Wolle in allen erdenklichen Farben, Knöpfe in verschiedenen Variationen, Stoffe, Reißverschlüsse und Garne stapeln sich in den Regalen. Dazwischen eilt Monika Klein geschäftig hin und her, um einer Kundin das richtige Wollknäuel für ein Handarbeitsprojekt herauszusuchen, die Kasse zu bedienen oder Stoff zurechtzuschneiden.
Seit gut 13 Jahren verkauft Klein in ihrem Geschäft "Verstrickt & zugenäht" in der Ochsenfurter Altstadt alle Materialien, die es fürs Nähen, Stricken und Co. braucht. Anfangs in kleineren Räumlichkeiten, in denen sich heute die Kräuterstube befindet, seit einigen Jahren in dem Gebäude in direkter Nachbarschaft zur Tourist-Information. Beratung und einen kleinen Plausch gibt es seit jeher gratis obendrauf. Doch damit wird schon in wenigen Wochen Schluss sein.
Erst vor Kurzem Zweigstelle in Rothenburg eröffnet
Mitte Oktober werde sie den Laden schließen, kündigt Klein an. Ein Schritt, der ihr gewiss nicht leicht falle, betont die 60-Jährige. Schließlich betreibe sie das Geschäft seit jeher mit Herzblut – und habe ganz andere Zukunftspläne gehabt.

Erst im vergangenen Dezember hat die gelernte Schauwerbegestalterin, die ursprünglich aus Frickenhausen stammt, eine Zweigstelle in Rothenburg eröffnet. Im Laden in Ochsenfurt habe sie deshalb eine Verkäuferin angestellt, sagt Klein. "Der Masterplan wäre gewesen, die Angestellte zwei Jahre lang zu begleiten und ihr dann den Laden zu übergeben. Das ist leider nicht gut gegangen." Schuld daran seien deutliche Umsatzeinbrüche in den vergangenen Monaten.
Deutliche Umsatzeinbußen
"Ich dachte erst, es liegt an uns, dass die Umsätze diesen hier gemacht haben", sagt Klein mit einer Handbewegung nach unten. Doch auch andere
, sagt sie. "Dann konnte ich einfach die Angestellte nicht mehr bezahlen."Als einzig sinnvoller Schritt sei ihr geblieben, den Ochsenfurter Laden zu schließen, sagt Klein. Rothenburg sei schon seit Jahren ihr Wunschstandort. "Dort gibt es noch viele Handwerker und ich finde es mega spannend, das Material zu den mittelalterlichen Veranstaltungen dort liefern zu können", begründet Klein ihre Wahl. Gleichzeitig sei es dort auch wirtschaftlich gesehen einfacher. "Die Stadt ist einfach größer und durch die Touristen hat man mehr Laufkundschaft", schildert die Einzelhändlerin aus Oberickelsheim ihre Erfahrungen.
Nachfolgersuche gestaltet sich schwierig
Schon seit vielen Wochen suche sie in Absprache mit der Vermieterin der Räumlichkeiten nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin, berichtet Klein. Bisher ohne Erfolg. "Es wäre mir so recht, es fände sich jemand, der selbst handarbeitsbegeistert ist und sich gerne mit Menschen umgibt", sagt sie. Sie denke dabei vor allem an die Ochsenfurterinnen und Ochsenfuter, denen sonst die einzige Anlaufstelle für Handarbeitsmaterialien verloren ginge. Eine Anlaufstelle, die der Online-Handel nicht so einfach ersetzen könne.

Leicht verdientes Geld bringe die Selbstständigkeit mit einem Handarbeitsgeschäft sicher nicht, gibt Klein zu. "Man braucht eine Leidenschaft dafür." Eine Leidenschaft, die Klein ohne Frage mitbringt. Sie begeistere die Arbeit mit den Materialien genauso wie der persönliche Kontakt mit den Kundinnen und Kunden. Dabei gehe es nicht nur um die Beratung. "Man kriegt auch mit, wer Oma wird und wenn jemand Probleme mit der Gesundheit hat. Das ist fast wie beim Friseur", sagt sie und schmunzelt. Für sie ein Aspekt, der den Job besonders macht.
Noch bis zum Ochsenfest Anfang September wolle sie die Hoffnung nicht aufgeben und weiter nach einem Nachfolger suchen, sagt die 60-Jährige. "Ich fände es toll, wenn noch ein Wunder geschieht."