Nach heftigen Turbulenzen im Staatlichen Hofkeller und der für die Öffentlichkeit überraschenden Trennung vom bisherigen Leiter hat der neue neuen Direktor Thilo Heuft den Ehrgeiz, und vor allem ein Konzept, das Staatsweingut auf den Weg in eine gute Zukunft zu bringen.
Gründe für die Trennung vom bisherigen Chef Marcel von den Benken nach nur einem Jahr werden offiziell nicht genannt. Aus dem zuständigen Bayerischen Landwirtschaftsministerium hieß es lediglich, man habe sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt.
Viele Erfahrungen im Weinbau gesammelt
Seit Mitte vergangenen Jahres wurde das Staatsweingut von einem kommissarischen Leiter aus dem Landwirtschaftsministerium geführt, Anfang des Jahres ernannte der damalige Landwirtschaftsminister Helmut Brunner Thilo Heuft zum neuen Direktor. Mit ihm habe man eine erfahrene Persönlichkeit gewinnen können, der die Branche bestens kennt und national wie international gut vernetzt ist, sagte Brunner damals in München.
Obwohl jung an Jahren, bringt Thilo Heuft reiche Erfahrungen aus dem Weinbau, vor allem aber auch in der Führung eines großen Unternehmens mit. Inzwischen hat er sich im Hofkeller eingearbeitet und bekommt von allen Seiten ein positives Feedback.
Mit drei Jahren von Bremen nach Schwaben gezogen
Eigentlich ist Thilo Heuft in der Nähe von Bremen geboren, kam aber mit drei Jahren nach Schwaben, nach Kirchheim am Neckar. Von Kindesbeinen an hat er in den steilen Weinbergs-Terrassen am Neckarufer mitgearbeitet. „Schaffe ist schwäbische Wesensart“, sagt er heute.
Nach Abitur und Zivildienst machte er beim Weingut Albrecht Kießling in Heilbronn seine Weinbaulehre, studierte dann in der Fachhochschule Heilbronn Betriebswirtschaft der Weinwirtschaft mit Zusatzkompetenzen Weinbau und schloss als Diplom-Betriebswirt ab. Parallel zum Studium hat er in der Genossenschaftskellerei Heilbronn im Keller, in Verwaltung und Vertrieb gearbeitet.
Heuft hat klare Ziele für den Hofkeller vor Augen
Seine berufliche Laufbahn begann er 2001 als Geschäftsführer der Weingärtnergenossenschaft Niedernhall. Von 2006 bis 2011 war er Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Weingärtner Brackenheim, die er in dieser Zeit mit der Strombergkellerei Bönnigheim zur Winzergenossenschaft Weingärtner Stromberg-Zabergäu zusammenführte. Mit 1100 Winzern und 760 Hektar Rebfläche ist sie einer der erfolgreichsten Winzergenossenschaften Deutschlands. Seit 2012 war er dort geschäftsführender Vorstand.
Nun ist Thilo Heuft für den1128 gegründeten Staatlichen Hofkeller verantwortlich, der mit 110 Hektar Rebfläche zu den vier größten Weingüter Deutschlands zählt. Dazu gehören so bekannte Lagen wie der Würzburger Stein, der Iphöfer Julius-Echter-Berg und der Großheubacher Bischofsberg.
Hofkeller soll Qualitätsmanagement bekommen
Die Ziele des neuen Direktors sind klar gesteckt: „Mit dem Landwirtschaftsministerium ist vereinbart, das staatliche Unternehmen Hofkeller betriebswirtschaftlich auszurichten und als Vorzeigebetrieb für die Weinwirtschaft weiterzuentwickeln, angefangen von der Berufsausbildung bis hin zur Entwicklung des Weinbaues in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Weinbau und den Unternehmen der fränkischen Weinwirtschaft“, sagt Heuft.
Inzwischen hat er eine erste Analyse abgeliefert, wo kurz-, mittel- und langfristig entwickelt werden muss, wobei das Ministerium extrem kooperativ gewesen sei, so Heuft. Was er für besonders wichtig hält: „Bei allen Weinsegmenten muss gedreht werden, denn auch das Gute ist stets weiter entwicklungsfähig. Wir haben mit die besten Lagen, dann müssen wir auch stets bei den besten Weinen dabei sein. Daran werden wir unser Konzept ausrichten“, verspricht der neue Direktor. Er will dafür ein Qualitätsmanagement einführen, um die Vernetzung der weitgestreuten Außenbereiche mit dem Keller zu verbessern.
Bereitschaft zur Innovation soll im Vordergrund stehen
Heuft verweist darauf, dass der Hofkeller im letzten Jahr eine weitere unterdurchschnittlich kleine Ernte eingefahren hat, die die Marktnachfrage nicht bedienen kann und die sich negativ auf das wirtschaftliche Ergebnis auswirkt. Direkt vergleichbare Weingüter in der Region hätten bis zu 30 Prozent höhere Erntemengen.
Stabile Erntemengen und die gewünschte Qualität seien die großen Herausforderungen, die es aufgrund der Wetterkapriolen der vergangenen Jahre zu meistern gilt. So setzt Heuft auch auf Wachstum, aber nur da, wo es von der Qualität der Lagen und der Rebsorten ins Konzept passt. Für entwicklungsfähig hält er auch die Kommunikation nach außen, wobei der Hofkeller ein einheitliches Bild geben solle, bei der die lange Tradition im Vordergrund stehe, ebenso aber auch die Bereitschaft zur Innovation.
Womit der neue Direktor sehr zufrieden ist, sind seine Mitarbeiter. „Ich bin ein Team-Player, denn einer alleine erreicht nichts“, sagt er. Wichtig sei, dass man erst einmal zuhören und Wissen sammeln müsse. „Da sind und waren mir bisher alle Beteiligten eine große Hilfe, mit denen gemeinsam sicherlich die Ziele des Staatlichen Hofkellers umgesetzt werden können.“