Im einem kürzlich erschienenen Faktencheck der Redaktion ging es unter anderem um die Frage, ob sich Erwerbsarbeit mit Blick auf die Höhe des Bürgergeldes wirklich nicht lohnt. Anlass war die Aussage der CSU-Politikerin Andrea Behr, die bei der Wahlarena dieser Redaktion behauptet hatte, dass der Abstand zwischen Lohn aus Erwerbsarbeit und Bürgergeld zu gering sei. Im Faktencheck kam die Redaktion auf einen Betrag von 6805 Euro netto. Diesen haben einige Kommentatoren angezweifelt, weswegen wir hier nochmal ausführlich darstellen, wie dieser Betrag zustande kommt.

Um die ursprüngliche Aussage von Andrea Behr zu überprüfen, wurde im Faktencheck auf Daten des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. Dieses hat im Zuge der laufenden Wirtschaftsrechnungen für das Jahr 2021 die folgenden Daten erhoben: Die Bruttoeinnahmen aus nicht selbstständiger Arbeit liegen für Haushalte mit fünf und mehr Personen durchschnittlich bei 6190 Euro und die aus selbstständiger Arbeit bei 6144 Euro.
Hinzu kommen noch Einnahmen aus Vermögen (45 Euro) sowie aus öffentlichen Transferzahlungen wie dem Kindergeld, die im Schnitt bei 1617 Euro liegen sowie weitere Beträge aus nichtöffentlichen Transferzahlungen wie beispielsweise aus der Vermietung von Immobilien (244 Euro).
Der arithmetische Mittelwert berücksichtigt Ausreißer nach oben und unten
Das durchschnittliche Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit für einen Haushalt mit fünf und mehr Personen liegt nach Einbezug der genannten Faktoren bei durchschnittlich 8849 Euro im Monat. Abzüglich der Steuern und sonstiger Abgaben (2159 Euro) und Versicherungen (115 Euro) ergibt sich ein Betrag von 6805 Euro. Auch diese Zahlen fußen auf Angaben des Statistischen Bundesamts, allerdings ist demnach die Angabe zu Versicherungen nur bedingt aussagekräftig.
Wichtig ist, dass es sich hierbei um einen Mittelwert und nicht um den sogenannten Medianwert handelt. Letzterer berücksichtigt bewusst nicht Ausreißer nach oben und unten. Da das Statistische Bundesamt außerdem keine Zahlen zum Medianwert von Einkommen veröffentlicht hat, wurde seitens der Redaktion auf den Mittelwert zurückgegriffen.

Der Mittelwert wird berechnet, indem alle Einkommenswerte summiert werden und diese Summe danach durch die Anzahl der Erwerbstätigen geteilt wird. Dabei werden auch die Ausreißer nach oben und unten in der Rechnung berücksichtigt. Daher wirkt die Zahl von 6805 Euro zunächst hoch, bildet jedoch den Mittelwert aller Nettoeinkommen von Fünf-Personen-Haushalten in Deutschland ab.
Der Medianwert wäre zwar aussagekräftiger, weil er die Einkommensrealität einer breiten Mehrheit besser abbildet als das arithmetische Mittel. Dennoch hat auch der Mittelwert eine Aussagekraft, weil er als Durchschnittswert einer Verteilung berechnet wird und somit Aussagen in Bezug auf die zentralen Tendenzen der Daten ermöglicht.
