In seiner bisherigen Form wird es ihn nicht mehr geben, den Mantelsonntag in Würzburg Ende Oktober: Die Erlaubnis für den verkaufsoffenen Sonntag hatte die Stadt Würzburg 2009 für 10 Jahre beschlossen. 2020 muss daher ein neues Konzept her.
Das Problem: Die Rechtsprechung hat sich in dieser Zeit verschärft, das Bayerische und das Bundesverwaltungsgericht haben sich mit der Zulässigkeit von Shopping-Sonntagen beschäftigt. Ein Einkaufs-Sonntag darf demnach nur ein Zusatz zu einer Veranstaltung wie der Allerheiligenmesse sein und nicht der Hauptgrund, weshalb Besucher in die Stadt kommen. Außerdem müssen die Messe und die geöffneten Läden in räumlicher Nähe liegen.
Neues Konzept mit Familienmesse
Der Veranstalter des Mantelsonntags, der Stadtmarketingverein "Würzburg macht Spaß", zieht daraus Konsequenzen. "Der Mantelsonntag findet statt und wird um eine Familienmesse ergänzt", erklärt Joachim Beck, Vorsitzender des Stadtmarketings, auf Anfrage dieser Redaktion. Das neue Konzept, über das der Stadtrat am 2. April entscheiden soll, sieht etwa auf dem Sternplatz, in der Eichhornstraße oder vor dem Dom Aktionen zu Themen wie Gesundheit, Bauen und Wohnen, Nachhaltigkeit, Mobilität und mehr vor. Der Veranstalter erwartet 15 000 Besucher "zusätzlich zu den Besuchern der Allerheiligenmesse".

Die zweite Neuerung: Nur noch Geschäfte innerhalb des Ringparks sollen öffnen dürfen. "Das hat für uns einen besonders schmerzlichen Beigeschmack", sagt Joachim Beck. Betroffen wäre von dieser Regelung zum Beispiel das Modehaus Gebrüder Götz in der Zellerau. "Das wäre sehr schade", sagt Sprecherin Stephanie Berchem, "denn die Gäste freuen sich über das Angebot, einen schönen Sonntag verbringen zu können – unabhängig von der Lage eines Geschäfts." Knapp 2500 Besucher kamen an dem Sonntag 2019 in die Zellerau. Das ist nach Angaben des Unternehmens vergleichbar mit einem besucherstarken Samstag. Ähnlich geht es XXXLutz: Auch für das Möbelhaus ist der Mantelsonntag einer der Top-Umsatztage.
Gewerkschaft begrüßt neues Konzept
Christian Seynstahl, Referent für Regionalentwicklung bei der Industrie- und Handelskammer, sieht die Situation pragmatisch: "So ist eben die Rechtsprechung, daran können wir nichts ändern." Für die Unternehmen außerhalb des Ringparks gebe es zum Beispiel die Möglichkeit, selbst eine Hausmesse zu organisieren. "Das bedeutet natürlich viel mehr Aufwand für die Unternehmer." Sobald das neue Programm für den Mantelsonntag steht, wolle man versuchen, ein Konzept für einen verkaufsoffenen Sonntag außerhalb der Innenstadt auszuarbeiten.
Peter König, Gewerkschaftssekretär für den Fachbereich Handel bei Verdi, begrüßt diese neue Regelung: "Dass früher zum Beispiel Möbelhäuser am Stadtrand geöffnet hatten, war mit der Allerheiligenmesse auf dem Marktplatz wirklich nicht zu rechtfertigen."
Als Gewerkschafter steht König verkaufsoffenen Sonntagen grundsätzlich kritisch gegenüber. "Beschäftigte im Einzelhandel haben ohnehin schwierige Arbeitszeiten und sind oft nicht mit Tarifverträgen angestellt, das heißt, sie bekommen auch keine angemessenen Sonntagszuschläge." Das neue Konzept des Mantelsonntags begrüßt er dennoch: "Wir müssen als Gewerkschaft anerkennen, dass die Stadt und das Stadtmarketing einen hohen Aufwand betreiben, um den Einkaufs-Sonntag zu erhalten." Außerdem sei der Mantelsonntag schließlich der einzige verkaufsoffene in Würzburg – bis zu vier Sonn- oder Feiertage kann eine Gemeinde zulassen.