Mit Blaulicht rasen die Feuerwehrkräfte zu einem brennenden Einfamilienhaus. Als das Feuer gelöscht ist, explodiert nebenan eine Flasche im Chemielabor. Wenige Minuten später treten in der Tiefgarage giftige Gase aus und fast zeitgleich kommen Notrufe aus dem anliegenden Altersheim und Krankenhaus rein. Was wie eine Szene aus einem Actionfilm klingt, soll ab kommenden Jahr in der neuen Übungshalle der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg ein Stück weit Wirklichkeit werden. Denn in dem 5 500 Quadratmeter großen Gebäude werden Feuerwehren aus ganz Bayern in Simulationsräumen für Einsätze jeglicher Art fit gemacht. Zur Halbzeit der Bauarbeiten feierten Politiker, Architekten und Vertreter der Blaulichtorganisationen jetzt Richtfest in der Zellerau.
„Wat is 'ne Hochhausbrand? Wat is 'ne Hotelbrand? Wat is 'ne Speditionsbrand?“, fragt Roland Demke die Gäste in bester „Feuerzangenbowle“-Manier. Der Direktor der Staatlichen Feuerwehrschule nimmt das berühmte Zitat aus dem Heinz-Rühmann-Film zum Anlass, um die Bedeutung der Übungshalle hervorzuheben. Denn künftig müsse sich in seiner Schule niemand mehr „janz dumm“ stellen, da jeder die Antwort aus den praktischen Übungen kenne.
Seit dem 1. April 2014 wird an der Multifunktionshalle in der Mainaustraße gebaut. Knapp 20 Millionen Euro wird die 77 Meter lange, 40 Meter breite und 20 Meter hohe Halle kosten. Geld, das Gerhard Eck gut angelegt findet: „Bei uns im Freistaat besitzt die innere Sicherheit eben Priorität“, sagt der Staatssekretär des Innenministeriums stolz. Um das gewährleisten zu können, sei eine breite Ausbildung der Feuerwehren essenziell. Die Würzburger Übungshalle sei mit ihren Simulationsmöglichkeiten einmalig in der Deutschland.
„Das ist ein herausragendes und spektakuläres Bauwerk“, schwärmt auch der Behördenleiter des Staatlichen Bauamtes, Joachim Fuchs. Sowohl architektonisch als auch städtebaulich sei die Konzeption und Umsetzung des Gebäudes eine „überragende Leistung“ gewesen. Die Planung hatte das Hamburger Architekturbüro Gerkan Marg und Partner als Sieger eines ausgeschriebenen Wettbewerbs übernommen, die Projektleitung liegt beim Würzburger Bauamt. „Bis zur Übergabe ist es allerdings noch ein hartes Stück Arbeit“, sagt Fuchs.
Bislang kann man nur grob erkennen, was sich hinter der modernen Fassade verbirgt. Die Räume sind nur angedeutet, noch bläst ein rauer Wind durch Wand- und Deckengerüste. Wenn der Bau in acht Monaten fertig ist, dürfen dann auch die Bürger genau hin- und zuschauen. Denn das Konzept sieht eine Art Schaufenster für die Halle und das Außengelände vor.
„Die Bewohner identifizieren sich sehr stark mit ihrem Stadtteil“, erklärt Oberbürgermeister Christian Schuchardt. In den vergangenen Monaten und Jahren gab es immer wieder kritische Diskussionen über die Bauvorhaben auf dem Gelände der ehemaligen Hindenburgkaserne. Doch letztendlich, so ist sich Schuchardt in seiner Rede sicher, profitieren die Würzburger von dem Neubau und der damit einhergehenden „Aufwertung des Stadtteils“.
In der Zellerau steht neben Regensburg und Geretsried eine der drei Staatlichen Feuerwehrschulen in Bayern. Seit den Fünfzigerjahren werden hier Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren, der Werkfeuerwehren und Berufsfeuerwehren ausgebildet. Die neue Übungshalle, die von innen und außen nutzbar ist, ist das teuerste Einzelprojekt der gesamten Baumaßnahme.
Auf dem insgesamt 22 500 Quadratmeter großen Grundstück sollen in den kommenden zehn Jahren auch noch ein neues Außenübungsgelände, Unterkünfte für Lehrgangsteilnehmer sowie ein neues Werkstattgebäude entstehen. Die Schule bietet insgesamt 35 verschiedene Lehrgänge an, verfügt über 56 Einsatzfahrzeuge und fünf Feuerwehrboote.
Hurra, hurra, die (Feuerwehr)Schule brennt! Beim Richtfest der Übungshalle für die Staatliche Feuerwehrschule in der... Posted by Main-Post Redaktion Würzburg on Montag, 13. Juli 2015