frickenhausen/Ochsenfurt: "Mr. Zuckerrübe" geht in den Ruhestand: Wie Klaus Ziegler drei Jahrzehnte lang den fränkischen Rübenanbau prägte

Frickenhausen/Ochsenfurt

"Mr. Zuckerrübe" geht in den Ruhestand: Wie Klaus Ziegler drei Jahrzehnte lang den fränkischen Rübenanbau prägte

    • |
    • |
    Dr. Klaus Ziegler, scheidender Geschäftsführer des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer, mit seinen Rüben-Karikaturen, die inzwischen zu einem Markenzeichen geworden sind. 
    Dr. Klaus Ziegler, scheidender Geschäftsführer des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer, mit seinen Rüben-Karikaturen, die inzwischen zu einem Markenzeichen geworden sind.  Foto: Gerhard Meißner

    Die Folgen des Klimawandels, neue Krankheiten oder die Mechanismen des Weltmarkts stellen den fränkischen Zuckerrübenanbau gerade wieder mal vor Herausforderungen. Nichts Neues für Klaus Ziegler. Fast drei Jahrzehnte lang war der Agrarwissenschaftler beim Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) Geschäftsführer. Wie kaum ein Zweiter hat der Mann aus Frickenhausen im Landkreis Würzburg die Entwicklung des Zuckerrübenanbaus in Franken begleitet und mitgestaltet. Jetzt ist "Mr. Zuckerrübe" in den Ruhestand gegangen.  

    Aufgewachsen auf dem elterlichen Hof in Gauaschach, einem 600-Seelen-Dorf bei Hammelburg, hatte sich Klaus Ziegler schon während des Studiums an der Hochschule Weihenstephan mit der Zuckerrübe beschäftigt. Und mit Anbaumethoden, die den Einsatz giftiger Pflanzenschutzmittel überflüssig machen. Ein neuer Denkansatz damals, der nichts an Aktualität verloren hat. 

    Forschung bei Frankenzucker: Weniger Dünger durch neues Analyseverfahren

    Als Ziegler dann 1985 eine Stelle bei der damals noch selbstständigen Frankenzucker GmbH in Ochsenfurt antrat, forschte er für seine Doktorarbeit an der Elektro-Ultra-Filtration, einem neuen Verfahren zur Nährstoffanalyse, aus dem sich exakte Düngeempfehlungen ableiten lassen. 

    "Damit wurde für die Landwirtschaft ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen", erinnert sich der 66-Jährige. Während die Bauern früher ihre Äcker oft nach dem Prinzip "viel hilft viel" gedüngt hätten, sei nun exakte Bedarfsermittlung möglich geworden. "Die Stickstoffdüngung für Rüben ging damals innerhalb weniger Jahre von 250 Kilogramm pro Hektar auf 100 Kilogramm zurück", sagt Ziegler. Das diente nicht nur dem Grundwasserschutz, sondern auch der Qualität der Produkte und dem Geldbeutel des Erzeugers.

    Den neuen Bodengesundheitsdienst zu leiten? Ziegler schlug aus.

    Damals, 1988, sei bereits offen über eine mögliche Fusion der Frankenzucker mit der Südzucker in Mannheim diskutiert worden. Ziegler erhielt das Angebot, den neu gegründeten Bodengesundheitsdienst zu leiten - und schlug aus. "Dazu hätte ich nach Mannheim gemusst, aber ich wollte in der Region bleiben."

    Doch der damalige Geschäftsführer des VFZ, Heinz Meyer, war auf den jungen Agrarwissenschaftler aufmerksam geworden und sah in ihm seinen möglichen Nachfolger. 1989 wechselte Klaus Ziegler zum Verband. 

    EU-Osterweiterung , Neuorganisation der Rübenanfuhr zur Ochsenfurter Zuckerfabrik, die fortschreitende Entwicklung der Anbautechnik - das seien in den folgenden beiden Jahrzehnten beherrschende Themen gewesen, erinnert sich Ziegler. 2012 wurde der Unterfranke wurde zum Wegbereiter von  "Beet Europe", der bedeutendsten Maschinenschau für den Zuckerrübenanbau in Europa heute.

    Beherrschendes Thema der Rübenbauern in Franken: Europas Zuckermarktordnung

    Inzwischen war der Fortbestand der europäischen Zuckermarktordnung (ZMO) zum beherrschenden Thema der fränkischen Rübenbauern geworden. Die ZMO sicherte den Landwirten Mindestpreise zu und schottete den europäischen Zuckermarkt gleichzeitig vor Importen ab. Auf Druck der Welthandelsorganisation WTO fiel die Marktordnung 2017.

    Ein neues Bezahlsystem musste zwischen den Anbauverbänden und der Südzucker AG ausgehandelt werden, das sich nun nicht mehr an vorab ausgehandelten Preisen, sondern an den tatsächlich erzielten Markterlösen orientierte.  Die Skepsis vieler Rübenbauern schien sich zu bewahrheiten, als der Zuckerpreis in der Folge historische Tiefststände von unter 350 Euro pro Tonne erreichte.

    Nun war auch die Überzeugungskraft des Geschäftsführers gefragt, die Rübenerzeuger bei der Stange zu halten. Er sei sich sicher gewesen, dass wieder fettere Jahre kommen, sagt der 66-Jährige: "Dieses Auf und Ab kennen wir, das gibt mir eine gewisse Gelassenheit." Ab Mitte 2022 zogen die Preise an und erreichten 2023 Rekordhöhen von über 800 Euro.

    Klaus Ziegler vertraut auf den züchterischen Fortschritt

    Inzwischen sind es neue Krankheiten, die dem Rübenanbau zu schaffen machen. Stolbur und SBR führten im Trockensommer 2023 zu empfindlichen Ernteeinbußen. Während Pessimisten bereits das Ende des Zuckerrübenanbaus in Franken voraussehen wollen, bleibt Klaus Ziegler auch diesmal gelassen: "Wir haben schon viele neue Krankheiten kommen sehen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir auch dieses Problem züchterisch lösen." 

    Markenzeichen geworden: Die Rüben-Zeichnungen von Klaus Ziegler, dem scheidenden Geschäftsführer des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer VFZ
    Markenzeichen geworden: Die Rüben-Zeichnungen von Klaus Ziegler, dem scheidenden Geschäftsführer des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer VFZ Foto: Gerhard Meißner

    Christoph Ott aus Martinsheim (Lkr. Kitzingen), seit langem als Stellvertreter tätig, wird jetzt Klaus Zieglers Rolle übernehmen. Zu dem, was vom scheidenden Geschäftsführer bleibt, gehören die kleinen Rüben-Karikaturen, die Klaus Ziegler einst in einer Musestunde aufs Papier brachte. Mal strahlend lachend, mal grimmig im Angriffsmodus, spiegeln sie die jeweilige Gemütslage der Zuckerrübenbauern wider. Ein Zeichen dafür, dass "Mr. Zuckerrübe" auch in schwierigen Zeiten nie den Humor verloren hat.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden