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Würzburg/Schweinfurt: Nach neun toten Radfahrern 2022 mahnt die Polizei Unterfranken zum Helmtragen - braucht es eine Helmpflicht?

Würzburg/Schweinfurt

Nach neun toten Radfahrern 2022 mahnt die Polizei Unterfranken zum Helmtragen - braucht es eine Helmpflicht?

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    Radfahrer sind gefährdeter denn je auf Unterfrankens Straßen. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Polizeipräsidiums.
    Radfahrer sind gefährdeter denn je auf Unterfrankens Straßen. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Polizeipräsidiums. Foto: Symbolfoto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Die Polizei in Unterfranken wäre froh, wenn sich mehr Radfahrerinnen und Radfahrer ein Beispiel am Würzburger Bischof Franz Jung nehmen würden: Den schützt nämlich, wenn er in die Pedale tritt, nicht nur eine Portion Gottvertrauen, sondern auch ein Fahrradhelm. Die Kampagne #KopfEntscheidung, mit der die Polizei seit 2021 für das Helmtragen wirbt, wird von Würzburgs Oberhirten und vielen weiteren Prominenten unterstützt - und sie scheint notwendiger denn je. Denn aktuelle Zahlen des Polizeipräsidiums sind bedenklich.

    Demnach stieg die Zahl der Unfälle mit Fahrradbeteiligung im Jahr 2022 in der Region auf 1404 (im Jahr 2020 waren es 1357) - ein Höchstwert im jahrelangen Vergleich. 1313 Radfahrerinnen und Radfahrer wurden dabei verletzt (2020: 1237). Damit markiert 2022 "einen neuen Rekordwert für die letzten zehn Jahre", so Polizeisprecher Enrico Ball. Und: Lediglich 51 Prozent der verletzten Radfahrerinnen und Radfahrer hatten einen Helm getragen.

    Acht von neun tödlich Verunglückten trug keinen Helm

    Neun Radfahrerinnen und Radfahrer verloren nach Angaben von Polizeisprecher Ball 2022 bei Unfällen ihr Leben. Acht von ihnen waren ohne Fahrradhelm unterwegs. Eine Helmpflicht gibt es in Deutschland nicht - und selbst die Lobbyisten des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gehen nicht so weit, eine solche zu fordern. Ein Helm sei "nicht die Lösung des Problems, viel wichtiger sind gute Infrastruktur, vorausschauendes Fahren und gegenseitige Rücksichtnahme", heißt es dort.

    Ein Fahrradhelm könne zwar in bestimmten Fällen "Verletzungen, Schürfwunden oder Prellungen vorbeugen, aber ist nicht wirklich dafür ausgelegt, beispielsweise bei einem Autounfall wirksam zu sein". Von daher sollte jede Person "für sich selbst entscheiden, wie sie das Risiko eines Unfalls mit Kopfverletzung und den Sinn eines Helms für sich einschätzt". Die Wahrscheinlichkeit für eine schwere Kopfverletzung sei als Fußgänger sogar etwas höher als auf dem Fahrrad.

    Was Studien zur Helmpflicht sagen

    Studien zur Helmpflicht liefern kein einheitliches Bild: In Australien wurde die Verpflichtung zum Tragen eines Helms zwischen 1990 und 1992 eingeführt. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 kam zu dem Ergebnis, dass seitdem die Zahl tödlicher Unfälle von Radfahrerinnen und Radfahrern deutlich zurückgegangen sei, berichtet der ADAC.

    In den fahrradfreundlichen Niederlanden gibt es indes keine Helmpflicht, nur wenige tragen dort einen Helm. Dennoch sind die Niederlande - nach Dänemark - das zweitsicherste Land, wenn man Unfallzahlen mit Gesamtfahrleistung ins Verhältnis setzt. Nach Expertenmeinung macht sich dort die fahrradfreundliche Infrastruktur bemerkbar.

    In Deutschland registriert die Polizei seit Jahren eine steigende Zahl von Radunfällen, was auch daran liegt, dass immer mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind. Inzwischen war rund jeder siebte Verkehrstote in Deutschland mit dem Rad unterwegs. Laut einer Statistik der Datenbank der Unfallforschung der Versicherer, führen Unfälle in 46 Prozent der Fälle zu Kopfverletzungen, wenn der Radfahrer oder die Radfahrerin einen Helm trug. Ohne Helm steigt die Quote der Verletzungen im deutschen Straßenverkehr auf 73 Prozent.

    Würzburger Neurochirurg wirbt für den Fahrradhelm

    "Der Fahrradhelm kann keinen Unfall verhindern", sagt Professor Ralf-Ingo Ernestus, Neurochirurg und stellvertretender Ärztlicher Leiter der Würzburger Uniklinik. "Aber er schützt vor schweren Kopf- und Gehirnverletzungen." Ernestus war einer der Väter der Kampagne #KopfEntscheidung. Ihm ist der bessere Schutz der Radler ein besonderes Anliegen: "Ich werbe dafür, wo ich kann – auch in der eigenen Klinik", hatte er beim Start der Initiative betont.

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