Seit Tagen reißen die Schlagzeilen rund um die Band Rammstein nicht ab. Mehrere Frauen haben sich in den vergangenen Wochen zu Wort gemeldet und Frontsänger Till Lindemann des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Systematisch sollen jungen Frauen vor und während der Konzerte ausgesucht und zu Aftershowpartys eingeladen worden sein. Die Frauen berichten von Erinnerungslücken, blauen Flecken und nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen.
Zwischen diesen Vorwürfen wird am 24. Juni eine "Rammstein Tribute Show" in der Posthalle in Würzburg stattfinden. "Stahlzeit", so heißt die Rammstein-Coverband, hat sich bereits 2005 gegründet und kopiert seitdem die Lieder und Bühnenshow des Originals. Das Geschäftsmodell entstand lange bevor die Vorwürfe gegen Lindemann publik wurden.

Management von "Stahlzeit" lehnt Interview ab und schickt stattdessen Statement
Doch wie geht die Band mit den aktuellen Schlagzeilen um? Reagieren die sechs Mitglieder bei ihrer Tribut-Show auf die provokanten Showeinlagen und Liedtexte von Till Lindemann und distanzieren sich? Ein Interview lehnte die Band auf Anfrage dieser Redaktion ab. Das Management äußerte sich im Namen der Gruppe in einem allgemeinen Statement.
Man habe keinen persönlichen Kontakt zu den Bandmitgliedern von Rammstein, von den Vorwürfen nichts geahnt und könne sich als Außenstehende zu diesen nicht äußern, heißt es dort. Das Management betont, dass es trotz der im Raum stehenden Anschuldigungen, eine Aufarbeitung der Fakten abzuwarten gelte. Bei der "Rammstein Tribute Show" zolle die Band dem "künstlerischen Bühnenwerk" Respekt.
"Stahlzeit" reproduziert die Inhalte der Band Rammstein in Würzburg
Die Liedtexte sowie die Ausarbeitung der Bühnenshow sind dabei nur eine Kopie des Originals. Das Management vergleicht den Auftritt von "Stahlzeit" in dem Statement mit einer "Theaterinszenierung mit vielen Effekten, lauter Musik und auch provokanten Texten, wie man sie von Rammstein seit jeher kennt". Beides entstammt damit nicht der Kreativität und Ideenschmiede von Stahlzeit, reproduziert aber die Inhalte von Rammstein.

Ob eine Einordnung durch die Coverband zu Beginn des Konzertes in Würzburg stattfinden wird, bleibt offen. Auch ist nicht klar, ob die Band besonders provozierende Liedtexte und Showeinlagen aus ihrem Tour-Programm streichen wird.
Die Bühnenshow von Rammstein sorgt bereits seit der Gründung der Band 1994 immer wieder für Schlagteilen, trägt aber auch zur Faszination rund um die Gruppe bei. Eine Anziehung, von der auch "Stahlzeit" profitiert.
Bühnenshow von Stahlzeit übernimmt wesentliche Elemente von Rammstein
"Stahlzeit" kopieren auch die für Rammstein typischen Feuershows, erklärte Frontmann "Helfried Reißenweber" bei einem Main-Post Interview im Jahr 2016. Dort erklärte der "Stahlzeit" Frontmann auch: "Till Lindemann und Co haben uns schon gesagt, dass sie unsere Show mögen."
Ein Großteil ihrer Auftrittsinhalte sei von der Band abgesegnet, nur einzelne Elemente, die dem Persönlichkeitsrecht der Bandmitglieder unterliegen, dürften die sechs "Stahlzeit" Musiker nicht kopieren, hieß es damals.

So durfte beispielsweise der Auftritt zum Rammstein-Song "Bück dich", die der "Stahlzeit" Frontmann mit einer Penisprothese untermauerte und anschließend eine Flüssigkeit daraus ins Publikum spritze, stattfinden. So zu sehen in einem Videomitschnitt aus dem Jahr 2014 von einem Konzert der Coverband.
"Stahlzeit" verurteilen Übergriffe jedweder Art auf das Schärfste
In dem Statement schreibt das Management von "Stahlzeit": "Wir stehen für Toleranz und Respekt und verurteilen Übergriffe jedweder Art auf das Schärfste." Organisierte Aftershowpartys gäbe es bei Stahlzeit "so gut wie nie". Auch sei es in dem beinahe 20-jährigen Band-Bestehen "noch nie zu sexuellen Übergriffen oder ähnlichen Vorkommnissen durch Bandmitglieder gekommen", erklärt das Management.
Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt Jojo Schulz, Betreiber der Posthalle in Würzburg, dass ihm bisher keine Anfragen zur Ticketrückgabe für das Konzert von "Stahlzeit" bekannt seinen.
Die Option gibt es, allerdings nicht aufgrund der im Raum stehenden Vorwürfe gegen Till Lindemann, sondern "weil das Konzert mit einem anderen zusammengelegt wurde". Das ursprünglich geplante Konzert in Wertheim wurde verschoben, die Karten behielten ihre Gültigkeit für die aktuelle Show in Würzburg.