Es kommt wieder Leben ins Gut am Heuchelhof: Das Gebäude hat nach jahrelangem Leerstand in Petra Perkmann und Dorothee Wagner zwei neue Inhaberinnen gefunden. Ihr Café Grenzenlos gibt es am Heuchelhof schon seit 2021 - bisher bewirteten Perkmann und Wagner ihre Gäste allerdings direkt gegenüber vom Gut im Bischof-Scheele-Areal. Im Februar stand nun die Neueröffnung in den Räumlichkeiten des alten Guts an. Der Umzug bedeutet eine Vergrößerung – die beiden übernehmen jetzt auch den Hotelbetrieb im Gut. "Trotzdem hat sich am Konzept nichts verändert", sagt Dorothee Wagner.
Die beiden Betreiberinnen sind gelernte Pflegefachkräfte aus Südtirol. Den Beruf habe Wagner aufgrund ihrer MS-Erkrankung irgendwann nicht mehr ausüben können. So fasste sie gemeinsam mit Perkmann den Entschluss, in Würzburg einen Neustart zu wagen. Seit der Eröffnung 2021 hat sich das Café am Heuchelhof etabliert. Der Umzug ins Gut sei eine sinnvolle Entscheidung gewesen, meint Perkmann: "Die Stammgäste von drüben kommen weiterhin gerne her." Dazu kämen seit dem Umzug auch viele Neukunden.
Ein Hauch von 1968
Betritt man das frisch renovierte Gut, wird schnell deutlich: Dieses Café ist unkonventionell. Eine Bartheke fungiert als Empfangstresen für die Hotelgäste, von der Decke des Eingangsbereichs baumeln dutzende schwarze Doktorhüte. "Die sind ein Symbol für die Studentenbewegung", erklärt Wagner. Gerne denkt sie an ihre eigene Studienzeit zurück. Früher habe man sich in Kneipen ganz anders getroffen. "Das war ein Kommunikationsort", meint die 63-Jährige. Heute sei die Diskussionskultur vor allem durch die technologischen Entwicklungen geprägt. "Junge Leute können ohne Handy nicht mehr leben, sie reden nicht mehr miteinander wie früher", meint Wagner.

Die verloren geglaubte Diskussionskultur der 1960er Jahre soll im Café Grenzenlos wieder aufleben. Dabei setzen die Betreiberinnen auf eine lockere Atmosphäre: Das Café ist zugleich Bar, Kneipe und Restaurant. Ein Ort für spontane Gespräche genauso wie für geplante Events. Grenzen bricht man hier allerdings nicht nur beim gastronomischen Konzept auf. Wagner und Perkmann haben ein klares Ziel: Ihr Café soll die Verbindung von Menschengruppen fördern und mit Vorurteilen aufräumen. Zum einen ginge es dabei um Menschen mit und ohne Handicap, aber auch um Gemeinschaft zwischen den Generationen.
Um Menschen miteinander in Austausch zu bringen, veranstaltet das Café regelmäßige Events. Dazu gehören zum Beispiel der wöchentliche Stammtisch "Face to Face", verschiedenste Kunstausstellungen und in diesem Sommer mit dem "Gutshoffestival" erstmals auch ein Open-Air-Event. "Manche tappen dann in die Falle, dass es ihnen gefällt, sich mit einem 90-Jährigen zu unterhalten", scherzt Wagner. Perkmann sieht in den Veranstaltungen auch eine kulturelle Bereicherung für den Stadtteil: "Ich wünsche mir, dass das Angebot weiterhin so gut angenommen wird und wir das Image vom Heuchelhof etwas aufwerten können."