"Ein von außen sehr schlüssig aussehendes Konzept", bestätigt Elternbeirat Andreas Leypold, der durchaus die Beweggründe des neuen Direktors Hermann Rapps nachvollziehen kann. "Aus seiner Sicht eine praktikable und wirtschaftliche Lösung", so Leypold und fügt an "Pädagogisch sinnvoll ist sie aber nicht". Nicht für die Schüler werde das Beste getan, sondern einzig aus politischen und finanziellen Überlegungen werde hier eine Schule zerrissen, die in ihrer gewachsenen Sozialstruktur einzigartig sei.
Es sei familiär, eine kleine lebendige Schule, Schüler, die sich mit ihrer Schule identifizieren. Am Samstag bekommt man das von allen Seiten zu hören. "So wird Schule erst möglich", sagt Gertraud Hung, die ihre vier Kinder ans Siebold geschickt hat. Nur wo man sich wohl fühle, könne man auch Leistung erbringen, vertritt Katharina Leypold die Meinung der Schüler. Der so genannte Siebold-Geist ist schwer zu fassen. Lässt sich nicht in Zahlen und Fakten eindeutig belegen. Manifestiert sich aber darin, dass die Schüler gerne in ihre Schule gehen, freiwillig soziale Dienste übernehmen. Zum Beispiel im Programm "Schüler für Schüler". Da unterstützen die Großen die Kleinen, geben Nachhilfe, kümmern sich in der Pause.
"Wie soll man das noch realisieren, wenn die Schule auf Jahre hinweg zweigeteilt ist?", so der Elternbeirat. Gerade vor dem Hintergrund fast täglich erscheinender Berichte über Drogen- und Gewaltproblematik an Schulen könnten dem nur ein gesundes Schulklima und gefestigte soziale Strukturen entgegenwirken. Wobei auch die Qualität des Unterrichts stimme. "Wir haben hervorragende Lehrer am Siebold", so Leypold. Auch die rein sprachliche Ausrichtung des Gymnasiums stimme, nur wenige Schüler hätten in den vergangenen Jahren das Gymnasium wechseln müssen, um einen anderen Zweig zu wählen.
Mit dem Umzug ins MozSchönborn wäre die Einführung eines zweiten Zweiges verbunden gewesen. Der Elternbeirat wird jetzt den einzigen Hebel einsetzen, den er zur Verfügung hat, um den schrittweisen Umzug abzuwenden. Er wird dem zweiten Zweig nicht zustimmen. Das wurde bereits in der Elternvollversammlung Anfang November beschlossen, man wollte sich aber noch einmal der Zustimmung der Eltern vergewissern. "Die Demo war der Gradmesser für die Akzeptanz", erklärt Leypold. Damit wäre der Umzug vom Tisch.
Neue Lösungen müssen her. Der Elternbeirat arbeite kreativ und konstruktiv, aber alle Vorschläge werden mit einem Nein von der Schulleitung beschieden, berichtet Leypold. So gäbe es beispielsweise Angebote für Schulräume in der Nähe des Haupthauses, die Elternschaft erklärte sich sogar dazu bereit, selbst dafür zu zahlen. Aber Schulleiter Rapps kontere mit Vorschlägen wie "Wir lagern die achten und neunten Klassen aus." Letztendlich ist jetzt offen, wie es weiter geht.
Rapps sagte in der Vollversammlung zu den Eltern, er respektiere den Elternwillen, auch wenn es nicht seine originäre Meinung sei, so Leypold. Diese Aussage steht nun auf dem Prüfstand, die Eltern fordern pädagogisches Feingefühl zum Wohle der Kinder.