Während und nach der Menschenkette im Gedenken an die Opfer des Messerangriffs haben am Freitagabend in Würzburg zwei politisch motivierte Versammlungen stattgefunden. Die AfD hatte zu einer "Mahnwache zum Gedenken der Opfer" aufgerufen. Ein linkes Bündnis hatte ein "Gedenken an die Opfer" als Gegenprotest angemeldet. Für Aufregung sorgte der Besuch von Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen, der von vielen als rechtsextrem eingeschätzt wird.

"Die brutale Tat, die vor einer Woche in Würzburg passiert ist, ist durch nichts zu rechtfertigen", sagte Martin Sichert, Bundestagsmitglied der AfD, der die Kundgebung nach Angaben der Stadt Würzburg zusammen mit Silvio Kante, Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Würzburg, angemeldet hatte. Etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren laut Polizei gekommen.
Björn Höcke schwieg auf AfD-Kundgebung in Würzburg
Ursprünglich hatte die AfD geplant, einen Kranz am Tatort am Barbarossaplatz niederzulegen. Aus Platz- und "Pietätsgründen", so Christian Weiß, Sprecher der Stadt Würzburg, hatte die Stadtverwaltung die Versammlung jedoch verlegt. Im Vorfeld hatte es Kritik gegeben, die AfD würde die Opfer für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren.
Björn Höcke sprach auf der Kundgebung nicht, hatte jedoch nach dem Angriff in Würzburg auf Facebook geschrieben: "Es interessiert mich nicht, ob der Anschlag islamisch motiviert war oder ob der Täter psychisch krank war. Es interessiert mich nicht, ob einordnende Kommentare zu der schrecklichen Tat jetzt als 'Instrumentalisierung' ausgelegt werden."

Begleitet wurde die AfD-Kundgebung von stummem Gegenprotest. Demonstrantinnen und Demonstranten hielten Schilde hoch, etwa mit der Aufschrift "Gegen Hetze und Faschismus." Das Polizeipräsidium Unterfranken hatte zuvor auf Facebook geschrieben: "Vor allem im Sinne der Rücksichtnahme auf die Angehörigen bitten wir alle Versammlungsteilnehmer, auf Störaktionen zu verzichten und ein stilles Gedenken an die Opfer zu ermöglichen."
Gegenveranstaltung: Keine vorschnellen Schlüsse aus Messerangriff ziehen

Um 19 Uhr und laut Polizei ohne Zwischenfälle fand dann die Gegenveranstaltung "Gedenken an die Opfer des 25. Juni in Würzburg" am Bahnhofsplatz statt, die unter anderem von der Würzburger Antifa, der Initiative Seebrücke Würzburg und Fridays For Future organisiert worden war. 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren angemeldet, "deutlich über 100" kamen nach Angaben der Polizei.

"Rassismus ist keine Antwort auf Islamismus", sagte eine Sprecherin auf der Veranstaltung. In der Ankündigung hatten die Organisatorinnen und Organisatoren davor gewarnt, vorschnelle Schlüsse aus dem Messerangriff zu ziehen. Zwar sprächen Indizien für ein frauenfeindliches und islamistisches Motiv des Täters, jedoch müsse vor einem abschließenden Urteil "eine umfassende Aufklärung des Amoklaufs und seiner Hintergründe geschehen".