Es soll ein Erlebnis sein, im stationären Einzelhandel einzukaufen. Damit Kundinnen und Kunden Geschäfte in der Innenstadt besuchen, reicht es längst nicht mehr aus, nur allein sein Angebot zu präsentieren. Das haben Inhaberinnen und Inhaber schon länger verstanden und entwickeln immer wieder Konzepte, um ihre Bekleidungsgeschäfte weiterzuentwickeln.
Ein Trend, den auch das Würzburger Modehaus Wöhrl aufgreift und sein Konzept nun um ein Kaffee- und Snackangebot erweitert. Ab 15. April soll die Kaffeehauskette "Cheap Coffee Company" im Wöhrl eröffnen. Cheap stehe für die niedrigen Preise, zu welchen die Inhaber Cihan und Simone Anadologlu Espresso, Cappuccino, Muffins und Co. anbieten wollen, heißt es in einer Pressemitteilung. Direkt im Eingangsbereich können Kundinnen und Kunden künftig die Heißgetränke, Backwaren und Snacks kaufen.

Café im Kaufhaus Wöhrl in Würzburg soll weiteren Anreiz für Kundschaft schaffen
Die Hoffnung dahinter: Über die Handelsgastronomie mehr Kundinnen und Kunden in das Geschäft zu locken. Aber funktioniert das? Eine Umfrage von "EHI Retail Institute" unter Händlerinnen und Händlern in 2024 hat ergeben, dass sich der Einzelhandel von diesen Konzepten vor allem erhofft, sich von anderen Wettbewerbern absetzten zu können. Auch die Einnahmen sollen durch den Verkauf steigen, neue Kundinnen und Kunden gewonnen werden und das Image langfristig verbessert werden.

Diese Hoffnungen teilt auch Christian Greiner, Inhaber von Wöhrl. Seine Familie ist über zwei Beteiligungsfirmen an dem Münchener Start-Up beteiligt. "Das Café schafft einen weiteren Anreiz, um Wöhrl in Würzburg zu besuchen", sagt er. Je vielseitiger ein Geschäft sei, desto attraktiver werde es und dies wiederum steigere die Frequenz. In jüngster Vergangenheit habe die Kaufhauskette deshalb auch an anderen Standorten gastronomische Konzepte integriert. "Einkaufen soll ein Erlebnis sein", macht Greiner deutlich.
"Mainglück" in Würzburg will ihr Café-Konzept künftig sogar ausbauen
Sandra Lemmich hat in ihrem Geschäft "Mainglück" in der Spiegelstraße bereits seit Juli vergangenen Jahres ein integriertes Café. Bisher öffnete das nur einmal im Monat. In Zukunft will sie den Betrieb aber ausbauen, denn die Idee wurde laut Lemmich von der Kundschaft gut angenommen. "Der klassische Einzelhandel ist nicht mehr zeitgemäß", erklärt sie. Die Kundschaft würde immer anspruchsvoller werden und ein Einkaufserlebnis einfordern.

Es gehe längst nicht mehr nur darum, die Verweildauer im Geschäft zu erhöhen. Denn das Integrieren von beispielsweise eigenen Restaurants kennt man bereits seit einigen Jahren von großen Möbel- und Warenhäusern. Auch Lemmich kennt die Konzepte und weiß, sie funktionieren. Sie sagt jedoch auch: "Das allein reicht nicht". Um sich wirklich von anderen Wettbewerberinnen und Wettbewerbern abzusetzen, müsse man kreativ werden. "Der Kunde kommt nur, wenn man anders ist als alle anderen."
Einzelhändler müssen bei Kunden Emotionen hervorrufen, um langfristig zu überleben
Deshalb habe sich die Inhaberin entschlossen, den hinteren Teil ihrer Verkaufsfläche für das Café zu nutzen. Dabei gehe es in erster Linie nicht darum, den Umsatz über den Kaffeeverkauf zu erhöhen. "Das Café befruchtet alles im Geschäft gleichermaßen. Die Frequenz ist höher, die Verweildauer steigt und man bindet den Kunden an den Laden. Die Kundschaft komme in das Geschäft, bemerke die gute Stimmung im Café, werde gastronomisch versorgt und könne sich anschließend noch im Laden umschauen.

Damit löse man Emotionen bei den Kundinnen und Kunden aus. "Das ist wichtig. Wir brauchen Emotionen, wir müssen Menschen begeister, nur dann kommen sie zu uns", erklärt die Würzburgerin.