Ende vergangenen Jahres war Schluss mit dem Gemischtwarenladen mit Bäckerei in Geroldshausen. Nach 110 Jahren hat Berthold Heunisch den Familienbetrieb in der Hauptstraße 30 geschlossen. Eigentlich war das Geschäft aus Geroldshausen gar nicht wegzudenken, doch Berthold Heunisch musste krankheitsbedingt aufhören.
Den Menschen in Geroldshausen fehlt der Lebensmittelmarkt, in dem es alles gab und auch die Bäckerei. Es wurde überlegt, was man machen könnte, um die Bevölkerung wieder vor Ort zu versorgen. Es wurde viel geredet und diskutiert. Drei Familien nahmen es in die Hand, und so entstand die Initiative für einen Dorfladen. Es wurden Informationen eingeholt, eine Unterschriftenaktion gestartet, das Projekt im Gemeinderat vorgestellt und eine Infoveranstaltung abgehalten, zu der viele Bürger kamen.
Auch die Gemeinde zieht mit
Und so langsam kam Schwung in die Aktion. Berthold Heunisch unterstützt das Projekt und vermietet die Räume extrem kostengünstig. Auch die Gemeinde zieht mit und stellt 30 000 Euro Startkapital zur Verfügung. Doch damit verknüpft war der Anspruch, dass genauso viel Kapital von den Geroldshäuser Bürgern aufgebracht werden sollte. Und es haben sich viele bereiterklärt mitzumachen. Es wurden Erklärungen abgegeben und beim Notar eine Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) eingetragen. Und das Geld kam auch zusammen. Nach nur einigen Wochen sind bereits 17 000 Euro als Einlage auf dem Konto des Dorfladens eingegangen. Unterstützung fanden die Initiatoren auch bei Berthold Heunisch, der ihnen wertvolle Informationen über den Verkauf lieferte. Er statte sie mit Zahlen aus, so dass man weiß, was eingekauft werden muss.
Jetzt ist die Renovierung des ehemaligen Gemischtwarengeschäftes in vollem Gange. Auch hier unterstützen die Bürger und helfen mit. Man merkt, dass die Einwohner dahinterstehen. Auch die Firmen vor Ort sind hilfreich. Da wird Material kostenlos zur Verfügung gestellt. Alle ziehen an einem Strang. Es werden viele Gespräche geführt, und das ist auch die Intention des Dorfladens. Natürlich ist wichtig, dass die Geroldshäuser, und die Menschen in den umliegenden Gemeinden wieder die Grundversorgung vor Ort erhalten und nicht unnötig weite Wege auf sich nehmen müssen, was für ältere Bürger besonders beschwerlich ist. Wert gelegt wird auf regionale Produkte, was einem Dorfladen auch entspricht.
Überrascht sind die Initiatoren über das große Interesse. So bieten auch viele ältere Menschen an bei der Renovierung zu helfen. Oder es kommen Radler vorbei, die früher schon in der Bäckerei Station gemacht hatten und überrascht waren, dass das Geschäft geschlossen ist. Als sie erfuhren, dass ein Dorfladen entstehen soll, waren sie begeistert und haben sich gleich ein Formular zur Unterstützung mitgeben lassen.
Der Dorfladen ist auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen
Bürgermeister Josef Schäfer ist begeistert, dass die Bürger selbst die Initiative ergriffen haben. "Der Bedarf ist da, und ich freue mich, dass es die drei Familien so in die Hand genommen haben, und ich wünsche mir, dass es funktioniert", äußert er sich. Der Dorfladen ist auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen, und Josef Schäfer wünscht sich, dass sich viele Bürger einbringen.
Der Dorfladen bietet auch einen sozialen Aspekt. Da es im Ort keine Gaststätte mehr gibt, soll er auch eine Begegnungsstätte für Jung und Alt werden. Man kauft ein, trifft sich, trinkt Kaffee, holt sich seine frischen Backwaren, die Kinder können im Dorf wieder selbst einkaufen und auch so den Wert des Geldes kennenlernen. Die drei Familien, die den Dorfladen auf den Weg gebracht haben sind sehr zuversichtlich. Es waren einige Hürden zu überwinden, aber eigentlich ist es jetzt, bis auf die laufende Renovierung fast geschafft, und der Eröffnung im Herbst steht nichts mehr im Wege.