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Würzburg: Nach Messerattacke: Stadt Würzburg plant "so bald als möglich" eine Trauma-Ambulanz für Geflüchtete

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Nach Messerattacke: Stadt Würzburg plant "so bald als möglich" eine Trauma-Ambulanz für Geflüchtete

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    Geflüchtete kommen mit teils schweren Traumata in Deutschland an und fallen manchmal durch jedes Raster. Das möchte die Stadt Würzburg künftig ändern (Symbolbild). 
    Geflüchtete kommen mit teils schweren Traumata in Deutschland an und fallen manchmal durch jedes Raster. Das möchte die Stadt Würzburg künftig ändern (Symbolbild).  Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Sie haben Folter oder Vergewaltigung erlebt, ihre Familie sterben sehen, um ihr Leben gebangt oder es auf der Flucht beinahe verloren: Wenn Geflüchtete in Deutschland ankommen, liegt hinter vielen  eine Zeit, die tiefe Spuren hinterlassen hat.

    Um den Menschen so gut es geht zu helfen, will die Stadt Würzburg nun so schnell wie möglich ein ambulantes Psycho-Soziales-Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge einrichten - auch vor dem Hintergrund der Messerattacke 2021 und des Axt-Attentats 2016. Die Ambulanz wird unterfrankenweit die einzige Anlaufstelle sein, in der Geflüchtete Zugang zu einer Trauma-Therapie in Muttersprache mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern haben werden.

    "Derzeit besteht eine Lücke, die dringend geschlossen werden muss", mahnte Michael Urbas vom Würzburger Kreisverband des Bayrischen Roten Kreuzes (BRK) in dieser Woche vor dem Sozialausschuss des Würzburger Stadtrats. Der Leiter des sozial-psychiatrischen Bereichs und Sonderpädagogin Victoria Jung stellten das bislang einzige Programm vor, das Geflüchteten derzeit in Würzburg zu Verfügung steht. Als Einzelkämpferin leitet Jung die "Initiative für traumatisierte Flüchtlinge".

    30 bis 40 Prozent der Geflüchteten leiden unter Störungen in Folge von Traumata

    30 bis 40 Prozent der Geflüchteten in der Anker-Einrichtung in Geldersheim (Lkr. Schweinfurt) seien von einer Traumafolgestörung betroffen, das habe eine Untersuchung Anfang des Jahres ergeben, sagt Jung: "Diese Menschen haben ein deutlich höheres Risiko für eine chronische psychiatrische Erkrankung." In so einem Fall sei der Handlungsspielraum der Initiative sehr begrenzt: "Gemeinsam mit Dolmetschern versuchen wir, die Leute halbwegs zu stabilisieren. Doch dort endet die Versorgung bislang." Unbehandelt könnten sich die Symptome schnell verschlimmern, Psychosen oder Drogenmissbrauch die Folge sein.

    "Für viele Geflüchtete sind therapeutische Angebote unerreichbar - und schon gar nicht in der Muttersprache, dabei ist gerade das für die Therapie so wichtig", sagt Urbas. Die Hilfen seien an den Asylstatus geknüpft: "Während für physische Gebrechen gut gesorgt ist, gibt es für psychische Krankheiten einfach kein ausreichendes System." Zwar könnten auch Geflüchtete in psychiatrischen Kliniken notversorgt werden – "aber sobald sie die Klinik verlassen, fallen sie wieder durchs Raster".

    Nicht nur vor dem Hintergrund des Messerangriffs, bei dem im Juni 2021 ein schwer psychisch kranker Somalier in Würzburg drei Frauen getötet und weitere Personen teils schwer verletzt hatte, drängt es der Stadt Würzburg, das ambulante Psycho-Soziale-Zentrum einzurichten. "Sobald als nur möglich" soll das Zentrum eröffnen, sagt Sozialreferentin Hülya Düber.

    "Gerade geht es noch um die Finanzierung", erklärte Düber. "Aufgrund der schwierigen Haushaltslage konnten wir keine direkte Finanzierung über das Innenministerium erreichen und stellen jetzt einen Antrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge." Konkrete Räumlichkeiten habe man hingegen schon im Blick, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt. 

    Eine andere Trauma-Ambulanz ist auf akut traumatisierte Menschen spezialisiert

    Das geplante Zentrum ist nicht zu verwechseln mit der Trauma-Ambulanz innerhalb der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz der Universität, deren Fortbestand derzeit diskutiert wird. Im Gegensatz dazu richte sich die geplante Ambulanz für Geflüchtete an Menschen, "die nicht im System integriert sind und möchte ihnen ein niederschwelliges Angebot machen", sagt Claudia Lother, Sprecherin der Stadt Würzburg.

    Die Trauma-Ambulanz wiederum ist auf akut traumatisierte Menschen spezialisiert. Dort wurden viele Betroffene des Messerangriffs vom Juni 2021 unterstützt, aber auch andere Gewaltopfer, informiert Marion Schowalter. Sie ist die Psychologische Leiterin der Trauma-Ambulanz.

    Die Universität hatte als Reaktion auf die Messerattacke im Zusammenwirken mit dem Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) die Trauma-Ambulanz im September 2021 an der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz angegliedert. Der Vertrag mit der Uni läuft zum Jahresende aus, so Psychotherapeutin Schowalter. Aktuell beraten sich Uni und Uniklinik, wie es weitergehen könnte, hieß es in einer Mitteilung. Also, ob die Psychotherapeutische Hochschulambulanz in die Uniklinik überführt werden soll.

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