Dass die Nahversorgung auf dem flachen Land immer herausfordernder wird, ist nichts Neues. Doch auch in stadtnahen Gemeinden kann es bisweilen brenzlig werden. So existiert im Gerbrunner Ortskern schon länger keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Dafür ist der 6500-Einwohner-Ort am Rand mit großen Lebensmittelmärkten gesegnet. An zwei zentralen Einfahrten gibt es jeweils einen Discounter.
Im Gewerbegebiet am Kirschberg wird zusätzlich ein Rewe-Markt mit dazugehörigem Getränkehandel betrieben – und das schon seit 1997. Dieser könnte jedoch zum Jahresende schließen. "Rewe hat den Pachtvertrag gekündigt", bestätigt der lokale Vermieter auf Nachfrage dieser Redaktion. Er hat zuletzt unberechtigterweise den Frust mancher Bürger zu spüren bekommen und will namentlich nicht genannt werden.
Mehr als ein reiner Rewe
Viele Gerbrunner sorgen sich nun um ihre Nahversorgung – zumal im Rewe neben einem Bäcker auch die einzige örtliche Metzgerei ihr Geschäft hat. Hinzu kommen noch der erwähnte Getränkemarkt, eine Lotto-Annahmestelle sowie Paketabgabe-Möglichkeiten. "Für ältere, aber auch jüngere Menschen ist der Rewe eine beliebte Anlaufstelle, um Dinge zu erledigen, natürlich einzukaufen, aber auch um sich auszutauschen", erzählt Martina Budig, die genau wie ihre betagten Eltern in Laufweite zu diesem Lebensmittelmarkt wohnt. Beides könne ein Discounter in dieser Form nicht bieten. Budigs Mutter Ingeborg Langer ergänzt in einem Brief: "Der Standort am Kirschberg 5 ist ideal, auch aus sozialer Sicht."
Der Betreiber sieht das mittlerweile offenbar anders. Der Gerbrunner Rewe, zu dem regelmäßig ein Bürgerbus aus der Ortsmitte fährt, ist genau wie sein Parkplatz relativ klein; der Trend geht hierzulande zu großen Einkaufsflächen. So betreibt Rewe seit einiger Zeit unweit im Hubland-Center einen wesentlich größer dimensionierten Markt. Eine Anfrage dieser Redaktion zur Kündigung an die Zentrale des Lebensmittelriesen in Eching wurde nicht beantwortet.
Gibt es weiter einen Laden vor Ort?
Hoffnung macht hingegen der Vermieter: "Es wird nach unserem Willen weiter einen Nahkauf in diesem Gebäude geben." Nach fast 25 Jahren müsse das eine oder andere renoviert werden, ein Einkaufsmarkt solle aber bleiben. Eine Kündigung könne zurückgezogen werden. Die Gespräche mit Rewe liefen, so der Vermieter. "Wenn es dabei bleibt, findet sich für diesen Standort bestimmt ein anderer Betreiber."
Gerbrunns Bürgermeister Stefan Wolfshörndl weiß um die innerörtliche Einkaufssituation. "Das Einzige, was eine Gemeinde hier machen kann, ist Flächen auf der grünen Wiese auszuweisen. Doch das würde Flächenfraß bedeuten – und die Entfernung zur Ortsmitte noch weiter vergrößern." Die alteingesessene Metzgerei Philipp im Mühlweg hat schon vor Jahren dichtgemacht. Aus dem einstigen innerörtlichen Einkaufszentrum in der Gregor-Mendel-Straße sind größtenteils Wohnungen geworden. Umso wichtiger wäre den Gerbrunnern der Erhalt ihres Rewe-Einkaufsmarktes am Kirschberg. "Das setzt allerdings auch voraus, dass möglichst viele Einwohner tatsächlich dort und nicht ganz woanders einkaufen gehen", unterstreicht Wolfshörndl.