Charlotte (Mascha Obermeier) und Robert (Raoul Migliosi) sind jung und verliebt. Alles scheint perfekt, und doch, natürlich haben sie Wünsche: Glück, Gesundheit, Erfolg – logisch. Liebe, Sex, miteinander alt werden, klar. Aber ein Kind?
Anwältin Charlotte hat dafür eigentlich keine Zeit – aber Lehrer Robert meint „Ein Kind würde uns gut tun“. „Die fixen Ideen eines 35-jährigen Mannes“, meint Charlotte. Aber dann hört sie doch bald das „Rufen der Natur“…
Klar, im neuen Stück „Babytalk“ im Theater Sommerhaus in Winterhausen geht es ums Kinderkriegen - oder vielmehr die Frage: Jetzt oder nie? Das junge Paar dreht sich im Kreis, überlegt hin und her: Wann, wenn nicht jetzt? Und: Wer, wenn nicht wir?
Charlotte hat da ihre ganz eigenen Ängste: Kinder kriegen sei wie Mülltrennung, sagt sie, jeder wüsste, das man es tun sollte, aber keiner hätte wirklich Lust darauf. Sie sorgt sich vor allem um die körperlichen Veränderungen, die eine Schwangerschaft mit sich ziehen würde. Robert dagegen sieht sein Leben, je konkreter die Kinderpläne werden, schon vor der Befruchtung dahinsiechen und vermisst Männerabende und Spontan-Urlaube in Thailand ohne Familie.
Emotionale Achterbahnfahrt
Martin Hanns am Klavier führt auch Regie in diesem „Kinderkrieg-Musical“ von Peter Lund und Thomas Zaufke, in dem es auf emotionale Achterbahnfahrt geht zwischen zwei Menschen, die gut miteinander können, aber beide eben auch ihren eigenen Weg gehen müssen und wollen. Irgendwann wird die Entscheidung, Kind, ja oder nein, sowieso zur Nebensache und macht Platz für tiefere Sinnfragen: Wer bin ich, wer will ich sein und wer ist der Mensch, mit dem ich da zusammen lebe - und das womöglich für den Rest meines Lebens?
Es ist die erste Premiere nach dem langen Winterlockdown im Sommerhaus - vorab gab es leichte Bedenken der Hauptdarstellerin, ob man nicht doch ein wenige „eingerostet“ sei. Entwarnung: Von Rost ist nichts zu spüren, im Gegenteil : Mascha Obermeier und Raoul Migliosi sprudeln nur so vor Energie und Spielfreude, und besonders Mascha Obermeier schafft es mit glasklarer Stimme, zwischen den ganz leisen Tönen und den großen Powersongs genial hin und her zu switchen.
Träume und Alpträume
Denn genau so ist es, das Leben: Ein Auf und Ab der Gefühle, mal laut und mal leise. Die Kulisse stellt das gemeinsame Bett dar – Ort der Begegnung, der Ängste und Träume wie Alpträume. Bis zur Erkenntnis: „Wahre Liebe ist ein altes, aber grundsolides Produkt - wie Tempotaschentücher“ ist es ein langer Weg. Dazwischen liegen viele mitreißende Songs über das Miteinander, Zweifel, Geheimnisse, Schicksalsschläge und natürlich die Liebe, die, soviel darf man schon verraten, immer gewinnt, auch in „Babytalk“.
Am Ende stand tosender Applaus für alle Beteiligten, die coronabedingt nur vor halbem Hause unterhaltsam die Theatersaison eingeläutet hatten. Und auch, wenn das Publikum durchweg maßnahmenkonform Maske trug: Alle hatten ein breites, glückliches Lächeln im Gesicht nach diesem Abend. Endlich wieder Theater!
Die nächsten Termine für das Stück "Babytalk" im Theater Sommerhaus: 29. und 30. Mai sowie 4., 5. 25., 26. und 27. Juni, um jeweils 20 Uhr.
