Unter den Würzburger Kreuzbergwallfahrern gelten die Musiker der Estenfelder Kreuzbergmusik mit ihrem Leiter Stefan Ackermann als echte Motivationskünstler. Im 50. Jahr begleiteten die Musiker heuer die jährliche Wallfahrt der Bruderschaft zum Heiligen Kreuz Würzburg zum Kreuzberg und zurück in die Domstadt. Bei seiner 38. Teilnahme war Leiter Stefan Ackermann dabei bereits zum zwanzigsten Mal hauptverantwortlich für die musikalische Begleitung der Wallfahrt - und feierte damit auch ein persönliches Jubiläum.
Ein zackiger Marsch oder das Frankenlied
Insbesondere wenn der Pilgerweg steil bergan steigt und den Wallleut´ die Puste auszugehen droht, kommt zur Ablenkung der Pilger der musikalische Einsatz der Musiker gerade recht. Ein zackiger Marsch oder das Frankenlied, gespielt im Verlauf der steilen Ortsdurchfahrt in Wollbach in Richtung Premich, ordnet der musikalische Leiter selbst bei geübter Atemtechnik allerdings als "grenzwertig" ein. Der Unterstützung durch "ihre" Musiker aber zollen die Wallfahrer Anerkennung bei zwei so genannten Scheinwerfer-Tagen. Dann werfen die Pilger am zweiten Wallfahrtstag in der Kniebreche, und am vierten am Erbsenberg, zum Dank für die musikalische Hilfestellung Geldscheine in einen aufgestellten Regenschirm als überdimensionale Spendenbox.

So war es auch schon im Jahr 1969, als Nikolaus Peter Hasch als 17-Jähriger erstmals der Estenfelder Kreuzbergmusik angehörte. Mittlerweile zählt der ehemalige Sparkassen-Chef und amtierende Vorsitzende des Würzburger Dommusikvereins 66 Lenze. Als einziger aber, seit die Estenfelder Musiker 1968 eher zufällig die musikalische Begleitung der Würzburger Kreuzbergwallfahrt übernahmen, ist er mit seiner Trompete nach wie vor aktiver Wallfahrer-Musiker.
"Beeindruckend war immer die große Musikergemeinschaft."
Nikolaus Peter Hasch, Kreuzbergmusiker
Bedingt durch Familie und Beruf war es Hasch allerdings nicht möglich, jedes Jahr dabei zu sein, wenn die Musiker die Wallleut´ auf den heiligen Berg der Franken begleiteten. "Beeindruckend war" für ihn "aber immer die große Musikergemeinschaft, die ihren Beitrag zur Wallfahrt geleistet hat", bemerkt der Musiker stolz. Wie oft er dabei war auf dem Kreuzberg, kann Hasch nicht sagen. Wichtig war ihm vielmehr, bei diesem Gänsehaut-Erlebnis überhaupt dabei sein zu können.

Nur sieben Musiker der Estenfelder Blasmusik waren es in den Anfängen der Kreuzbergmusik, die unter der Leitung von Gründer Erwin Hauck ihr Hobby in den Dienst der Wallfahrt stellten. Da die Rimparer Blaskapelle 1968 nicht ausreichend Musiker stellen konnten zur musikalischen Begleitung der damals nur etwa 100 Pilger, sprangen Musiker aus Estenfeld ein. "Seither aber gehört die Estenfelder Kreuzbergmusik mit ihren Mitgliedern aus Estenfeld und dem Ortsteil Mühlhausen zum festen Bestandteil der Würzburger Kreuzbergwallfahrt.
Von der handlichen Querflöte bis zur riesigen Tuba
Einziger "Exot" ist Tubist Oswald "Ossi" Klüpfel aus Opferbaum", bemerkt Leiter Stefan Ackermann stolz. Nach Ackermanns Statistik waren es in fünf Jahrzehnten nur etwa 50 Musiker, die der Stammbesetzung der Kreuzbergkapelle angehörten. Deren achtzehn, ausgestattet von der handlichen Querflöte bis zur riesigen Tuba, sorgten auch im Jubiläumsjahr wieder für den guten Ton während der fünf Wallfahrtstage. Wie die Wallfahrtstradition selbst, wird nach Ackermanns Aussage auch die Begeisterung für die Kapelle meist innerhalb der Familie weitergegeben. So sind neben Ehefrau Elke auch Tochter Sophia und Sohn Moritz dem musikalischen Wallfahrtsfieber verfallen.

Dass aber nicht nur geistliche Musik zum Repertoire der Musiker gehört, bestätigen die Bläser, wenn sie auf dem Kreuzberg angekommen. Dann wird, je nach Witterung, auf dem Platz vor dem Kloster oder in dem nur für Wallfahrer zugänglichen Antonius-Saal für die Wallfahrer zum Tanz aufgespielt. Nach wie vor fester Beitrag ist auch der musikalische Weckruf am Kreuzberg, am frühen Morgen bevor die Wallleut´ den Rückweg antreten.
Für Gänsehaut unter den Wallfahrern gesorgt
Für Gänsehaut unter den Wallfahrern sorgen die Musiker unter anderem im Verlauf des Rückwegs auf der Saale-Brücke in Euerdorf. Beim Einzug in den Ort werden die Pilger musikalisch empfangen. Nicht zuletzt ist der emotionalste Moment jeder Wallfahrt ohne die Estenfelder Kreuzbergmusik nicht denkbar. Wenn aus ihren Instrument nach dem Einzug im Kiliansdom das "Großer Gott wir loben dich", das "Tandum ergo" und zum Finale das Lied der "Marienblume" erklingt, muss so mancher Pilger ergriffen Tränen der Rührung unterdrücken.
Jubiläumskonzert am 16.September
Diese und weitere, von Stefan Ackermann selbst geschriebene Lieder, werden die Musiker ihren Instrumenten auch am 16. September um 9.30 Uhr beim Gottesdienst zum Patroziniumsfest in der Würzburger Franziskanerkirche anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums entlocken.



