Bei den ersten Weingütern in Unterfranken hat die Lese für den Federweißer begonnen. Der Federweißer oder auch Bremser ist das erste Erzeugnis des neuen Jahrgangs. Seine Beliebtheit ist dem Fränkischen Weinbauverband zufolge ungebrochen. "Es ist für viele Menschen eine genussreiche und feste Tradition rund um die Weinlesezeit ein Stück Zwiebelplootz mit einem Glas Federweißer zu genießen", sagt Pressesprecher Michael Bock. Wie viel Liter des gegorenen Traubenmosts pro Jahr in der Region produziert wird, erfasst der Verband nicht.
Einige Weingüter haben sich Bock zufolge in den vergangenen Jahren auf Federweißer spezialisiert, sodass neben deren Verkaufsständen oder Vinotheken auch im Lebensmittelläden fränkischer Federweißer gekauft werden kann.
Federroter weniger beliebt
Beim Weingut Fesel in Würzburg macht der Federweißer rund 20 Prozent der insgesamt hergestellten Weinmenge aus. Stefan Fesel hat in der vergangenen Woche mit der Lese der Rebsorte Ortega begonnen. "Das ist eine frühreife Sorte, die häufig für Federweißen verwendet wird und bei uns auch speziell dafür angebaut wird", sagt der Winzermeister. Aber auch Bacchus, Müller-Thurgau und Kerner sind gängige Sorten für den neuen Wein, dessen Saison nur ungefähr sechs Wochen dauert. Für Winzerinnen und Winzer bedeutet Federweißer zusätzlicher Aufwand – und das während der ohnehin arbeitsintensiven Lesezeit. Ein fairer Preis liege Fesel zufolge bei 3,50 bis 4 Euro für einen Liter.

Federweißer braucht täglich Zuwendung. "Jeden Morgen muss man schauen, welcher Tank fertig ist und wo die gold-gelbe Farbe erreicht wurde. Erst dann kann er abgefüllt und verkauft werden", sagt Anja Schmitt-Kraiß, Inhaberin des Weinguts Schmitt in Bergtheim (Lkr. Würzburg). Auch sie setzt mit Ortega und Solaris auf frühreife Sorten.
Ihrem Eindruck nach hat die Bedeutung des Federweißen in den vergangenen Jahren leicht zugenommen. Die Nachfrage nach Federrotem sei hingegen im Vergleich zum weißen Most vergleichsweise gering. "Deshalb stellen wir davon auch weniger her", sagt Schmitt-Kraiß. Zudem müssen rote Rebsorten länger reifen, weshalb mit dem ersten Federroten wohl frühestens in zwei Wochen zu rechnen sei.
Flaschen und Kanister nicht ganz schließen
Für alle, die bislang noch keine Erfahrung mit dem Traubenmost haben, hat die Winzerin einen wichtigen Tipp: Den Deckel der Flaschen und Kanister nicht zuschrauben. "Das gärt weiter, bildet Gase und dann hat man eine kleine Bombe", so Schmitt-Kraiß. Platzt eine Flasche in der frisch gestrichenen Küche oder im Auto, sei die Sauerei groß. Damit die Flaschen nicht auslaufen, müssen sie stehend transportiert und gelagert werden.

Federweißer ist ein saisonales und regionales Produkt. Doch in Supermärkten wird auch Federweißer aus dem Ausland, zum Beispiel aus Italien oder Spanien, angeboten. Den Winzern zufolge ist das aber bislang keine ernstzunehmende Konkurrenz. Die ersten Trauben für den Federweißen hätte Stefan Fesel auch schon Ende August ernten können. Das entspreche dem Zeitpunkt, zu dem auch südeuropäischer Federweißer in fränkischen Supermärkten angeboten werde.
"Unsere Erfahrung zeigt aber, dass der Franke da noch nicht bereit für Federweißen ist", sagt Fesel. Es brauche ein paar kältere Tage und verfärbtes Laub, damit die Kundinnen und Kunden in Stimmung für das Produkt kommen.