Soviel Besuch und dazu noch recht jungen hatte der Würzburger Stadtrat wohl lange nicht in seiner Sitzung. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler der Klara-Oppenheimer-Schule und des beruflichen Schulzentrums für Wirtschaft und Datenverarbeitung mit Sitz in der Stettiner Straße 1 waren am Donnerstag gemeinsam mit Lehrkräften und den Schulleitungen in die Sitzung gekommen, um die Entscheidung zur Zukunft ihrer Schule mitzuverfolgen. Favorisiert wird von Seiten der Schule ein Neubau auf dem Gelände schräg gegenüber der Schule. Das Votum sprach am Ende für sie, doch zuvor kam ein Diskussions-Marathon.
Sanierung oder Neubau? Diese Frage beschäftigt das Schulreferat nun schon seit mehreren Jahren. Zuletzt war es in der Hauptausschusssitzung vergangene Woche wieder zu kontroversen Diskussionen gekommen und es gab keinen Beschluss. Vor allem Bündnis 90/Die Grünen und WL hatten sich kritisch gegenüber den Plänen des Schulreferats geäußert, auf dem Grundstück an der Minigolfanlage Richtung Konrad-Adenauer-Brücke (gegenüber der tectake-Arena) und einem Teil des daneben liegenden Spielplatzes einen Neubau zur errichten.

So ging auch 24 Stunden vor der Stadtratssitzung ein Änderungsantrag der Grünen ein, die Verwaltung zu beauftragen, die Planungen für einen Neubau der städtischen Berufsschulen weiter zu verfolgen. Allerdings, und das ist ihre Forderung, "die Entscheidung über einen Neubau auf dem Bestandsgrundstück oder auf der benachbarten Grünfläche zurückzustellen", bis ihre gewünschten Untersuchungsaufträge vorgestellt würden. Insbesondere, so eine Begründung, solle vermieden werden, wertvolle Grünflächen zu bebauen. Alternative Lösungen sollten "sowohl den Bedürfnissen der Schulgemeinschaft als auch ökologischen Anforderungen gerecht werden".

Liste der Grünen Punkt für Punkt abgearbeitet
Punkt für Punkt arbeitete Schulbürgermeisterin Judith Roth-Jörg die Liste der Grünen in der Sitzung ab. Zuvor hatte sie deutlich gemacht, dass das Thema "dringende Sanierung der Klara-Oppenheimer-Schule" zum ersten Mal schon 2016 auf den Tisch gekommen war, 2021 folgte die Machbarkeitsstudie. "Bezüglich des Neubaus haben wir verschiedene Flächen geprüft, die leider nicht in Frage kamen." Es gebe schlichtweg in Würzburg kaum Möglichkeiten, solch ein großes Schul-Projekt zu verwirklichen.

Fachbereichsleiterin Daniela Schuster erläuterte dem Stadtrat die Synergieeffekte, die ein Neubau am gegenüberliegenden Standort bringen würde: So biete dieser die Möglichkeit, die Städtische Wirtschaftsschule, die derzeit ihren Standort in Grombühl (bei der Pestalozzi-Mittelschule) hat, ins Mutterhaus zu integrieren. Auch die Synergien in puncto Mensa, die ebenso von der ums Eck liegenden Max-Dauthendey-Grundschule genutzt wird, blieben erhalten, sagte Schuster, genauso wie die Nutzung der tectake-Arena als Schulsporthalle.
Was die Kosten angeht, würde der Neubau (Anmerk.d.Red.: Berechnung für einen konventionellen Betonbau ohne weitere energetische Anforderungen) mit insgesamt 98 Millionen Euro etwas günstiger kommen als die Sanierung im Bestand (bei 121 Millionen Euro) oder der Neubau auf dem Bestandsgelände (124 Millionen Euro).
Schulleitungen stellten ihre Belange dar
Nachdem die beiden Schulleiter Norbert Sierl (Klara-Oppenheimer) und Johannes Sieber (Beruflichen Schulzentrum für Wirtschaft und Datenverarbeitung) den Stadträtinnen- und Räten spezifische Fragen rund um Schülerzahlen, Gastbeiträge und Belange der Schule widerspiegelten, wurde die Komplexität noch deutlicher. Im Falle einer Sanierung müsste ein Containerdorf mit vielschichtiger Infrastruktur aufgestellt werden, das den Anforderungen der verschiedenen Lehrberufe entspräche.
Während sich die CSU-Fraktion einheitlich für den Neubau aussprach, legten der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, Joachim Spatz, und SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow eine Bürgerbeteiligung nahe, sprachen sich aber insgesamt für den Vorschlag Roth-Jörgs aus. Auch von Seiten der ÖDP kam grünes Licht, "man müsse auch zuerkennen, dass die Optionen vom Schulreferat ernsthaft geprüft wurden".
Grünes Licht für weitere Planungen
Von der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Sandra Vorlová hieß es, "wir können uns darauf einigen, neu zu bauen, aber diese Grünfläche ist nicht frei". Sie habe mit dem Spielplatz doch ihren Mehrwert. Zudem sei das Gelände als "Kaltluftentstehungsgebiet" ausgewiesen. Zuvor hatte Christine Bötsch (CSU) den Grünen vorgeworfen, mit ihrem kurzfristigen Änderungsantrag den Beschluss blockieren zu wollen. Dies wies Matthias Pilz vehement zurück.
Nach zweieinhalbstündiger Diskussion gab es das für die Schulfamilie herbeigesehnte Ergebnis: Mit 30 zu 18 Stimmen beschloss der Stadtrat, die Verwaltung damit zu beauftragen, die Planungen für einen Neubau der städtischen Berufsschulen gegenüber der tectake-Arena weiter zu verfolgen. Zuvor hatte der Rat über den Änderungsantrag der Grünen abgestimmt und diesen abgelehnt.