Für den Altersmediziner Gerald Metz ist es ein Quantensprung in der medizinischen Versorgung im südlichen Landkreis Würzburg. An der Main-Klinik in Ochsenfurt ging die neue Abteilung für mobile geriatrische Rehabilitation, kurz MGR, an den Start. Das Krankenhaus ist damit bundesweit eine von 22 Einrichtungen zur mobilen Alters-Reha und das einzige kleine Akutkrankenhaus, das über dieses Angebot verfügt, sagt Klinik-Geschäftsführer Christian Schell.
Die geriatrische Reha gilt als Schlüsseldisziplin, wenn es darum geht, älteren Menschen nach einer schweren Operation oder Sturzverletzung die Rückkehr in ihr gewohntes Umfeld zu ermöglichen und so die Aufnahme in eine stationäre Pflegeeinrichtung zu vermeiden. "Je schneller die Reha einsetzt, desto größer die Chance, den Patienten wieder vollständig herzustellen", sagt Gerald Metz. Doch die Plätze in Reha-Kliniken seien knapp und für viele Patienten ungeeignet, etwa wenn sie sich aufgrund einer Demenzerkrankung in fremder Umgebung nicht mehr zurechtfinden.
Die Main-Klinik will eine Versorgungslücke in der geriatrischen Reha schließen
Diese Versorgungslücke will das interdisziplinäre Team der Main-Klinik nun schließen. Ähnlich wie eine stationäre Reha verfügt die Klinik über Fachleute der unterschiedlichen Disziplinen, von der Physio- und Ergotherapie über die Logopädie bis zur Ernährungstherapie. Der Unterschied: Die Therapeuten suchen die Patienten zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung auf. Für Gerald Metz bedeutet das einen deutlichen Zugewinn an Behandlungsqualität. "Wir behandeln die Patienten in ihrem gewohnten Umfeld, sehen, wo es im Alltag Probleme gibt und können auch den Angehörigen Tipps geben", so Metz. "Für mich ist das der Goldstandard der geriatrischen Reha."

Gerald Metz, der medizinischer Leiter der Reha sein wird, hat seit ihrer Gründung im Jahr 1996 an der geriatrischen Reha-Klinik der Arbeiterwohlfahrt in Würzburg gearbeitet. Seit zwei Jahren ist er an der Main-Klinik tätig und hat dort die Gründung der mobilen geriatrischen Reha angeregt. Im Frühjahr gab der Verwaltungsrat der landkreiseigenen Klinik seine Zustimmung. Neun Monate dauerten die Vorbereitungen - unter anderem die Anstellung weiteren Fachpersonals - bis zur Unterzeichnung des ersten Versorgungsvertrags zwischen der Main-Klinik und der AOK.
Aus Sicht der AOK profitieren alle Beteiligten von der mobilen geriatrischen Reha
Jasmin Colga, stellvertretende Direktorin der AOK Würzburg, sieht in der mobilen geriatrischen Reha eine "Win-Win-Situation aus allen Perspektiven". Für die Kassen bedeute sie eine Kostenersparnis, sagt Colga. Während die stationäre geriatrische Reha durchschnittlich 250 Euro pro Tag koste, beträgt die Tagespauschale, mit der die mobile Reha vergütet wird, derzeit 147 Euro. Erheblich größer sei der Kostenvorteil, wenn durch die Reha der Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung vermieden werden kann. Im Vordergrund stünden aber die Vorteile für die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten.
Wie die Main-Klinik profitiert, macht der ärztliche Direktor und Chefarzt Joachim Stenzel deutlich. "Wir haben immer mehr Fälle, in denen ältere Patienten zwar austherapiert sind, wir sie aber nicht guten Gewissens schon nach Hause entlassen können", sagt er, "und es fällt immer schwerer, einen Kurzzeitpflegeplatz zu finden, um die Nachversorgung sicherzustellen." Neben den Nachteilen für die Patientinnen und Patienten habe dies für die Klinik Kosten zur Folge, die nicht von den Kassen ausgeglichen werden.
"Das Konzept, die Hilfe direkt zu den Menschen zu bringen, ist auch angesichts der demografischen Entwicklung genau das Richtige", meint Landrat Thomas Eberth. "Dieses Leuchtturmprojekt zeigt, dass auch kleinere Krankenhäuser innovative Lösungen entwickeln können, die überregional Modellcharakter haben."
In den ersten Monaten steht die mobile geriatrische Reha nur Patientinnen und Patienten der Main-Klinik offen. Nach der Einführungsphase kann die Reha auch über den Haus- oder Facharzt verordnet werden. Voraussetzung ist die Genehmigung durch die Krankenkasse. Die Testphase ermögliche es, Abläufe zu optimieren und Erfahrungen zu sammeln. "Wir möchten sicherstellen, dass alles reibungslos läuft und unsere Patienten die bestmögliche Betreuung erhalten", so ärztlicher Leiter Gerald Metz.