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Gaukönigshofen: Neue Messgewänder: Warum Paramentenstickerei so aufwändig ist

Gaukönigshofen

Neue Messgewänder: Warum Paramentenstickerei so aufwändig ist

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    Die Gaukönigshöferin Renate Busch hat sich der Paramentenstickerei verschrieben. Derzeit legt sie letzte Hand an das Messgewand, das  Pfarrer Klaus König beim Osterfest erstmals tragen wird.
    Die Gaukönigshöferin Renate Busch hat sich der Paramentenstickerei verschrieben. Derzeit legt sie letzte Hand an das Messgewand, das Pfarrer Klaus König beim Osterfest erstmals tragen wird. Foto: Hannelore Grimm

    Über Monate hinweg nahezu täglich über einen Stickrahmen gebeugt zu sitzen - dazu gehört neben einer unendlichen Geduld vor allem die Freude an der Handarbeit. Dass Renate Busch Freude hat an ihrer Beschäftigung, das ist unübersehbar beim Anblick der zwei großen bestickten Stoffstücke, die in absehbarer Zeit zu Pfarrer Klaus Königs neuen Kleidern zählen werden.

    Das Messgewand, die sogenannte Kasel, die derzeit unter den geschickten Händen der 81-Jährigen entsteht, ist bereits ihr sechstes Werk. Dass sie sich der Paramentenstickerei verschrieben hat, das "verdankt" Renate Busch nicht nur dem Geistlichen, der sie zu der Arbeit ermunterte.

    Die Messgewänder der Pfarrei waren alt und verschlissen

    Bereits in jungen Jahren hätte sie gerne eine Ausbildung zur Paramentenstickerin gemacht. Nachdem sie aber auf Wunsch der Eltern den Weg einer kaufmännischen Angestellten eingeschlagen hatte, gehörte auch nach der Heirat mit Walter Busch das Sticken, Stricken und Nähen zu den Lieblingsbeschäftigungen der zweifachen Mutter.

    Nachdem Pfarrer König, der seit 2009 in der Gemeinde wirkt, bei einem Besuch im Hause Busch vor einigen Jahren die Stickbilder der Hausherrin gesehen hatte, war ihm sofort klar, dass Renate Busch auch Messgewänder anfertigen kann. Der Geistliche hatte festgestellt, dass der Bestand an Gewändern der Pfarrei zum Großteil sehr alt und sehr zerschlissen war. Da Reparaturen im Hinblick auf die Kosten wenig sinnvoll schienen, überzeugte er Renate Busch davon, sich an der Paramentenstickerei zu versuchen.

    Die Kunst hat eine lange Tradition in den Klöstern

    Die Paramentik ist eine besondere Kunst, die besonders in den Klöstern eine lange Tradition hat. Als Paramente werden liturgische Gewänder sowie textile Gebrauchs- und Ausstattungsgegenstände bezeichnet, die in der Kirche für Liturgie und Gottesdienst verwendet werden. Der Begriff Parament leitet sich vom lateinischen"pararemensam" ab und bedeutet wörtlich übersetzt "den Tisch bereiten."

    Renate Busch hat in den vergangen fünf Jahren Kasel in den Stofffarben grün, rot, lila und blau für den Bestand der Pfarrei angefertigt. Für den privaten Fundus des Pfarrers hat sie ein schwarzes Exemplar und ein blaues, ein sogenanntes Marien-Messgewand, bestickt.

    Die Bestände an edlen Fäden stammen aus dem Kloster Oberzell

    Das Zuschneiden und Einsäumen der Gewänder erledigt Elfriede Karl. Die Näherin setzt auch demnächst den goldfarbenen Futterstoff ein und stellt das neue Gewand fertig. Während von der Stickerin großes Können und Fingerfertigkeit gefragt sind, übernimmt Pfarrer König den Einkauf des Stoffes. Die edle Shangtung Seide mit der für eine Kasel benötigte Überbreite von 1,60 Metern bezieht er aus einer Krefelder Weberei.

    Das Problem, die Fäden mit den Namen "Japan Gold" und "Japan Silber" zu finden, die dem Messgewand seinen Glanz geben, löste sich vor einigen Jahren durch die Auflösung der Paramentenwerkstatt im Kloster Oberzell. Es gelang, sich mit den Restbeständen der glänzenden Fäden und auch mit einer beachtlichen Auswahl von bunten Stickgarnen einzudecken.

    Mit Färbepulver werden die Konturen aufgezeichnet

    Bevor Renate Busch mit dieser Arbeit, die einer Malerei mit Nadel und Faden gleicht, Neuland betrat, machte sich mit Hilfe einer versierten Paramentenstickerin aus der Oberpfalz und im Internet vertraut mit der für sie nicht alltäglichen Handarbeit. Bis die Stickerin den ersten Stich auf dem Stoff platzieren kann, vergeht, wie Renate Busch erklärt, schon einige Zeit.

    Zunächst wählt Klaus König das Motiv aus, dass das Gewand schmücken soll. Nachdem sich der Geistliche passend zur Schutzengelkirche für das Thema "Engel" entschieden hatte, zeichnete seine Nichte Anna König den Entwurf. Nach dem Aufzeichnen auf Pergamentpapier müssen zunächst die Konturen der Stickerei mit Nadelstichen auf dem Papier ausgestanzt werden. Durch das Pergament, das auf dem Gewand fixiert ist, wird anschließend ein Färbepulver durch die Perforation gerieben. Um das Farbpulver auf dem Stoff zu fixieren, wird abschließend ganz vorsichtig Spiritus darüber gesprüht.

    Schutzengel Raphael und die Jakobsleiter sind die Motive

    Die Vorseite verzierte Renate Busch mit einem modernen Schutzengel, der den Engel Raphael über einem Fluss mit einer kleinen Brücke darstellt. Vor ihm steht der kleine Tobias, der einen Fisch in der Hand hält. Auf der Rückseite wird von der Jakobsleiter aus dem ersten Buch Mose erzählt. Zu sehen ist auf dem Gewand der schlafende Patriarch Jakob, der nach der biblischen Geschichte von einer Leiter träumt, die bis in den Himmel reicht und auf der die Engel auf-und niedersteigen. Renate Busch, die drei kleine Engel auf die Leiter stickte, freut sich, dass ihre freiwillige, zeit-und arbeitsaufwendige Handarbeit nun nahezu abgeschlossen ist.

    Und Pfarrer Klaus König, der zu Ostern sein neues Gewand erstmals tragen wird, ist sehr froh darüber, dass es Renate Busch gibt. Mit der Paramentenstickerei, die sie so gut beherrscht, bewahrt sie nach seinen Worten ein altes Handwerk, um das es schade wäre, wenn es ausstirbt.

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