Zwei Jahre lang mussten die Faschingsfreunde der Region weitestgehend auf "Helau" und "Täterä" verzichten. Viele Prunksitzungen, Faschingsfeiern und Umzüge konnten überhaupt nicht stattfinden – andere nur mit großen Einschränkungen. Umso größer ist die Freude bei Faschings- und Karnevalsvereinen auf eine fünfte Jahreszeit wie vor der Pandemie. Doch während einigen Vereinen ausverkaufte Veranstaltungen bevorstehen, herrscht bei anderen bislang Ticketflaute.
"Bisher läuft es durchwachsen", sagt Valentin Reinhard, Vorsitzender der Frickenhäuser Moustgeuger. Der Verein habe insgesamt vier Prunksitzungen an den ersten beiden Februarwochenenden geplant. Doch für die Sitzung am Freitag, 3. Februar, etwa seien beim offiziellen Kartenvorverkauf am vergangenen Wochenende lediglich 40 der 120 Tickets über den Tresen gegangen. "Das ist heute einfach kein Selbstläufer mehr. Früher war das anders, da gab es nicht so viele Konkurrenzveranstaltungen", so der Vorsitzende.
Viel Aufwand, wenige Gäste am Rosenmontag
Zwischenzeitlich sei deshalb so gar im Gespräch gewesen, den Veranstaltungstermin abzusagen. Doch davon hält Reinhard wenig. "Wenn man damit anfängt, schläft der Fasching immer mehr ein", befürchtet er. Mit Unterstützung aus der Dorfgemeinschaft wolle der Verein stattdessen noch einmal kräftig Werbung für die Veranstaltungen der Moustgeuger machen.
Viele Leute nehmen sich für den Fasching nicht mehr frei.
Valentin Reinhard, Vorsitzender der Frickenhäuser Moustgeuger
Eine ganz neue Entwicklung ist das geringere Interesse am Fasching für Reinhard nicht. Schon im Vorfeld hatte der Frickenhäuser Verein beschlossen, auf die übliche Faschingsfete im Ratskeller der Gemeinde am Rosenmontag diesmal zu verzichten. Der Grund auch hier: sinkende Besucherzahlen. "Viele Leute nehmen sich für den Fasching nicht mehr frei. Die Band dafür hat aber viel Geld gekostet und Auf- und Abbau waren mit riesigem Aufwand verbunden." Deshalb setze der Verein in diesem Jahr stattdessen auf einen bunten Abend, in der Hoffnung, so mehr Menschen unterschiedlicher Altersgruppen ansprechen zu können, sagt Reinhard.

Auch bei der Fasenachtsgilde Giemaul in Heidingsfeld sei ein Teil der Karten bislang liegen geblieben, sagt der 1. Gesellschaftspräsident Christian Reusch. Woran das liege, könne er aber nicht mit Sicherheit sagen, so Reusch. Eine mögliche Ursache sieht er in der Inflation, eine andere in den zwei Jahren Pandemie. "Man hört immer wieder von Leuten, die lieber zu Hause bleiben und sagen: ,Ich habe nichts vermisst!'"
Konsequenzen ziehen wolle die Gilde Giemaul daraus aber nicht. "Wir ziehen das Angebot so durch", sagt der Gesellschaftspräsident. Gerade für die Kinder im Verein sei es wichtig, dass sie auch präsentieren können, was sie im monatelangen Training geübt haben.

Neben den klassischen Prunksitzungen mit bis zu 350 Plätzen sollen in Heidingsfeld etwa ein Kinderfasching sowie zum zweiten Mal eine integrative "Bunte Sitzung" für Menschen mit Behinderung stattfinden. Mit der "Bütt uff'm Mee" ist auch ein ganz neues Format geplant – eine rund zweistündigen Schifffahrt auf dem Main mit bekannten Büttenrednern wie Christoph Maul, Peter Kuhn oder Volker Schmitt.
Besser läuft es aktuell beim 1. Ochsenfurter Carnevals Club (OCC), sagt Gertrud Röll, Schriftführerin des Vereins. Prunksitzungen veranstaltet der Verein am 3. und 4. Februar. Der Samstagstermin ist Röll zufolge auch schon ausverkauft. "Der war aber auch schon immer beliebter als der Freitagabend."
Der Waldbrunner Carneval Club profitiert vom Zuzug junger Familien
Auch anderswo im Landkreis Würzburg müssen sich die Vereine keine Sorgen um ausbleibendes Publikum machen. Eine der drei geplanten Prunksitzungen des Waldbrunner Carneval Clubs sei bereits ausverkauft, sagt der 1. Clubpräsident Nicholas Wilhelm. Zu den anderen beiden gebe es nur noch Restkarten. Der Verein profitiere vom Zuzug junger Familien in die Gemeinde, sagt Wilhelm: "Wir bieten zum ersten Mal einen zweiten Kinderfasching an."
Christian Barreca, Gesellschaftspräsident der Karnevalsgesellschaft Giebelstadt, blickt ebenfalls optimistisch auf die kommenden Wochen. Neben Kinder- und Seniorenveranstaltungen ist auch hier eine Prunksitzung geplant. "Wir hoffen natürlich auf eine ausverkaufte Veranstaltung", so Barreca. Allerdings laufe der Dachdorfer Ticketverkauf recht kurzfristig. Deshalb sei der Besucherandrang schwierig vorherzusagen.
Auch beim Verein Erlabrunner un Neigschmegde ist von einer Ticketflaute nichts zu spüren. "Wir starten am 13. Januar wieder voll durch", sagt Vorsitzender Wolfgang Kuhl. Dann findet im Pfarrsaal in Zell der Kappenabend statt. Die 120 Tickets für die Veranstaltung seien – wie es in der Regel auch vor den Corona-Jahren war – beinahe ausverkauft. Kuhl führt das auf das "hochkarätige Programm" des Vereins zurück, der in diesem Jahr sein elfjähriges Bestehen feiert. Angekündigt sind neben Schautänzen etwa Auftritte von Ines Procter, Oliver Tissot und Bernd Kleinschnitz.