Knapp sieben Wochen ist der furchtbare Unfall im Würzburger Club Odeon nun her. Wie berichtet, hatte eine Mitarbeiterin der Bar bei einer der im Club üblichen Feuershows Alkohol auf eine bereits brennende Theke geschüttet und damit die Flammen weiter angeschürt. Das Feuer ging auf einen Partygast über, der am Ende der Theke stand. Sein Oberkörper und Kopf standen in Flammen. Ein Video, das den Unfall zeigte, wurde von zahlreichen Würzburgerinnen und Würzburgern geteilt.
Das Opfer lag im künstlichen Koma und der Club wurde vorübergehend geschlossen. Grund waren festgestellte Mängel, erklärte die Stadt Würzburg. Gegen die Barkeeperin wird derzeit ermittelt. Odeon-Betreiber Frank Knüpfing hüllte sich bislang in Schweigen - bis jetzt. In einem Gespräch mit der Redaktion äußert er sich nun erstmals zu dem Brand-Unfall.
Frage: Vor knapp sieben Wochen ist ein Mensch im Odeon bei einem Brandunfall schwer verletzt worden. Sie haben bislang immer die Antworten auf Fragen der Redaktion verweigert. Warum wollen Sie jetzt reden?
Frank Knüpfing: Eine Weile lang war es zu früh, etwas zu sagen und dann hatte ich Vorbehalte. Ich empfand die Berichterstattung als nicht fair. Das lag nicht nur an den Medien, sondern auch an der Stadt. Wir hatten beispielsweise die Schließung des Clubs freiwillig angeboten, weil die Stimmung bei der Begehung so aufgeheizt war und wir hatten mit der Bauaufsicht und dem Leiter des Ordnungsamtes einen genauen Wortlaut abgesprochen, welcher an die Presse rausgegeben werden soll. Der wurde komplett geändert.

So hieß es dann, dass der Betrieb eingestellt werde und dies vom Betreiber akzeptiert und ebenfalls freiwillig angeboten wurde. Juristisch gesehen haben wir keine einzige Info bekommen, dass wir schließen müssen. Wir mussten uns erst einmal klar werden, was uns vorgeworfen wird. Weil nur im Raum stand, dass es Vorwürfe gibt, aber nicht welche.
Kritisiert wurde von Partygästen, dass das Odeon-Team inklusive Ihnen versucht hat, den Unfall zu vertuschen. An dem Abend wurde weder Musik aus- noch Licht angemacht. Wollten Sie den Unfall unter den Tisch kehren?
Knüpfing: Dazu muss man erst einmal den wahren Ablauf des Abends kennen. Wir hatten einen Verletzten. Dieser ist nach dem Unfall aufgestanden und ging zum Rauchen erst einmal nach draußen. Wahrscheinlich stand er unter Schock und Alkohol. So schnell hätten wir den Ton gar nicht ausmachen können, da stand er schon draußen. Währenddessen haben meine Leute den stillen Alarm ausgelöst. Wie bei anderen Veranstaltungen auch üblich, umfasst unser Sicherheitskonzept einen stillen Alarm, um die Ausbreitung von Panik zu vermeiden. Dieser stille Alarm wurde um 4.04 Uhr ausgelöst.
Meine Leute haben außerdem den Sanitäter gerufen und mit der Freundin gesprochen. Wenn wir zugemacht hätten, wären alle Menschen nach draußen geströmt, dort kam ja aber der Krankenwagen. Nachdem der verletzte Gast versorgt war, war es sowieso schon Schließungszeit, es wurde das Putzlicht angemacht und der Abend geordnet beendet. Ich selbst habe von dem Vorfall erst in den Morgenstunden erfahren.

Kritische Kommentare auf Social Media wurden sofort gelöscht. Was sagen Sie dazu?
Knüpfing: Wir hatten bereits einige Wochen vor dem Unfall Probleme mit unserer Social Media Seite. Ein sogenannter Bot hat Hassnachrichten sowie üble Beleidigungen hinterlassen. Dies haben wir nicht nur zur Anzeige gebracht, sondern bereits damals schon die Kommentarfunktion eingeschränkt sowie durch einen externen Social Media Manager Hasskommentare löschen lassen. Da die zuständige Person extern ist und lediglich mit der Löschung dieser Bots beauftragt war, war dieser zu dem Zeitpunkt noch nicht über den Unfall informiert und konnte somit die Kommentare nicht dem Unfall zuordnen.

Es wurden aber nicht nur Hasskommentare gelöscht, sondern auch jegliche Fragen rund um den Feuerunfall – vor allem unter einem Post, in dem die kommenden Veranstaltungen beworben wurden. Der Post ging direkt am Montag nach dem Unfall online.
Knüpfing: Hierbei handelte es sich um einen vorgeplanten Post, der automatisiert online ging. Da haben wir tatsächlich nicht daran gedacht.
Warum haben Sie nicht den gesamten Post gelöscht, sondern erstmal nur die Kommentare?
Knüpfing: Wir haben auch den Post gelöscht.
Nachdem Sie die Kommentare gelöscht haben und erst als klar war, dass das Odeon schließen wird.
Knüpfing: Das hätte man anders machen können. Da habe ich wohl nicht drüber nachgedacht.

Haben Sie Kontakt mit dem Brandopfer? Falls ja, wie geht es dem Mann?
Knüpfing: Wir haben direkt am Sonntagnachmittag über meine Mitarbeiterin Kontakt zu dem Betroffenen aufgenommen und diesem dabei im Namen des gesamten Teams unsere Genesungswünsche ausgesprochen sowie unsere volle Unterstützung und Hilfe zugesagt. Seitdem stehen wir in unregelmäßigen Kontakt mit ihm und haben ihm weiterhin mehrmals unsere Unterstützung versichert.
Wie geht es dem Mann?
Knüpfing: Ich weiß nicht genau wie es ihm geht. Ich persönlich habe den Eindruck, dass es ihm besser geht. Ich hoffe vor allem, dass es ihm in Zukunft sehr gut gehen wird und er keine bleibenden Schäden davon trägt.
Haben Sie ihn um Verzeihung gebeten?
Knüpfing: Da der Kontakt über die Anwälte läuft, gab es noch nicht die Möglichkeit dazu.
Ein ehemaliger Mitarbeiter erhebt den Vorwurf, dass es noch zahlreiche weitere Mängel in Bezug auf Brandschutzmaßnahmen in beiden Clubs gebe. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?
Knüpfing: Dieser ehemalige Mitarbeiter hat seine Liste angeblicher Mängel auch mit der Stadt geteilt. Es war mir besonders wichtig, auch diese Behauptungen behördlich prüfen zu lassen und als durchsichtige Verunglimpfung zu entlarven. Die Bauaufsicht der Stadt, die Berufsfeuerwehr und der von uns eigens engagierte Brandschutzexperte haben hier sehr sorgfältig miteinander gearbeitet.
Gegen die Mitarbeiterin der Bar, die in dem Video zu sehen war, wird ermittelt. Sehen Sie bei ihr den Fehler?
Knüpfing: Das, was vorgefallen ist, war nicht ideal, ich möchte ihr aber nicht einfach den Fehler zuschreiben. Sie ist meine Mitarbeiterin und ich möchte sie schützen. Das sollen die Behörden mit ihr klären, die führen ja die Gespräche. Und erst dann kann ich mir ein Urteil bilden. Sie ist eine sehr zuverlässige Mitarbeiterin, die über lange Zeit hinweg einen sehr guten Job gemacht hat. Sie selbst hat auch bereits mit dem Brandopfer gesprochen und ihm auch ihre besten Genesungswünsche ausgerichtet. Alles Weitere überlasse ich hier den Ermittlungsbehörden.
Warum haben Sie die Feuershows jahrelang durchgeführt, obwohl sie illegal waren?
Knüpfing: Da muss man zuerst einmal definieren, was Feuershows sind. Das kann man leicht in Wikipedia nachlesen, Feuershows haben immer etwas mit Akrobatik zu tun. In der Odeon-Lounge gab es also keine Feuershows. Was ich trotzdem daraus gelernt habe, ist, dass in Zukunft offenes Feuer in der Odeon-Lounge ausdrücklich verboten ist. Das habe ich jeden Mitarbeiter unterschreiben lassen.
Das beantwortet nicht die Frage.
Knüpfing: Eine Feuershow in einer Versammlungsstätte ist illegal. Die hätte ich genehmigen lassen müssen, das wurde mir gesagt. Bei uns gab es keine Feuershows. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Dann nennen wir es anders. Es wurde eine brennbare Flüssigkeit auf der Theke im Odeon gezündet.
Knüpfing: Dazu möchte ich keine Auskunft geben.
Das Feuer wurde nicht nur an dem Abend entzündet. Das Odeon hat offensichtlich im Netz mit den Feuershows geworben.
Knüpfing: Dazu möchte ich keine Auskunft geben.
Welche Mängel wurden bei der zwischenzeitlichen Schließung kritisiert und welche Mängel haben Sie mittlerweile behoben?
Knüpfing: Ich habe auf Social Media gelesen, dass nun angeblich "gravierende Baumängel" im Odeon zutage getreten sein sollen, es gab aber nur kleinere Mängel. Wir konnten bei einer spontanen Ortsbegehung mit der Bauaufsicht und Vertretern anderer Behörden der Stadt, auf die wir uns nicht vorbereiten konnten, nicht alle Fragen zur Betriebsorganisation aus dem Stegreif beantworten. Ich – wir – waren noch vollkommen geschockt von dem Vorfall. Normalerweise werden solche Dinge schriftlich angefragt, nicht in einem Raum mit zehn Leuten, die sicherstellen wollen, dass ihre Behörde keinen medialen Querschläger oder gar einen Teil der Schuld abbekommt – was ich aus deren Sicht vollständig nachvollziehen kann.

Wir konnten alle Fragen im Nachgang beantworten, alle angefragten Unterlagen, Dokumente und Zertifikate vorlegen. Natürlich haben wir uns auch selbst hinterfragt und diesen Vorfall als Anlass dafür genommen, in unserem Betrieb so manches zu optimieren. Wir haben alle Angestellten und einen Großteil der Aushilfen überobligatorisch zu Brand- und Ersthelfern ausbilden lassen. Die Aufsichtsbehörde hat unsere engagierte Mitarbeit und den transparenten Umgang mit ihr gelobt. Darum haben wir uns sehr gefreut, dass wir schon nach kurzer Zeit die Bestätigung der Stadt bekommen haben, dass eine Schließungsanordnung nicht veranlasst war.