Ein historischer Moment bei Minusgraden. Am Freitag wurde in der Zellerau der Grundstein für das neue städtische Schwimmbad anstelle des alten Nautilands gelegt. Mit einer Kapsel darin, die für die Nachwelt interessante Zeitzeugnisse enthält: Eine Urkunde zum Bad-Bau, ein USB-Stick mit Bildern vom Nautiland, Münzgeld, eine aktuelle Main-Post und – eine gelbe Nautiland-Quietscheente. Die Grundsteinlegung ist ein symbolischer Akt, denn die ersten Bauten für das neue Schul-, Sport- und Familienfreizeit-Bad stehen bereits. Fertig sein soll das rund 25 Millionen Euro teure Projekt im Herbst 2019.
Ein neues Schwimmbad für die Stadt gibt's nicht alle Tage, weshalb Oberbürgermeister Christian Schuchardt auch von einem „großen, großen historischen Moment für Würzburg“ sprach. Das Bad, das nicht mehr Nautiland heißen wird (der neue Name steht noch nicht fest), solle als „Flaggschiff der Würzburger Bäderlandschaft“ den Bürgern viel Freude bereiten.
Eine bewegte Vorgeschichte bis zum Neubau
Die Grundsteinlegung bereitete den zahlreichen Festgästen – darunter Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Landtagsabgeordneten Oliver Jörg (CSU), Georg Rosenthal (SPD), Kerstin Celina (Grüne), zahlreiche Stadträte, WVV-Chef Thomas Schäfer sowie Planer und am Bau beteiligte Vertreter – bei Eiseskälte großes Bibbern. Erwärmen konnten sie sich an den Festreden, die durchweg nur Lob für das Großprojekt enthielten.
„Ich bin froh, dass der Standort erhalten bleibt“, freute sich OB Schuchardt und erinnerte an die jahrelangen Diskussionen und Debatten um die Zukunft des Bades– darunter auch die Überlegungen es zu verkleinern oder gar ganz zu schließen –, bis 2015 ein kompletter Neubau beschlossen wurde. Schuchardt versprach „ein tolles Angebot“ für gleich drei Zielgruppen. So erfüllt es als Schulschwimmbad eine wichtige Funktion, den Kindern das Schwimmen beizubringen, was der Freistaat Bayern mit einem Kostenzuschuss von 5,3 Millionen Euro honoriert. Für den Einsatz, dieses Steuergeld von München nach Würzburg zu lotsen, dankte Schuchardt den Abgeordneten.
Landtagspräsidentin lobt Engagement der Bürger
Als Sportbad fördere es nach seinen Worten die Aktivitäten der Vereine, die dort wieder eine Heimat finden. Und als Familien- und Freizeitbad werde die gut erreichbare Schwimm- und Saunastätte viel Spaß bereiten. Und nicht nur das: Der Gesundheitsaspekt sei ganz wichtig, betonte der OB.

Barbara Stamm, die seit den 70er-Jahren in der Zellerau wohnt, freute sich nicht zuletzt wegen des neuen Bades, wie sich der Stadtteil entwickelt habe und entwickle. Der Neubau sei „keine leichte, aber eine gute und richtige Entscheidung“ gewesen. Stamm: „Das Steuergeld ist hier gut angelegt.“ Die Landtagspräsidentin lobte die Arbeit der Kommunalpolitiker in Sachen Bad und vergaß dabei nicht, den Einsatz der Bürger zu würdigen: Sie dankte ausdrücklich dem „Aktionsbündnis Nautiland“ für dessen Einsatz. Bei dem Bündnis kämpften Bürger, Badnutzer, Vereinsmitglieder sowie Kommunalpolitiker unterschiedlicher Couleur für ein saniertes beziehungsweise neues Bad an gleicher Stelle.

Ein Bumerang mit viel Technik drin
In seiner Rede an die „Großkopferten“, wie er scherzte, erinnerte Jochen Fritz vom Generalplaner für das Bad, die Fritz Planung GmbH aus Bad Urach (Lkr. Reutlingen), an die lange Vorgeschichte – von der einst angedachten Generalsanierung bis zum Neubau. Diese brachte sieben Planungsvarianten mit sich. Die Variante, die gebaut wird, ist sehr markant: Ein Gebäude in Form eines Bumerangs. Hier habe man sich von der Umgebung mit den Bastionsmauern inspirieren lassen, erklärte Fritz die Architektur. Neben dieser spiele aber die Technik eine ganz wichtige Rolle: Sie beanspruche 40 Prozent der Baukosten. Bis Jahresende soll die Außenhülle stehen. Nächstes Jahr geht's an den Innenausbau.
Was die Würzburger im neuen Bad alles bekommen, erläuterte Jürgen Athmer, Geschäftsführer beim Bauherrn Würzburger Bäder GmbH – eine Tochter des Stadtkonzern Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV). Im Angebot sind neben Sport-, Lehrschwimm-, Plansch- und Erlebnisbecken im Innen- und Außenbereich eine neue Rutsche, eine große Saunaanlage und „eine attraktive Gastronomie“. Das Bad, so Athmer, sei ein Bad in erster Linie für die Würzburger und das Umland und wolle nicht mit Erlebnis-Thermen konkurrieren.
Dann durfte sich ein Teil der Festgäste mit körperlicher Arbeit aufwärmen und den Grundstein zumauern. Sollte ihn irgendwann einmal jemand in Jahrzehnten öffnen, bleibt die spannende Frage, ob dann gelbe Quietscheenten noch immer ein beliebtes Wasserspielzeug sind.
Daten und Fakten zum neuen Schul-, Sport und Freizeitfamilienbad 2015 wurde beschlossen, das alte Nautiland-Bad am Nigglweg durch einen Neubau zu ersetzen. Mit dem Abbruch wurde im April vergangenen Jahres begonnen. Dabei fielen 20 000 Tonnen Bauschutt an. Die Arbeiten zum Neubau starteten im vergangenen Herbst. Die Baukosten sind auf rund 25 Millionen Euro kalkuliert. Einen Zuschuss von 5,3 Millionen Euro steuert der Freistaat Bayern bei. Der Neubau umfasst 49 000 Kubikmeter umbauten Raum. Es werden 11 000 Tonnen Beton und 900 Tonnen Stahl verbaut. Das neue Bad hat eine Grundfläche von 5718 Quadratmetern. Die Wasserfläche ist 1021 Quadratmeter groß. Die neue Röhren-Rutsche ist 84 Meter lang.
„Das Steuergeld ist hier gut angelegt.“
Barbara Stamm, Landtagspräsidentin, zum Nautiland-Nachfolger-Bad